Scheyern
Lieber neue Anreize schaffen

Ilse Aigner kritisiert beim Mai-Empfang der CSA in Scheyern die Rentenpläne Wolfgang Schäubles

01.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Ilse Aigner (CSU), Bayerns Wirtschaftsministerin, zu Besuch in Scheyern. - Foto: Tamm

Scheyern (DK) Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat Kritik an den Rentenplänen der großen Koalition geäußert. Bei einem Besuch im Kloster Scheyern nannte sie die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre "nicht die intelligenteste Lösung".

Aigner war am Samstag auf Einladung der oberbayerischen CSA, der Arbeitnehmer-Organisation innerhalb der CSU, in den Landkreis Pfaffenhofen gekommen. Traditionell stellt die CSA ihr Treffen vor dem Tag der Arbeit unter ein Leitmotiv aus der Wirtschaftspolitik. Dieses Jahr standen dabei die Wirtschaft 4.0 und die Zukunft der Arbeit im Freistaat zur Debatte.

Die Ministerin betonte vor den Spitzen der CSA sowie mehreren Abgeordneten und Gewerkschaftern, wie wichtig die Marktwirtschaft für Bayern und die Bundesrepublik sei. "Hier steht - anders als in der Planwirtschaft - der Mensch im Mittelpunkt." Wenn man sich gegenwärtig die bayerischen Zahlen ansehe, stelle man fest, dass "wir in nahezu allen Landkreisen Vollbeschäftigung haben". Inzwischen sei sogar ein gegenläufiger Trend zu erkennen: Es müsse zunehmend nach Facharbeitern gesucht werden. Besonderes Augenmerk legte die Ministerin auf das Handwerk und den Mittelstand. Sie selbst stamme aus einem mittelständischen Betrieb und wisse daher um die Aufgaben, die gemeistert werden müssten. Immerhin seien hier drei Viertel aller Arbeitsplätze in Bayern zu finden. Den Angestellten dürfe es auch in Zukunft an nichts fehlen. Sie nannte ein Beispiel: Heute werde von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern immer häufiger Flexibilität erwartet. Das sei an sich noch nichts Schlimmes. "Es muss aber auch Zeiten geben, in denen die Menschen ihren Freiraum haben und nicht immer auf Abruf stehen", appellierte Aigner.

Für den digitalen Wandel sieht sie den Freistaat gut aufgestellt. Es sei nicht das erste Mal, dass sich die Industrie grundlegend verändert: "Erst hatten wir die Mechanisierung, dann die Automatisierung und nun eben die Digitalisierung", sagte Aigner. Jedes Mal habe sich die Arbeitswelt der Menschen massiv verändert. Unter den Augen von Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) ging Aigner auch darauf ein, ob es nun definitiv im Raum Ingolstadt ein digitales Gründerzentrum geben wird. Aigner achtete merklich auf ihre Worte. Sie könne natürlich noch nichts Abschließendes sagen, aber "es ist so gut wie sicher, dass wir in manchen Regierungsbezirken mehr als nur ein Zentrum bekommen werden". Daraus könne man schon viel ablesen, so Aigner. Die Region 10 - also die Stadt Ingolstadt und die drei umliegenden Landkreise - konkurriert seit Langem um den Zuschlag für ein digitales Gründerzentrum mit dem Raum Rosenheim.

Auch zum aktuellen bundespolitischen Streitthema Rente bezog Ilse Aigner Stellung und richtete sich gegen die Pläne Wolfgang Schäubles (CDU), das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Zwar wachse mit der Altersarmut ein Problem heran. Aber: "Wir in Bayern stehen gut da. Außerdem halte ich es nicht für die intelligenteste Lösung, pauschal die Lebensarbeitszeit heraufzusetzen." Die Wirtschaftsministerin machte jedoch deutlich, dass man all denjenigen, die länger arbeiten wollen, keine Schwierigkeiten machen dürfe. "Natürlich müssen wir hier auch vermehrt Anreize setzen."

Auch Joachim Unterländer, Landesvorsitzender der CSA und Abgeordneter im bayerischen Landtag, ergriff mehrfach das Wort. Er sagte, dass die soziale Marktwirtschaft auch im Zuge der Veränderungen am Arbeitsmarkt ein "Garant dafür ist, dass wir die großen Herausforderungen wie die Flüchtlingskrise oder den demografischen Wandel stemmen können". Zudem müsse mehr Wert darauf gelegt werden, dass Arbeitnehmer ihren Beruf besser mit der Familie vereinen können.