Nürnberg
Muslime kämpfen gegen Vorurteile

Reformgemeinde in Nürnberg will Ängste vor dem Islam abbauen – und plant eigene Moschee mit Minarett

27.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Nürnberg (DK) Mit einer Charmeoffensive will die Ahmadiyya-Gemeinde in Nürnberg für mehr Verständnis für den Islam werben. Plakate sollen dabei helfen, Ängste in der deutschen Bevölkerung gegen die Religion abzubauen. Allerdings dürfte die Aktion der muslimischen Reformgemeinde nicht ganz uneigennützig sein.

Sie will in Nürnberg endlich die erste Moschee mit Minarett und Kuppel bauen.

Vor zwei Jahren wollte die Ahmadiyya-Gemeinde in Nürnberg schon einmal eine Moschee errichten. Damals habe die muslimische Gemeinde die Stadtgesellschaft vor vollendete Tatsachen gestellt, erinnert sich der evangelische Pfarrer Hans-Martin Gloël, der das christlich-islamische Begegnungszentrum „Brücke – Köprü“ des evangelisch-lutherischen Dekanats in Nürnberg leitet. Daraufhin wehrten sich die Anwohner in der Nachbarschaft gegen den Bau.

Nun soll es endlich mit der neuen Moschee klappen. Helfen soll dabei offensichtlich die Plakat-Aktion, um mit den Nürnbergern ins Gespräch zu kommen. „Es ist sicher sinnvoll, dass die Gemeinde jetzt den Kontakt mit der Stadtgesellschaft sucht“, sagt Gloël . Köprü ist übrigens das türkische Worte für Brücke. Schließlich könne man als „Otto-Normal-Bürger“ nicht wissen, wer oder was sich hinter der Ahmadiyya-Gemeinde verbirgt.

Gebaut werden soll die Moschee in der Südstadt am Rangierbahnhof. Der Ort liegt nicht an einem zentralen Platz. Trotzdem wird es für Nürnberg eine Premiere. Zum ersten Mal wird in der Stadt eine Moschee mit Minarett und Kuppel gebaut. Derzeit gibt es rund zehn Moscheen in Nürnberg. Bislang habe kein muslimisches Gotteshaus ein Minarett oder eine Kuppel, bestätigt der Pfarrer. Muezzin-Rufe wird es aber wohl auch nicht aus dem geplanten Moschee-Neubau der Ahmadiyya-Gemeinde geben. „Das Minarett wird nur symbolischen Charakter haben“, sagt Hans-Martin Gloël und betont die gute Zusammenarbeit zwischen den muslimischen Gemeinden in Nürnberg.

Das geplante Minarett soll nach seinen Informationen zwölf Meter hoch werden. Allerdings wird der Turm von den umliegenden Hochhäusern bei Weitem überragt. Somit wird das Minarett nicht weithin sichtbar sein in der Stadt. In Nürnberg leben derzeit rund 40 000 gläubige Muslime, schätzt der Leiter des Begegnungszentrums „Brücke – Köprü“. Die Ahmadija-Gemeinde wird nicht die einzige Glaubensgemeinschaft bleiben, die in Nürnberg eine Moschee mit Minarett und Kuppel in Zukunft bauen wolle, ist sich Hans-Martin Gloël sicher.

Die aktuelle Plakat-Aktion steht unter dem Motto „Liebe für alle, Hass für keinen“ und läuft nur bis Ende des Monats. Auf den Postern sind in großen Lettern friedliche Botschaften aus dem Koran zu lesen wie „Es soll kein Zwang sein im Glauben“. Der Prophet wird zitiert mit den Worten: „Der beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt.“

In Nürnberg gehören rund 100 Mitglieder der muslimischen Reformgemeinde an. In den 1880er Jahren wurde die Glaubensrichtung innerhalb des Islams in Britisch-Indien gegründet. Von seinen Anhängern wird Mirza Ghulam Ahmad als Gesandter des Propheten verehrt. Ahmad selbst verstand sich als der von Mohammed angekündigte Mahdi und Nachkomme des Propheten. In weiten Teilen der islamischen Welt werden die Ahmadiyya-Anhänger der Häresie bezichtigt und verfolgt.

Offiziell steht die Plakat-Aktion nicht im Zusammenhang mit dem geplanten Moschee-Bau in Nürnberg. Mit der Image-Kampagne wolle man bestehende Ressentiments gegen den Islam bei Nicht-Muslimen abbauen, so die Reformgemeinde.