Regensburg (DK
Gnadenhof statt Zirkusmanege

Braunbär Ben kann sich ausruhen: Ehemaliger Besitzer klagt nicht mehr auf Rückgabe

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Regensburg (DK) Einer der letzten Zirkusbären in Deutschland wird nicht in die Manege zurückkehren. Braunbär Ben war vor gut einem Jahr beschlagnahmt worden. Nun hat der frühere Halter auf alle Rechte an dem Tier verzichtet.

Das Landratsamt Deggendorf hatte dem Besitzer das Tier vor rund einem Jahr wegen erheblicher Vernachlässigung weggenommen. Daraufhin war der Zirkusbesitzer vor Gericht gezogen. Eigentlich sollte am kommenden Dienstag verhandelt werden. Der Kläger habe nun jedoch einem Vergleichsvorschlag zugestimmt, gab das Gericht bekannt. Demnach bekommt der Kläger im Gegenzug zum Verzicht auf seine Rechte an dem Braunbären den beschlagnahmten Zirkuswagen zurück, in dem das Tier transportiert wurde. Außerdem muss der Mann nicht für die Kosten der Beschlagnahmung aufkommen.

Nach dem Ende des Rechtsstreits steht nun fest, dass das Tier in einem Gnadenhof für Bären bei Bad Füssing (Landkreis Passau) bleiben kann. Dort ist er seit etwa einem Jahr gemeinsam mit mehreren anderen Bären untergebracht. Nach seiner Ankunft hatte er sich zunächst sehr zurückgezogen, erst nach fünf Monaten traf er mit einem Artgenossen zusammen. Nun teilt er sich ein Gehege mit Bärin Leima, die ebenso an Menschen gewöhnt ist. Bis vor Kurzem hielt Ben Winterruhe, wie Franz Weinberger, stellvertretender Leiter des Gnadenhofs, der "Passauer Neuen Presse" sagte. "Nun, zum Ende dieser Phase, schaut er immer wieder sporadisch raus", erklärte er. Dies sei ein für Braunbären typisches Verhalten.

Das Landratsamt Deggendorf hatte sich im März 2016 ein Bild von den Bedingungen in dem fahrenden Zirkus gemacht, zu dessen Attraktionen der Braunbär gehörte. Der Zirkus gastierte damals in Plattling. Die Behördenmitarbeiter beschlagnahmten das Tier wegen seiner schlechten Lebensumstände. Der damals 22 Jahre alte Bär war unbetreut und ohne Futter und Wasser im fensterlosen Teil eines Transportwagens eingesperrt - ohne Zugang nach draußen.

Tierschützer hatten die Aktion damals begleitet. Der Deutsche Tierschutzbund und die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" hatten gefordert, das Tier keinesfalls seinem Besitzer zurückzugeben. Ben gilt als einer der letzten Zirkusbären in Deutschland, nach Angaben von "Vier Pfoten" war er sogar der letzte Bär in einem fahrenden Zirkus.

Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hatte im vergangenen April eine Beschwerde des Unternehmers gegen die Beschlagnahmung zurückgewiesen. "Bei der Bärenhaltung seitens des Zirkus' dürfte es mehrfach zu Verstößen gegen das Tierschutzrecht gekommen sein", teilte der VGH damals mit. So sei der Bär über Stunden bei geschlossener Seitenklappe in einem viel zu engen Bereich des Zirkuswagens untergebracht gewesen. Nach Einschätzung der Amtstierärztin sei der Bär durch diese reizarme, isolierte Haltung in völliger Dunkelheit sowie ohne Beschäftigung erheblich vernachlässigt worden.