Saulgrub
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Vierjähriger rettete seiner Oma mit einem telefonischen Notruf das Leben Nun wird er dafür geehrt

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Saulgrub/München (DK) Mit seinen Eltern hatte ein Vierjähriger geübt, dass er in einem Notfall die 112 anrufen soll. Im Oktober kam es dann zum Ernstfall -- und der Bub wurde zum bravourösen Lebensretter. Deshalb wird er heute in München mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet. Auch Lebensretter aus der Region werden geehrt.

Eigentlich sollte seine Oma ihn wie jeden Morgen in den Kindergarten bringen. Doch am 24. Oktober kam für den damals vier Jahre alten Tobias Neuner und seine Großmutter alles anders: Die 67-Jährige fiel plötzlich zu Hause in Saulgrub (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) um, blieb regungslos liegen. Ein Notfall, doch der Bub wusste sich schnell zu helfen - und rief quasi ganz routiniert die 112 an.

"Wir hatten einige Zeit vorher schon einmal durchgespielt, was man in einem Notfall machen muss", erzählt seine Mutter Barbara Neuner heute, ein halbes Jahr nach dem Vorfall. Auch im Kindergarten sei das Absetzen eines Notrufs Thema gewesen. "Es war eine Intuition, dass es gut wäre, das mal mit ihm zu üben."

Als es dann tatsächlich zum Notfall kam, erinnerte sich Tobias an die Erklärungen der Eltern und an sein Kinderbuch über die Feuerwehr und den Rettungsdienst. Der Junge holte sich schnell das Buch, in dem auch die Notrufnummer 112 abgebildet ist. "Tobias hat der Bergwacht dann seinen Namen und die Adresse durchgegeben und gesagt, dass er Hilfe brauche, weil seine Oma umgefallen sei und sich nicht mehr bewege", sagt seine Mutter. Es folgten lange zehn Minuten für den Vierjährigen, mit denen er auch heute noch zu kämpfen hat. Als der Rettungsdienst eintraf, öffnete er ihnen die Tür und erklärte, wo genau seine Oma liegt. Nach einer Reanimation wurde die 67-Jährige nach Murnau ins Krankenhaus gebracht. Dort starb sie fünf Tage später auf der Intensivstation.

"Tobias hat uns mit seinem Einsatz ein Riesengeschenk gemacht", sagt seine Mutter. Der Zusammenbruch der 67-Jährigen sei aus heiterem Himmel gekommen. Durch Tobias' Notruf konnte sich die Familie noch von ihr verabschieden. "Die Situation ist nicht leicht für Tobias, aber er fühlt sich schon auch als Retter."

Auch die Bergwacht in Bad Kohlgrub, bei der der Notruf des Jungen einging, ist begeistert von seiner Leistung. Sie hätten es noch nicht erlebt, dass ein Vierjähriger einen einwandfreien Notruf abgesetzt habe, erzählten sie Barbara Neuner. Daher haben die Rettungskräfte den Kleinen für die Verleihung der Christophorus-Medaille vorgeschlagen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ehrt damit heute in München insgesamt 64 Menschen aus Bayern, die einen Menschen in schwierigen Umständen aus Lebensgefahr gerettet haben. Zudem erhalten 65 Personen die Bayerische Rettungsmedaille, weil sie bei der Rettung eines Menschen in Lebensgefahr ihr eigenes Leben eingesetzt haben. Der inzwischen fünfjährige Tobias ist in diesem Jahr der jüngste Preisträger.

Geehrt werden auch mehrere mutige Lebensretter aus der Region. Sie alle haben Menschen vor dem Ertrinken bewahrt - in der Altmühl, der Donau oder dem alten Main-Donau-Kanal in Kelheim. Die Rettungsmedaille bekommen unter anderem Julia Schwarzer und Fabian Benkowitsch aus Eichstätt. Als ein Bootsfahrer am 11. April vergangenen Jahres in Eichstätt in der Altmühl kenterte, sprangen sie in den Fluss. Gemeinsam mit Bernadette Saßmannshausen aus Gunzenhausen zogen sie den Mann an Land.

Auch Robert Gross aus Ingolstadt erhält eine Rettungsmedaille. Er hatte am 4. Mai 2016 einen Mann gerettet, der an der Ingolstädter Staustufe in die Donau gestürzt war. Trotz Lebensgefahr sprang er dem Mann hinterher und zog ihn zum Ufer. Mithilfe eines Rettungsrings konnten dann beide aus der Donau geholt werden.

Mit der Christophorus-Medaille wird Karl Baumgartner aus Kelheim geehrt. Er hatte am 29. April 2016 einem neunjährigen Buben geholfen, der in Kelheim mit seinem Fahrrad in den Ludwigskanal gestürzt war. Baumgartner stieg ins Wasser und rettete das Kind mithilfe eines ihm von seiner Ehefrau zugeworfenen Rettungsrings.