Pegnitz
"Die Vielfalt ist schier unergründlich"

In Pegnitz steigt am Sonntag zum siebten Mal der "Fränkische Bratwurstgipfel"

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

In Pegnitz geht es am 28. Mai wieder um die Wurst. Bereits zum siebten Mal steigt dort der "Bratwurstgipfel". - Foto: Wraneschitz

Pegnitz (wra) "Franken ohne Bratwürste - das ist unvorstellbar" ist auf dem Weblog "altmod.de" zu lesen. Doch von dieser fränkischen Spezialität gibt es keine "Überart": Oft von Dorf zu Dorf, zumindest aber von Region zu Region unterscheiden sich die Würste. Der "Fränkische Bratwurstgipfel" am 28. Mai liefert dafür den geschmacklichen Beweis.

Simone Schönleben von der Metzgerei Rösch in Neustadt/ Aisch hat 2016 beim jüngsten Bratwurstgipfel den Wettbewerb um die beste klassische und die Kreativbratwurst gewonnen. Damit erwarb sie selber den Titel "Fränkische Bratwurstkönigin". "Als erste Frau überhaupt" wurde sie von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) gekrönt. Man merkt, wie sehr sich Simone Schönleben auch noch ein Jahr später darüber freut.

Dabei hat die Metzgerin in Pegnitz noch nicht einmal eine Kreativbratwurst gegrillt, sondern "nur" die typische "Fränkische im Bändeldarm" aus dem Raum Neustadt. Die wird in der von ihrem Vater gegründeten kleinen Metzgerei seit 40 Jahren hergestellt. Beim Bändeldarm ist ein Fetthäutchen sichtbar; die Würste sind nicht maschinell, sondern nur per Hand zu füllen. Das sind laut Schönleben die Unterschiede zur in Franken ebenfalls weit verbreiteten, dünneren "Groben im Schafssaitling".

Und natürlich auch zur bestbekannten Wurst aus Franken: Die "Nürnberger Bratwurst" mit ihrem Status der "Geschützten Geografischen Angabe" wie etwa Parmaschinken, Champagner und Grana Padano. Sie darf nur im Stadtgebiet Nürnberg nach der festgeschriebenen Rezeptur hergestellt werden. Seit 1313 gilt die entsprechende Satzung: neun Zentimeter, zwischen 20 und 25 Gramm schwer. Verkauft werden üblicherweise "Drei im Weggla" oder ein Dutzend im Zinnherzteller mit Kraut.

Doch trotz offiziellem Zeichen der EU und Original-Siegel: Nürnberger haben noch bei keinem der bisher sechs Bratwurstgipfel in Pegnitz gesiegt. 2011 gewann die Metzgerei Max aus Hof, 2012 Klaus Lindner aus Pegnitz, 2013 der Dorfmetzger Jürgen Reck aus Möhrendorf, 2014 die Erlanger Metzgerei Brunner und 2015 Kachler-Hoferer aus Sugenheim. Startberechtigt sind jeweils vier Wurstproduzenten aus jedem der drei Fränkischen Regierungsbezirke und der Vorjahressieger.

Sie werde auch heuer mit ihrer, seit 40 Jahre in gleicher Qualität produzierten Kirchweihbratwurst antreten, verspricht die Neustädter Königin. Der Sieg letztes Jahr "war auch fürs Geschäft gut", gibt sie zu. Doch die Herstellmenge konnte sie nicht groß ausbauen: ihre kleine Metzgerei setzt räumliche Grenzen. Wie viele Würste sie ihm Jahr produziert, kann sie nicht genau benennen.

Auch beim "Verein zur Förderung der fränkischen Bratwurstkultur" mit dem Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab (SPD) an der Spitze, der den Bratwurstgipfel ins Leben gerufen hat, kann man zu der Bratwurstmenge nichts sagen. Denn "die Vielfalt ist schier unergründlich. Und mit dem Kreativwettbewerb haben wir eine grenzenlose Vielfalt eröffnet." Dem kann Konrad Ammon aus Fürth nur beipflichten: "Jeder handwerkliche Betrieb hat bestimmt zwei eigene Sorten"; über 1500 verschiedene Arten schätzt er demnach.

Ihre heiße Liebe zur Bratwurst teilen die Franken im Übrigen besonders mit den Thüringern. Die haben gar das Deutsche Bratwurstmuseum errichtet. Trotzdem ist die Bratwurst kein Streitobjekt zwischen Franken und seinen nördlichen Nachbarn, eher ein Verbindungsglied. Denn der Übergang von der Thüringischen zur Fränkischen ist in geschmacklicher Hinsicht und Design fließend. Schließlich ist ein Teil Thüringens sogar Mitglied in der Metropolregion Nürnberg und fühlt sich Franken geistig zugehörig.