Nürnberg
Snowden via Videoübertragung in Nürnberg

Whistleblower Edward Snowden wünscht sich via Videoübertragung in Nürnberg eine Welt ohne Überwachung

08.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Nürnberg (DK) Die IT-Gemeinde ist elektrisiert. Edward Snowden hat sich angekündigt, um via Videoübertragung aus Moskau zu den 600 Fachleuten auf der IT-Sicherheitsmesse „it-sa“ in Nürnberg zu sprechen.

„Ich bin gespannt, was er uns zu sagen hat“, sagt Christian Weber, der für eine Computerfirma aus Düsseldorf arbeitet. Aylin hat sich auch einen der begehrten Plätze gesichert. „Ich mache eine Ausbildung zur Fachinformatikerin“, sagt die junge Frau aus Nürnberg. „Für mich ist Snowden kein Verräter, sondern ein Freiheitskämpfer.“

Der Moderator kündigte den bekannten Whistleblower gestern als den „meist gesuchten Mann der Welt“ an. Mit seinen Enthüllungen der systematischen NSA-Schnüffelei habe Snowden der „ganzen Welt die Augen geöffnet“, sagt er, während dieser auf der Leinwand erscheint. Mit dunklem Anzug, Brille und Dreitagebart winkt Snowden aus dem Moskauer Exil den Gästen in Nürnberg lässig zu. Dann spricht er Klartext zu den Fachleuten.

Angreifer hätten es viel einfacher als die Verteidiger von Cyber-Attacken. Freilich seien die Methoden der Angreifer nicht simpel. Bis auf die Zähne bewaffnete Cyberspione wie die NSA vergiften komplette Computer-Infrastrukturen, um die ganze Welt zu verwanzen. Beispielsweise hätten die Amerikaner einem holländischen Hersteller von SIM-Karten für das Mobiltelefon so ein gemeines Ei ins Software-Nest gelegt. Die Folge solcherlei heimtückischer Aktivitäten sei verheerend. Am Ende stehe die elektronische Welt, ohne es zu wissen, ohne Hemd und Hose splitterfasernackt vor den neugierigen Augen der Datenspione da. Besonders erschreckend findet Snowden, dass eine ganz kleine Minderheit dazu in der Lage sei, die Mehrheit der Menschheit auszuspionieren. Noch nicht einmal ein Richter müsse dafür zustimmen. „Was bedeutet das für unsere Demokratie und unsere Freiheit“, fragt Snowden. Er setze seine Hoffnung nun in die Europäer. „Jetzt schlägt die Stunde der Europäer, das Abkommen mit den Amerikanern neu zu verhandeln und die Menschenrechte bei einem neuen Datenabkommen durchsetzen“, fordert Snowden unter dem tosenden Beifall der Zuhörer.