Nürnberg
Nürnberger Immobilien kaum mehr bezahlbar

Ende der Preisspirale nicht in Sicht - Wirtschaftsreferent Michael Fraas will mehr Flächen für Bebauung freigeben

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Den Immobilienreport präsentieren Wirtschaftsreferent Michael Fraas (rechts) und der Vorsitzende des unabhängigen Gutachterausschusses, Frank Seidler. −Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Die Nürnberger Grundstückspreise wachsen weiter in den Himmel. "In allen Bereichen sind die Preise in Nürnberg im letzten Jahr erneut gestiegen", sagte Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) bei der Vorstellung des Grundstücksmarktberichts und des Immobilien-Reports in Nürnberg.

Zwei Faktoren würden besonders preistreibend auf die Grundstückspreise in der fränkischen Metropole wirken. "Die Zinsen sind noch niedrig. Grund und Boden sind weiterhin knapp. Das treibt die Grundstückspreise in Nürnberg weiter in die Höhe", erklärte Fraas die steigenden Baulandpreise.

Für die ohnehin raren Grundstücke zur Neubebauung mit Ein- oder Zweifamilienhäusern werden mittlerweile in guten Lagen bis zu 1100 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Das entspricht einem Preisanstieg in diesem Segment in Höhe von 14 Prozent zum Vorjahr. Regelrecht durch die Decke geschossen sind laut Frank Seidler, dem Vorsitzender des unabhängigen Gutachterausschusses, die Baulandpreise für Mehrfamilienhäuser, die innerhalb von zwölf Monaten um satte 38 Prozent angezogen hätten.

Auch bei bebauten Grundstücken konnten Seidler und seine Kollegen nur Preissprünge verzeichnen. Bei frei stehenden Häusern habe die Preissteigerung genau 15 Prozent betragen. Selbst beim Doppel- oder Reihenhaus, dem Traumhaus vieler Großstadtfamilien, seien je nach Lage und Größe zwischen 450 000 und 650 000 für neue Immobilien sowie zwischen 260 000 und 480 000 für gebrauchte Objekte bezahlt worden. Dabei seien auch diese "kleinen Traumhäuser" mit sieben Prozent deutlich teurer geworden.

In Großstädten wie Nürnberg tummelt sich die Masse deshalb auf dem Wohnungsmarkt. Freilich sind die Preise auch hier gesalzen. Weniger als 2000 Euro pro Quadratmeter würden sich laut Seidler fast nur noch bei Altbauten realisieren lassen, die mehr als 80 Jahre auf dem Buckel haben. Neue Wohnungen kosten bereits zwischen 3600 und 5400 Euro pro Quadratmeter. Für 20 Jahre alte Wohnungen müssten noch 3100 Euro pro Quadratmeter auf den Tisch gelegt werden.

Angesichts dieses ungebremsten Preisanstieges hat Wirtschaftsreferent Michael Fraas schnelle Maßnahmen gefordert. "Wir müssen möglichst schnell Baurecht schaffen, damit freie Flächen in der Stadt bebaut werden können." Das sei das beste Mittel, die Preise zu dämpfen und den Markt zu entlasten. "Wir wollen, dass man in der Stadt noch leben kann", sagte Fraas im Hinblick auf den angespannten Markt mit ernster Miene. Dank des städtischen Sonderprogramms "Wohnen" würden derzeit knapp 2000 Wohnungen gebaut. Ausreichen wird dies langfristig kaum. Fraas machte deutlich, dass die Stadt mehr Flächen noch schneller freigeben müsse, damit normale Familien in der Großstadt "einigermaßen bezahlbaren Wohnraum" finden könnten.

Eine rasche Abkühlung des Immobilienmarktes erwarten die Experten bislang nicht. "Es gibt noch keine Anzeichen, dass sich der Immobilienmarkt in Nürnberg bald beruhigen wird", sagte Seidler, der für den Bericht rund 5000 Notarverträge mit einem Volumen von rund 1,9 Milliarden Euro ausgewertet hat. Auch Wirtschaftsreferent Fraas erwartet keinen schnell Turnaround auf dem Immobilienmarkt, der seit dem Jahr 2010 nur steile Preisanstiege kennt.

"Nürnberg ist begehrt", betonte Fraas mit dem Grundstücksmarktbericht in der Hand. Besonders bei Banken und Investoren, die zuletzt für rund 50 Prozent der Umsätze verantwortlich gewesen seien. Der Privatmann muss sich vor diesem Hintergrund finanziell immer mehr strecken. Oder in den sauren Apfel beißen, der Mietwohnung heißen dürfte.