Pfaffenhofen
Eine digitale Feuerwehr für Bayern

Finanzminister Söder stellt in Pfaffenhofen die Strategie gegen Hackerangriffe vor

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

−Foto: Schattenhofer

Pfaffenhofen (DK) Den Schutz seiner Netze will Bayern nicht länger Berlin überlassen. Als erstes Bundesland plant der Freistaat deshalb ein eigenes Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. 200 IT-Experten sollen laut Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) dafür bis zum Jahr 2020 eingestellt werden.

Bei einer Konferenz "Sicherheit im digitalen Bayern" in Pfaffenhofen stellte Söder, der auch IT-Beauftragter der Staatsregierung ist, am Mittwoch Bayerns Strategie gegen Hackerangriffe vor. Ein brandaktuelles Thema nach der globalen WannaCry-Cyberattacke vor rund zwei Wochen. "Täglich gibt es 40 000 Angriffe auf unsere Netze", sagte Söder vor 140 Bürgermeistern, Abgeordneten, Behördenvertretern und Schulleitern. Die meisten würden automatisch abgewehrt, doch durchschnittlich zwei Attacken pro Tag müssten als Sicherheitsvorfall eingestuft und aufwendig bearbeitet werden. Zuletzt seien verstärkt auch Angriffe auf IT-Dienstleister vorgekommen. "Wir verlassen uns daher immer weniger auf Zulieferer von außen", erklärte der Finanzminister.

Auch das ist ein Grund für den Aufbau des neuen Landesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI). Außerdem wird Bayerns Verwaltung immer digitaler, was wiederum den Schutz sensibler Daten in den Fokus rückt. Im Bayern-Portal, der Plattform für digitale Verwaltung, bieten mittlerweile zahlreiche Kommunen ihre Dienste an. Ingolstadt beispielsweise liegt mit 18 Online-Services mit an der Spitze: Ob es um Briefwahlunterlagen, den Anwohnerparkausweis, eine Geburtsurkunde, die Hundesteuer oder eine Gewerbemeldung geht - der Bürger kann viel Behördenkram bereits digital und bequem von daheim aus erledigen. "Nur bei Eheschließungen ist nach meinem Dafürhalten ein analoges Verfahren weiter sinnvoll", scherzte der Minister. "Ansonsten ist alles digital vorstellbar."

Das neue LSI, das der Freistaat sich 60 Millionen Euro kosten lässt, soll nicht nur die eigenen Netze schützen und ausbauen, sondern laut Söder auch als "IT-Feuerwehr für die Kommunen" arbeiten. Von den 2056 bayerischen Gemeinden sind bereits knapp 1300 im Bayern-Portal zugegen. Außerdem sollen die neuen Experten die IT-Forensik voranbringen und digitale Manöver für Hackerangriffe entwickeln.

Schließlich will der Freistaat die digitale Infrastruktur weiter ausbauen und 1,5 Milliarden Euro in neue Hochgeschwindigkeitsnetze investieren. Der "Masterplan digital" soll demnächst im Landtag verabschiedet werden.

Die digitalen Zeiten sind längst angebrochen, und Söder weiß, welche Gefahren lauern - wie im Fall der unterfränkischen Gemeinde Dettelbach: Ein Erpressungs-Trojaner hatte die Stadtverwaltung 2016 weitgehend lahmgelegt. Die Behörde sah sich gezwungen, das verlangte Lösegeld zu zahlen. "Die es böse mit uns meinen, bauen längst auch digitale Bomben", warnte Söder. In diesem Sinne wünschte er den Mitarbeitern von Secunet, die für die Sicherheit der Netze des Bundes sorgen, ein "gutes Hacking". Kevin Ott und Felix von Eye zeigten dem verblüfften Publikum, wie kinderleicht der Zugriff auf vermeintlich geschützte Daten möglich ist. Ihr Fazit: "Der größte Fehler sitzt zwischen Stuhl und Bildschirm."