"Nur die ungeschminkte Wahrheit"

20.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr
Superstar ganz privat: Falco (links) bei einem seiner zahlreichen Ingolstadt-Trips mit Horst Bork und dessen Frau Marianne 1983. −Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

München (DK) Bald zwölf Jahre ist es her, dass das Leben des erfolgreichsten Popstars Österreichs ein jähes Ende fand. Hans Hölzel alias Falco wurde am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik in seinem Geländewagen von einem Bus mit mehr als 100 Stundenkilometern gerammt.


Sein Manager und enger Freund, der Ingolstädter Horst Bork, hat hinsichtlich all der Geschichten, die über seinen einstigen Schützling seit dieser Zeit verbreitet wurden, beharrlich geschwiegen. In dieser Woche nun erschien sein Buch "Falco – Die Wahrheit". Es ist trotz zahlreicher Internas wohltuend unaufgeregt geworden.

"Ich bin generell nicht so mitteilungsbedürftig", erzählt der Manager im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Letztendlich waren es die Diskussionen, die der Film "Falco – Verdammt, wir leben noch!" im vergangenen Jahr entfachte, die in ihm den Entschluss reifen ließen, seine Sicht der Dinge über den Sänger niederzuschreiben. "Keine Vermutungen oder Unterstellungen mehr", wie er im Vorwort seiner 352 Seiten dicken Biografie erklärt, "sondern nur die ungeschminkte Wahrheit und die traurigen Tatsachen. Weniger über den Popstar Falco, sehr viel mehr über den Menschen Hans Hölzel."
 
Vom ersten Hit an – "Der Kommissar" machte Falco 1981 zum Star – vertrat Bork die geschäftlichen und musikalischen Interessen des Hans Hölzl, zwölf Jahre lang. Dann schmiss er hin, entnervt und zermürbt von den zahlreichen Alkohol- und Drogenexzessen seines Schützlings: "Ich merkte, dass ich die Verantwortung für Falco und meinen Selbstschutz nicht mehr auf einen Nenner bringen konnte. Ich war gezeichnet von zwölf Jahren Falco, Kriegsjahre zählen doppelt".
 
Die Ups und Downs während dieser Zeit waren gewaltig. Im März 1986 schoss "Rock me Amadeus" als erster und einziger deutschsprachiger Song an die Spitze der amerikanischen Single-Charts und machte den Österreicher zur Legende. Interessantes Detail am Rande: Wäre es nach Falco gegangen, hätte die Nummer niemals das Tonstudio verlassen. "I bin doch koa Mozartkugel", mokierte sich der stolze Wiener, der einen Song ausgerechnet über einen gebürtigen Salzburger zum Besten geben sollte. Wie beim "Kommissar", der vom Sänger nur als B-Seite vorgesehen war, bedurfte es der Überzeugungskraft Horst Borks, um Falco umzustimmen.

Mit dem Welthit im Rücken konnte sich der erfahrene Manager ein neues Plattenlabel quasi aussuchen. "Virgin"-Boss Richard Branson, ein erklärter Falco-Fan, biss an und bot umgerechnet sechs Millionen Euro für drei Alben. "Auch für heutige Verhältnisse ein Mega-Deal", wie Bork erzählt. Aber vorher wollte Branson den Österreicher persönlich kennenlernen. Doch dazu kam es nicht. Alle drei Termine, die Bork arrangiert hatte, ließ Falco platzen. Am Ende warf Branson verärgert das Handtuch.

"Hans’ obligatorische Frage nach Verfehlungen dieser Art lautete: ,Bei wem muss ich mich diesmal entschuldigen’", sagt Bork, "aber irgendwann hab ich ihm nur noch gesagt, er soll es sich sparen".
 
Wenn er im Nachhinein an Hans Hölzl denkt, erinnert er sich vor allem an dessen Besuche in Ingolstadt. "Er mochte die Stadt und hat sich hier immer wohl gefühlt. Und er kaufte endlos Uhren beim Juwelier Dührkoop", lacht Bork.

Die Falco-Maschinerie ist nun in vollem Gange. Am 5. Dezember erscheint das Album "The Spirit never dies" mit neun unveröffentlichten Songs, darunter auch der dritte Teil von "Jeanny". "Ein Monsterhit", ist Bork sich sicher.