Pfaffenhofen
Bio-Hersteller in Sorge

Krisentreffen bei Hipp: Geplante Verschärfung der EU-Ökoverordnung geht zu weit

24.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

Pfaffenhofen (DK) Die Angst geht um bei den Bio-Produzenten. Der Grund: Die EU plant eine Verschärfung der Ökoverordnung. In der Pfaffenhofener Hipp-Zentrale traf sich deshalb Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) am Freitag mit Bio-Herstellern, um einen Appell an Brüssel zu richten.

Ernste Mienen gab es im Hauptsitz des Pfaffenhofener Babynahrungsherstellers Hipp. Bio-Verfechter Claus Hipp hatte Branchen-Kollegen wie den Gesellschafter der Neumarkter Lammsbräu-Brauerei, Franz Ehrnsperger, und die Geschäftsführerin der Hofpfisterei, Nicole Stocker, eingeladen, um das Vorgehen gegen die geplante Reform abzustimmen. Ebenfalls dabei: der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Die einhellige Meinung: Durch eine Verschärfung der EU-Ökoverordnung sei die Produktion von Bio-Lebensmitteln gefährdet.

Unter anderem ist beabsichtigt, einen zusätzlichen Grenzwert für Bio-Produkte einzuführen. Die Hersteller treibt nun die Sorge um, dass dieser sehr strenge Grenzwert für sie zum Stolperstein werden könnte. Nicht, weil sie aus ihrer Sicht nicht einwandfrei produzieren würden – sondern weil sie Umwelteinflüssen und der konventionellen Landwirtschaft in der Nähe ausgeliefert sind. Somit könnte das hergestellte Bio-Produkt ohne eigene Schuld verunreinigt werden – ein Produzent wie Hipp müsste aber trotzdem dafür haften.

Außerdem sorgen sich die bio-verarbeitenden Betriebe um ihre Zulieferer – denn viele seien laut Hipp gar nicht in der Lage, die geforderten aufwendigen und teueren Messungen durchzuführen. Somit könnte die Zahl der Bio-Produzenten zurückgehen.

Ebenso fürchten Hipp und Kollegen den Vorschlag, konventionelles Saatgut für Biobauern zu verbieten. Die Herstellung von rein ökologischem Saatgut sei extrem langwierig und kostenintensiv.

Landwirtschaftsminister Brunner wetterte deshalb kräftig gegen die EU-Pläne: „Die Vorschläge aus Brüssel sind kontraproduktiv“, so der Minister. Er habe den zuständigen EU-Kommisar Dacian Ciolos aufgefordert, die Novelle zurückzunehmen. Die Umplanung sei überflüssig, schieße über das Ziel hinaus und bringe mehr Bürokratie. Er bekomme bereits Briefe von Bio-Bauern, die um ihre Existenz fürchteten.

Brunner sorgt sich vor allem deshalb, weil er sich laut eigener Angabe das Ziel gesetzt hat, bis 2020 die Bio-Produktion in Bayern zu verdoppeln. „Der Verbrauch an Bio-Produkten steigt“, sagte Brunner. „Wir sind im Moment auf Importe angewiesen.“ Werde der Reformvorschlag umgesetzt, gehe die Zahl der Bio-Betriebe aber zurück. Brunner will gegensteuern und kämpft deshalb parallel in Brüssel für ein neues bayerisches Bio-Siegel namens „Bio-Regio“. Dieses soll speziell bayerische Bio-Produkte kennzeichnen.