Nürnberg
Umbau im Schweinsgalopp

Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly eröffnet neuen Bahnhofsplatz - Nicht schöner, aber sicherer

24.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Versprechen wahr gemacht: Rechtzeitig zum Christkindlesmarkt ist der Bahnhofsplatz keine Baustelle mehr. −Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Das Verkehrschaos rund um den Nürnberger Bahnhof ist Geschichte. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) hat den neuen Platz vor dem Hauptbahnhof offiziell eingeweiht und die Umgestaltung gegen Kritiker verteidigt.

Nach 212 Baustellentagen ist der Bahnhofsplatz in Nürnberg von Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) feierlich eingeweiht worden. Nicht schöner, aber sicherer sei der Verkehrsknotenpunkt durch den rund 5,5 Millionen Euro teuren Umbau geworden, sagt Maly und verweist auf die ausgebauten Rad- und Fußwege rund um die Haltestellen für Busse und Straßenbahnen in der Mitte des Platzes. Außerdem sei der gesamte Platz nun barrierefrei, freut sich Maly und zeigt auf eine Mutter mit Kinderwagen, die ohne Hindernisse bequem über den neuen Platz flanieren kann.

Apropos: Flaneure können durch den Umbau nun oberirdisch vom Hauptbahnhof zur Altstadt spazieren. Sogar an Fußgängerampeln hat die Stadt gedacht. Der direkte Zugang ist laut Maly der wesentliche Punkt der Umgestaltung. Diese hätten sich die Nürnberger seit Jahren gewünscht. Früher hätten die Menschen vom Bahnhof in die Altstadt die ungeliebte, weil unterirdische Königstorpassage benutzen müssen. Viel grüner ist der graue Platz dagegen nicht geworden.

Maly entschuldigt dies mit der Geschwindigkeit rund um das Projekt. Im "Schweinsgalopp" habe die Stadt den Umbau des Platzes vorbereiten müssen, um an Fördermittel in beträchtlicher Höhe zu gelangen. Die Stadt hatte sich im Jahr 2016 kurzfristig für den Umbau des Bahnhofsplatzes entschieden, weil Fördergelder für den barrierefreien Ausbau in Aussicht standen. Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro muss die Stadt nun nur rund zwei Millionen Euro aus eigener Tasche auf den Tisch legen.

Für architektonische Glanzpunkte hat beim neuen Bahnhofsplatz dabei offensichtlich das Geld gefehlt. Lediglich die roten Radstreifen sorgen für Farbe. Vier Bäume will die Stadt im nächsten Frühjahr immerhin noch pflanzen. Maly verspricht den Kritikern des Platzes, dass die Stadt bei der geplanten Neugestaltung des Nelson-Mandela-Platzes auf der Südseite des Bahnhofs mehr für die Optik tun werde. Maly erinnert daran, dass der Bahnhofsplatz neben dem Plärrer der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in der Stadt sei. Den Platz würden täglich rund 45 000 Autos und 3000 Radler passieren. Zusätzlich würde der Platz von 100 000 Pendlern frequentiert, die hier von der Bahn in Busse, Taxis, Straßen- oder U-Bahnen umsteigen würden.

Für Autofahrer gibt es vorläufig noch eine schlechte Nachricht. Die Parkplatzsuche dürfte sich im Vorfeld des Bahnhofes demnächst als ziemlich schwierig erweisen. Auf dem ehemaligen Kurzzeitparkplatz hat sich jetzt die Taxiflotte ausgebreitet. Bis der neue sogenannte Kiss-and-Ride-Parkplatz vor dem Ostflügel fertig ist, wird es noch rund drei Jahre dauern. Hintergrund ist die Errichtung eines Hotel- und Bürokomplexes auf dem Gelände der ehemaligen Hauptpost. Solange die Bauarbeiten an dem sogenannten Tafelhof-Palais von Architekt Max Dudler laufen, hat die Post als Ausweichstätte ein Containerdorf auf dem geplanten Parkplatz vor dem Ostflügel des Bahnhofes errichtet. Bis die Bauarbeiten an dem neuen Palais am Hauptbahnhof fertig sind, müssen Autofahrer mit Parkplatzpanik vor dem Hauptbahnhof rechnen.

Im Zeitplan sind die Bauarbeiten des Bahnhofplatzes geblieben. Die Stadt hat ihr Versprechen wahr gemacht, und den Platz rechtzeitig vor dem Beginn des Christkindlesmarktes wieder eröffnet. Für die baustellenbedingten Unannehmlichkeiten hat die Stadt als kleines Dankeschön rund 500 Lebkuchen an Passanten verteilt.

Die Alkohol- und Drogenabhängigen dürften sich über die kostenlosen Leckereien besonders gefreut haben. Denn nach den langen Bauarbeiten kann das Stammpublikum am Hauptbahnhof den neuen Platz vor ihrem Treffpunkt wieder nutzen. Mit dem Ende der Umbauarbeiten erlischt auch die zwischenzeitliche Allgemeinverfügung, mit der die Ordnungskräfte das schwierige Klientel vor dem Hauptportal des Hauptbahnhofes mit einem Platzverweis belegen konnten. Immerhin, sagen zwei Polizisten auf Streife, sei der Bahnhofsplatz nun besser einzusehen.
 

Bahnhofsplatz

Renovierung: Im April haben die Bauarbeiten vor dem Hauptbahnhof begonnen. Nach genau 212 Tagen hat die Stadt den Platz pünktlich wieder freigegeben.

Verbesserung: Wichtigste Neuerung ist ein oberirdischer Fußweg vom Bahnhof via Handwerkerhof in die Altstadt. Außerdem gibt es barrierefreie Bahnsteige für Stra-ßenbahn und Busse. Obendrein ist ein neues Café mit Außenbestuhlung auf dem Bahnhofsplatz vorgesehen.

Kritik: Wesentlich grüner ist der neue Bahnhofsplatz nicht geworden. Die Stadt hat freilich von Anfang an die Erwartungen an die Schönheit des Platzes nach unten geschraubt.

Kosten : Die Stadt Nürnberg beziffert die Kosten für die Baumaßnahme auf rund 5,5 Millionen Euro. Drei Millionen Euro sollen aus Fördertöpfen für den barrierefreien Ausbau kommen. Die Stadt muss so "nur" weniger als die Hälfte bezahlen. | npe