Pfaffenhofen
"Wir verstehen uns als Naturschützer"

Fischereiverband Oberbayern tagt in Pfaffenhofen Flüsse werden zunehmend ökologischer gestaltet

18.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (DK) Die Jugendarbeit läuft, viele Projekte sind auf einem guten Weg - mit Zuversicht blickt der Fischereiverband Oberbayern nach vorne. An diesem Wochenende treffen sich Hobbyangler, Berufsfischer und geladene Politiker aus dem Bezirk in Pfaffenhofen zu ihrem traditionellen Fischereitag.

Wer beim Thema Fischen nur den Menschen mit der Rute in der Hand sieht, verkennt das breit gefächerte Engagement der einschlägigen Verbände. Da ist es nicht damit getan, die Schnur samt Haken und Köder ins Wasser zu hängen. "Wir verstehen uns als Naturschützer", sagt Franz Geiger, Präsident des Fischereiverbands Oberbayern, dem knapp 35 000 Mitglieder angehören, darunter 3500 Jugendliche. "Als Fischer machen wir uns viele Gedanken über den Artenerhalt und naturnahe Gestaltung der Gewässer. Wir setzen auch Arten wie Barben, Hasel und Nerfling ein, die wir gar nicht befischen. Uns liegt die Vielfalt am Herzen."

Umso mehr freut es den Verbandspräsidenten, wenn künstliche Sperren in Fließgewässern zunehmend beseitigt werden. "Die Durchgängigkeit unserer Flüsse wird durch Fischtreppen und Umgehungsgerinne immer besser", sagt Geiger. Als Beispiel nennt er die Staustufe Bertoldsheim westlich von Neuburg, wo die Kraftwerksbetreiber im Mai einen millionenteuren Bypass eröffneten. "Das ist für die gesamte Ökologie sehr wertvoll, nicht nur für die Fische." Auch an der Ammer, wo ein Seeforellenprojekt gestartet wurde, gebe es bereits etliche Verbesserungen, ebenso an der Isar. Wie intensiv die Fischer in die Materie einsteigen, mag ein Vortrag während der Arbeitstagung an diesem Samstag verdeutlichen: "Stoffeinträge in unsere Seen und die ökologische Auswirkung auf Flora und Fauna", lautet der Titel.

"Nur durch zahlreiche ehrenamtliche Stunden und den Einsatz der Mitglieder unserer Vereine ist es möglich, das sukzessive Verschwinden heimischer Fischarten zu stoppen", stellt Geiger fest. Das kann etwa durch das Aufschütten von Kiesbänken sein, damit Fische wieder naturnahe Bereiche finden, eine Uferaufweitung als Kinderstube oder die Schaffung von Totholzinseln als Unterschlupf und Schutz. "Viele unserer Fischer sind dafür unermüdlich im Einsatz."

Doch bedarf es auch der Unterstützung der Politik: "Ich bin sehr froh darüber, dass die artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung zur Vergrämung des Kormorans für weitere zehn Jahre verlängert worden ist," sagt Geiger. Die meisten Seen seien im vergangenen Winter zugefroren gewesen, sodass im Februar zahlreiche Hilferufe der Fischereivereine den Verband erreichten, "weil die Mitglieder durch den massiven Einfall von Kormoranen und Gänsesägern den kompletten Einbruch des Fischbestandes in den Fließgewässern befürchteten". Leider sei trotz der Möglichkeit des Vergrämens in manchen Abschnitten die Aufbauarbeit vieler Jahre zunichtegemacht worden, bedauert der Präsident. "Neben dem Kormoran macht uns der Gänsesäger zunehmend Probleme. Wir fordern deshalb eine vergleichbare Regelung, was die Vergrämung betrifft."

Mit Argwohn beobachten die Fischer die Versuche von Kraftwerksbetreiber, an bestimmten Gewässerabschnitten die Pachtverträge so zu gestalten, dass sieben Jahre lang nicht gefischt werden darf. "Es geht darum, unseren Einfluss auf die Bestände festzustellen. Für manche Vereine wäre das aber existenzbedrohend."

Höchst erfreulich präsentiert sich die Jugendarbeit im oberbayerischen Fischereiverband. "Man muss den jungen Leuten aber auch etwas anbieten, von nichts kommt nichts", sagt Verbandsgeschäftsführerin Carolin Schaffer. "Man merkt, wie begeistert die Jugendlichen sind, wenn man ihnen die Natur näherbringt." Viele würden vorher nur Fischstäbchen kennen und seien erstaunt, wie gut ein "echter" Fisch aus dem Fluss schmeckt. Um das Interesse des Nachwuchses weiter hoch zu halten, hat der Verband ein mehrjähriges Programm aufgelegt. "Wasserdetektive erforschen die Gewässer", heißt es.