Pörnbach
Barock und digital

02.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Fabelwesen: Vor dem verschnörkelten Geländer thront die Holzfigur im Atrium des Schlosses über den drei Rosen, dem Familienwappen.

Stilvoll und edel - so präsentiert sich das Büro von Brauerei-Chef Ignaz Graf zu Toerring-Jettenbach im Pörnbacher Schloss. Noch vor knapp 15 Jahren sah es hier ganz anders aus: leer, verwahrlost, trist.

Pörnbach (DK) Ein bisschen fühlt man sich wie in einer anderen Welt, hier im Pörnbacher Schloss. Hinter dem grünen Zauntor verbirgt sich ein Idyll, nicht prunkvoll und protzig - sondern stilvoll und edel. Nach dem Gang über den langen Schotterweg empfängt Brauerei-Chef Ignaz Graf zu Toerring-Jettenbach seine Gäste persönlich an der ebenfalls grün gestrichenen Flügeltür, die ins Schloss führt.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde hier niemand empfangen, da sah alles ganz anders aus. Seit dem frühen 17. Jahrhundert gehören Anwesen und Brauerei im Landkreis Pfaffenhofen dem alten Adelsgeschlecht. Die Familie hat das im Renaissance-Stil erbaute Gemäuer stetig erhalten. "Im 18. Jahrhundert wurde das Schloss dann barockisiert und im Stil der damaligen Zeit modern eingerichtet", erklärt der Graf, ein eleganter, zuvorkommender und höflicher Mann. Vor etwa 100 Jahren starb die letzte Schlossherrin, Gräfin Wilhelmine.

Es waren die Eltern von Graf Ignaz, Graf Hans Veit und Gräfin Henriette, die vor 15 Jahren begonnen haben, das Anwesen wieder instand zu setzen - mit viel Liebe zum Detail und einer großen Portion Leidenschaft, die dazu geführt hat, dass das Kleinod heute wieder in vollem Glanze erstrahlt. "Es war immer ein Anliegen meiner Eltern, eine Nutzung für das Schloss zu finden", erzählt Graf Ignaz, der mit seiner Frau und den fünf Töchtern in München wohnt. "Als Kinder waren wir hier oft zu Besuch." Der Bezug zu dem Ort in der Hallertau ist nie verloren gegangen - auch, weil die Brauerei hier nach wie vor einen großen Vertriebsstandort hat. Und mittlerweile ist neben diversen Veranstaltungen eine weitere Nutzung dazu gekommen: Der jüngere Bruder von Graf Ignaz, Graf Carl-Theodor, hat heuer mit seiner Familie einen Teil des Anwesens bezogen.

Die Sanierung war immens aufwendig, nach Fotos, Plänen, Erzählungen und Inventarlisten wurde alles wieder so hergerichtet, wie es früher ausgesehen hat. Dass das alles mit großer Hingabe geschehen ist, das sieht man sofort. Der Großteil der Möbel im Schloss stammt aus dem Barock. In Graf Ignaz Büro wirkt alles so perfekt aufeinander abgestimmt, als hätte es schon seit Jahrhunderten dort seinen Platz. Wie die Außenfassade mit ihrem hellen Putz und den grünen Fensterläden ist auch im Inneren alles in eben jenen Farben gehalten. Die Wand hat einen sattgrünen Anstrich erhalten, die Lampenschirme sind passend. Dazwischen steht ein dunkler Holztisch mit Glasplatte. Über dem modernen Dreisitzer hängt ein antikes Gemälde von Wilhelmine, der letzten Schlossherrin. "Die Möbel stammen aus einem familieneigenen Lager", erklärt Graf Ignaz. "Als das Schloss saniert wurde, kamen sie wieder an ihren Ursprungsort zurück."

Gegenüber dem Holzschreibtisch steht ein langes Bücherregal - hier präsentiert der Graf unter anderem die verschiedenen Bier-Sorten seines Unternehmens. Ein Telefon oder einen Computer braucht er hier nicht - Smartphone und Tablet reichen dem 51-Jährigen aus. Ein anderer Hingucker ist das Jagdbild zwischen den beiden Fenstern. Darauf zu sehen sind ein Fasan und ein Jagdhund. "Die Jagd ist Leidenschaft und Aufgabe zugleich", sagt der Graf. Nachhaltigkeit sei ihm wichtig. "Das ist unsere Leitidee und kommt aus der Forstwirtschaft. Ich möchte das auch auf die anderen Teile unseres Unternehmens ausweiten." Sinnbildlich dafür steht auch das kleine Windrad auf seinem Schreibtisch. Der Familie gehört ein nahe gelegener Windpark. "Und so ist es auch mit dem Schloss. Wir wollten es nie abreißen, sondern einen nachhaltigen Nutzen dafür finden."

Und während die Sanierungsarbeiten ein wunderbar stimmiges Büro geschaffen haben, fällt doch ein Detail besonders auf, das den Raum viel persönlicher macht: Im Bücherregal hinter Graf Ignaz Schreibtisch steht ein aktuelles Schwarz-Weiß-Foto seiner dritten Tochter Elisabeth am Tag ihrer Erstkommunion.