München
Pragmatische Lösung

Staatsregierung plant "Aktionsplan Wolf" - Zur Not sollen die Tiere auch abgeschossen werden

17.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:56 Uhr
Wölfe genießen innerhalb der EU den höchsten Schutzstatus. Sie dürfen deshalb nur in Ausnahmefällen und mit einer Sondergenehmigung abgeschossen werden. −Foto: Heinl/dpa

München (DK) "Beim Thema Wolf gibt es weder Anlass zur Hysterie noch Romantik. Wo er auftritt, ist er eine Herausforderung", findet Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Sein Kabinett hat gestern beschlossen, dass Bayern den künftigen Umgang mit Wölfen in einem "Aktionsplan Wolf" regeln will - und der sieht sogar die Möglichkeit des gezielten Abschusses vor.

Konkret geht es darum, den richtigen Weg zum Umgang mit dem Auftreten von Wölfen zu finden. Umweltminister Marcel Huber (CSU) weiß: "Der Wolf ist ein Symbol-Thema: Für die einen ein Symbol für die Biodiversität, für die anderen ein Symbol der Bedrohung." Nun soll es ein pragmatischer Umgang mit dem Thema richten.
Grundsätzlich genießt der Wolf innerhalb der EU den höchsten Schutzstatus. "Wer heute einen Wolf über den Haufen schießt, begeht eine Straftat", so Huber. Andererseits könne es aber auch gute Gründe geben, das Auftreten von Wölfen zu unterbinden. "Uns ist der Schutz von Menschen und von Tieren, ganz besonders von Weidetieren, wichtig", betont der Umweltminister. Verhaltensauffällige Wölfe "müssen entnommen, müssen getötet werden".
Unter welchen Voraussetzungen das geschehen kann, von wem es angeordnet werden muss und wer schließlich für den Vollzug zuständig ist, soll der Aktionsplan Wolf regeln.
Die Größe der Wolfspopulation" solle "auf das artenschutzrechtliche Erforderliche begrenzt werden", heißt es in einem Papier der Staatskanzlei. Derzeit gebe es in Bayern drei standorttreue Wolfspaare: Im Bayerwald im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet, auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr sowie im Bereich des Veldensteiner Forsts in Oberfranken. Daneben gibt es einzelne durchstreifende Wölfe. Der Aktionsplan Wolf setzt auf Prävention, etwa durch Zäune oder Schutzhunde. Derlei Maßnahmen sollen künftig (neben vollumfänglichem Ausgleich von etwaigen Schäden) staatlich bezuschusst werden. Wo Wölfe aber etwa Zäune überspringen und sich verhaltensauffällig zeigen, sollen sie künftig entnommen (Lebendentnahme wo möglich, aber auch Abschuss) werden. Daneben sollen Experten Herdenschutzzonen definieren, wo Präventionsmaßnahmen (etwa aus geografischen Gründen) nicht möglich sind. Dort sollen künftig Wölfe trotz Artenschutz entnommen werden können. "Der Artenbestand scheint ja gegeben, wenn auch nicht in jedem Landkreis", so Huber.
Die Entscheidung über eine Entnahme soll die Naturschutzbehörde treffen. Ob sie von der Jägerschaft durchgeführt wird oder von einem "Profi-Team", müsse noch geklärt werden, hieß es.
Ob Biber, Waschbär oder Schwarzwild: "Wer mal sowas erlebt hat, bleibt zwar Tierliebhaber - aber bekommt ein pragmatischeres Verhältnis zu den Dingen." Wichtig sei, so Söder, den Ausgleich zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Menschen zu finden.

Alexander Kain