Pfaffenhofen
Schwammerl haben Hochsaison

Pilze-Experte Bernhard Scholz erklärt, auf was man bei der Suche achten sollte

19.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

 

Pfaffenhofen (DK) Wenn Freibadbesucher und Sonnenanbeter zu Hause bleiben, ist für Pilzesammler Hochsaison. Derzeit gibt es im Wald so viele Exemplare wie schon lange nicht mehr. Allerdings lauern auch Gefahren bei der Suche nach den Schwammerl.

„Gut ist gar kein Ausdruck, sie läuft gigantisch“, sagt Pilzesammler Bernhard Scholz über die diesjährige Schwammerlsaison. Der Wechsel zwischen Hitze und Nässe und die damit verbundenen schwülwarmen Temperaturen stellen die optimalen Wachstumsbedingungen für die Pilze dar. „Die letzten Jahre waren bereits gut, aber dieses Jahr ist fantastisch“, schwärmt Scholz, der auch Pilzkurse an der Volkshochschule Pfaffenhofen anbietet. Vorbei ist die Schwammerlsaison noch lange nicht. „Jetzt geht es dann erst richtig los. Pilze leiten den Herbst ein“, sagt der Experte. Von einer Saison im eigentlichen Sinne könne man allerdings gar nicht wirklich sprechen: „Pilze wachsen im Grunde das ganze Jahr. Es gibt sogar Arten, die Frost brauchen, um zu wachsen“, erklärt Scholz.

Wenn man sich auf die Suche nach Schwammerl begibt, sollte man das nicht unmittelbar am Straßenrand tun. „Die Schadstoffbelastung ist dort einfach zu hoch“, so Scholz. Am besten nimmt man sich also die Zeit für einen entspannten Spaziergang durch die regionalen Wälder. Zeit und Ruhe sind wichtige Faktoren beim Schwammerlsammeln: „Da braucht man Geduld und Ausdauer. Man sollte nicht losgehen und sagen, dass man jetzt in einer halben Stunde ein Kilo Pilze findet“, sagt Scholz

Wer regelmäßig nach wohlschmeckenden Schwammerln sucht, sollte sich einen Kalender mit genauer Ortsangabe anlegen. Pilze haben die Eigenschaft, jedes Jahr immer an derselben Stelle wieder zu kommen. „Hat man einmal einen guten Platz gefunden, lohnt es sich, dort im nächsten Jahr wieder nachzusehen“, empfiehlt Scholz. Besonders die beliebten „Reherl“, also Pfifferlinge, bleiben ihren Wachstumsgebieten gerne treu.

Die Pilzsuche ist jedoch nicht ganz ungefährlich. Vor allem in Waldgebieten lauern einige Gefahren, die dringend beachtet werden müssen. „Wenn man im Morgengrauen oder in der Abenddämmerung in den Wäldern unterwegs ist, sollte man eine Warnweste tragen“, erklärt Scholz. Immer wieder kommt es zu Jagdunfällen, gerade wenn sich die Sammler in undurchsichtigem Dickicht aufhalten. Nach wie vor ein großes Problem ist die Gefahr durch Zeckenbisse. „Ohne entsprechende Impfung würde ich es niemandem raten, sich in die Wälder zu wagen“, warnt Pilzsucher Scholz.

Ohnehin muss man sich auf die Schwammerlsuche gut vorbereiten. Auf festes Schuhwerk ist ebenso zu achten, wie auf eine passende Aufbewahrung der Beute. „Niemals Plastiktüten zum Transport der Pilze verwenden“, rät der Schwammerlexperte. Es ist wichtig, dass stets für ausreichend Luftzufuhr gesorgt ist, da die Schwammerl sonst schnell verderben. Am besten packt man die gefundenen Exemplare in eine offene Schachtel. Empfehlenswert ist es zudem, immer ein Messer, einen Pinsel und eine Lupe dabei zu haben, um die Pilze gleich untersuchen und aussortieren zu können.

Oft ist es nur ein kleines Detail, das essbare und tödliche Schwammerl voneinander unterscheidet. „Jedes Jahr gibt es wieder Todesfälle durch Pilzvergiftungen. Wer sich nicht sicher ist, sollte die Finger davon lassen. Auch von Pilz-Apps für das Smartphone kann ich nur abraten“, warnt Scholz. Hat sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein ungenießbares Exemplar ins Essen geschlichen, gilt es unverzüglich einen Arzt aufzusuchen. Am besten ist es, die Reste des giftigen Pilzes aufzubewahren, um entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Der Pilzgenuss muss aber kein Glücksspiel sein: „Wer sorgenfrei Pilze essen will, sollte zu Zuchtpilzen greifen“, rät Scholz.

Ein weiterhin aktuelles Problem der wild wachsenden Pilze ist die radioaktive Belastung durch die Nachwirkungen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Diese tritt jedoch nicht bei allen Exemplaren in gleichem Maße auf. „Maronenröhrlinge sind zum Beispiel höher belastet als Steinpilze“, erklärt Scholz. Es sei zu empfehlen, vor allem junge Pilze zu ernten und die äußere Haut der Schwammerl abzuschneiden. Diese Maßnahmen werden noch eine Weile nötig sein: Erst im Jahr 2046 soll die Strahlung nach Angaben von Bernhard Scholz weitestgehend abgeklungen sein. Die noch vorhandene Belastung ist derzeit allerdings schon so gering, dass man sich seine Pilze dennoch bedenkenlos schmecken lassen kann.