Reichertshofen
Neunjähriger rettet ertrinkenden Bruder

Bub holt Kleinkind aus Reichertshofener Heideweiher Aufmerksamem Passant gelingt Wiederbelebung

06.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr
Erleichterung bei Bahdor Khan A. und seinen Kindern Madina, Tamana und Milat (von links): Der jüngste Sohn des Mannes wäre am Vatertag beinahe ertrunken. Milat (9) rettete seinen Bruder. −Foto: Richter

Reichertshofen (DK) Das tatkräftige Handeln seines älteren Bruders und eines aufmerksamen Passanten haben dem einjährigen Osman A. am Vatertag das Leben gerettet. Der Bub, Sohn einer Asylbewerberfamilie aus Afghanistan, wäre um ein Haar im Reichertshofener Heideweiher (Kreis Pfaffenhofen) ertrunken.

Er kam nach seiner Rettung zur Beobachtung in die Neuburger Kinderklinik und wurde schon am Freitagnachmittag in der Unterkunft seiner Familie zurückerwartet.

Alles ist gut! Die Familie A. wirkte am Freitag sichtlich erleichtert und fröhlich, nachdem der erste Schreck verdaut war. Sie lebt seit knapp eineinhalb Jahren in Deutschland. Den Vatertag verbrachte sie am Heideweiher in Reichertshofen, um "ein bisschen zu feiern, was zu essen und was zu trinken", wie der 32-jährige Vater berichtet. Was dann passierte, weiß er selbst nur aus Erzählungen, denn er war zwischendurch mal mit anderen Männern zum Fußballspielen gegangen.

Der erste Held des Nachmittags ist sein neun Jahre alter Sohn Milat, ein aufgeweckter Bub mit lebhaften Augen. Der Grundschüler hat mit seinen Schwestern Madina (8) und Tamana (7) alles hautnah miterlebt. Es passierte laut Polizeibericht gegen 17.30 Uhr: "Wir sind am Spielplatz neben dem Wasser gewesen und haben auf Osman aufgepasst. Aber der ist schon ganz schnell! Plötzlich ist er ausgerutscht und ins Wasser gefallen", erinnert sich der Neunjährige. Milat zögert keine Sekunde. "Ich bin gleich ins Wasser, mit Jacke, Hose und Schuhen", sagt er. Fasst klingt es, als könne er immer noch nicht glauben, was da vor sich ging. Der beherzte Bub kriegt seinen kleinen Bruder zu fassen und zieht ihn ans Ufer. In der Erinnerung des Schülers waren es nur Sekunden, aber das Geschehen dürfte sich doch länger hingezogen haben. Osman bewegt sich nicht mehr, leblos liegt er am Boden, seine Geschwister sind verschreckt.

Es ist der Moment, als der zweite Held des Tages erscheint, mag er sich auch nicht als solcher sehen. Ein 41-Jähriger aus Baar-Ebenhausen erkennt sofort den Ernst der Lage und beginnt mit der Wiederbelebung. Seine Versuche sind erfolgreich. Als die Rettungskräfte eintreffen, atmet Osman bereits wieder. Der 41-Jährige wollte sich am Freitag nicht zu dem Vorfall äußern. "Es ist doch selbstverständlich, was ich getan habe", erklärte er der Geisenfelder Polizei. Die Familie ist inzwischen wieder vereint und kann den Muttertag unbeschwert feiern.

Der Kioskbetreiber am Heideweiher, Hans Schottenheim, - nach seinem früheren Lokal "Hexenhäusl" bei vielen als der "Hexen-Hans bekannt" - ist erleichtert, dass alles gut ausgegangen ist. Er hatte einigen Kindern kurz vor dem Unglück noch ein Eis spendiert. "Es passiert immer wieder, dass Asylbewerber hier die Gefahr unterschätzen. Zweimal schon haben wir jemanden gerade noch gerettet. Vielleicht sollte man die Leute besser warnen."