Pfaffenhofen
Kunst aus Kleiderbügeln

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Souvenirs mit Bedeutung: Das Botticelli-Mousepad hat Michaela Schenk auf einer Sonderausstellung in Frankfurt erstanden, die "Kuh auf dem Eis" war ein Geschenk.

Pfaffenhofen (DK) Was haben der italienische Künstler Botticelli und die sprichwörtliche Kuh auf dem Eis mit dem Büro von Michaela Schenk zu tun? Das verrät die Chefin der Pfaffenhofener Firma Mawa in der neuen Folge unserer Serie "Blick ins Büro".

"Die Kuh muss ich ganz schön oft vom Eis holen", sagt Michaela Schenk und lacht. "Das ist meine Aufgabe als Chefin." Damit meint sie: Probleme erkennen, analysieren und lösen. Um diesen Anspruch an sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren, steht eine kleine Miniatur-Kuh auf "Eis" in einer kleinen Plastik-Box auf dem Schreibtisch. "Die habe ich mal geschenkt bekommen und total witzig gefunden", erzählt die 56-jährige Inhaberin des Pfaffenhofener Kleiderbügelherstellers Mawa.

Und während die Kuh nicht irgendeine Kuh ist, ist das Mousepad ebenfalls nicht ohne Bedeutung. Es zeigt das Bild einer wunderschönen jungen Frau - das "Weibliche Idealbildnis" des italienischen Künstlers Sandro Botticelli. "Ich bin großer Botticelli-Fan", erzählt Michaela Schenk. Für die Sonderausstellung vor sieben Jahren ist sie eigens nach Frankfurt gereist und hat als Andenken das Mousepad mit nach Pfaffenhofen gebracht. "Es geht bei dem Bild um Ideale. Und ich habe auch Ideale", erklärt die Unternehmerin, die den damals insolventen Kleiderbügel-Hersteller vor zehn Jahren gekauft hat. "Jeder muss sich die Frage stellen: Was ist mein eigenes Idealbild? Und wie kann ich diese Idealvorstellungen umsetzen" Konkret geht es Michaela Schenk dabei um die Behandlung der Mitarbeiter, um Fairness mit den Kunden, um Unternehmensführung. Wenn sie beispielsweise mit ihren Angestellten etwas besprechen will, dann zitiert sie sie nicht ins Büro. Sie geht zu ihnen.

Dass die gebürtige Hamburgerin aber nicht nur eine Leidenschaft für Botticelli hat, sondern ganz grundsätzlich für Kunst, das sieht man ab dem Moment, in dem man den ersten Schritt in die Firmenzentrale in Pfaffenhofen setzt. Das Produkt der Firma wird hier auf vielfältigste Weise künstlerisch präsentiert. In ihrem Büro sticht ein großformatiges Aquarell auf Leinwand sofort ins Auge. In Erd- und Rottönen gehalten, hat die Künstlerin Beatrix Firschke, die ihr Atelier in einem ungenutzten Raum in der Mawa-Produktionshalle hat, drei verschiedene Kleiderbügel verarbeitet - so ist die Struktur des Bildes nicht glatt, sondern brüchig, dreidimensional, spannend.

Dass man mit den Hängern aber auch ganz anders künstlerisch umgehen kann, haben Studenten einer Hamburger Modeschule bewiesen. Sie haben die funktionalen Bügel ins Chaos gestürzt - entstanden sind dabei Fotos mit interessanten Schattenspielen und unkonventionellen Blickwinkeln. Und auch in den Fluren und Gängen ist das Thema "Kleiderbügel" allgegenwärtig - Resultate eines Kunstwettbewerbs, den Michaela Schenk vor einigen Jahren initiiert hat.

Aber ist es nicht nur die Kunst, die das Büro besonders macht. Es ist auch seine Lage. Bevor die neue Eigentümerin Mawa übernommen hat, war der größte Raum im Verwaltungstrakt das Chefbüro. "Aber der liegt ziemlich ab vom Schuss", sagt Schenk. "Ich bin jetzt viel näher dran an der Produktion, quasi an der Nahtstelle." So bekommt sie immer mit, was los ist, wer kommt und geht. "Wenn ich keine Besprechung habe, dann ist die Tür auch immer offen." Morgens gegen 9 Uhr beginnt der Arbeitstag für Michaela Schenk, vor 19 Uhr verlässt sie das Büro nie. Als ihre Kinder noch kleiner waren, haben sie öfter abends angerufen und die Mutter ermahnt, doch bald heimzukommen. "Jetzt muss ich mich selbst disziplinieren", sagt sie. "Aber das klappt ganz gut. Von mir werden kreative und vorausschauende Lösungen erwartet, da muss man klar im Kopf sein."

Die Söhne waren es auch, die ihr vor vielen Jahren einen kleinen Hund aus Perlen geschenkt haben, um ihren Wunsch nach einem Haustier zu untermauern. Der Perlenhund steht immer noch auf dem Schreibtisch - auf einen lebendigen mussten die Söhne aber trotzdem verzichten.