Nürnberg
"München ist schön, Nürnberg ist schöner"

20.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:03 Uhr

Nürnberg (DK) Markus Söder (CSU) hat gestern sein neu geschaffenes Heimatministerium in Nürnberg eröffnet. Damit finde nun staatliches Regierungshandeln dauerhaft nicht nur in der Landeshauptstadt statt, sagte er: Nürnberg sei als Mitregierungssitz nun auf Augenhöhe mit München.

An den Anblick der Staatskarossen müssen sich die Nürnberger erst noch gewöhnen. „Wenigstens ist mal a weng Prominenz da“, sagt Rudolf Lumm, der zur Eröffnung des neuen Heimatministeriums gleich ein Geschenk in Öl mitgebracht hat. Auf dem Gemälde erhebt „der Markus“ den Maler gleich zum Heimatmaler. Diese kleine Szene zeigt, was sich die meisten Franken vom neuen Ministerium im Schatten der Türme von der Lorenzkirche wünschen: eine ganze Menge.

Derweil erklimmt Günter Beckstein (CSU) die Stufen zum neuen Ministerium. Ein historischer Tag für Nürnberg? „Das kann man laut sagen“, antwortet der ehemalige Ministerpräsident und eilt zum Festakt. Im Inneren des repräsentativen Gebäudes freut sich Finanzminister Söder, dass es „der Franke schlechthin“ (gemeint ist eben jener Günter Beckstein) einmal pünktlich zu einem Termin geschafft habe. Dies zeige allein schon die ganze Bedeutung der Veranstaltung.

Freilich ist auch dem neuen Heimatminister zu Ohren gekommen, dass sich alle Welt frage, was das überhaupt sein soll – ein Ministerium für die Heimat. Gut gelaunt erklärt Söder, dass es eben auch ein Leben außerhalb der Stadtmauern der Landeshauptstadt gebe. Er wolle nicht, dass der Rest des Landes zum Nationalpark degradiert werde. Von dem neuen Dienstsitz des Ministeriums für Finanzen und Heimat soll die Landesentwicklung vorangetrieben werden.

Betätigungsfelder gebe es genug, sagt Söder, und verweist auf den kommunalen Finanzausgleich und den flächendeckenden Ausbau des schnellen Internets. Jeder solle seinen Anschluss an die Datenautobahn der Welt bekommen. „Dafür investieren wir 1,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2018“, sagt Söder und unterstreicht die Höhe dieser Summe mit einem einfachen Vergleich. Die EU nehme nur 120 Millionen Euro in die Hand, um den Breitband-Ausbau auf dem ganzen Kontinent voranzutreiben.

Zudem sollen die fränkischen Burgen, Schlösser und Staatsbäder von Nürnberg verwaltet werden. Einen besonderen Schwerpunkt sieht Söder in dem Ausbau der Beziehungen zum Nachbarn im Osten. Von einer Intensivierung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit mit Tschechien würde besonders der strukturschwache Nordosten des Freistaats profitieren, hofft Söder.

Eine „Schauveranstaltung“ sei das neue Heimatministerium also mitnichten. Ganz im Gegenteil: „Knallharte Politik“ sollen die rund 100 Mitarbeiter des Ministers in Nürnberg ab sofort betreiben. Neben den rationalen Argumenten hat Söder auch ein bisschen die fränkische Seele gestreichelt. „München ist schön, Nürnberg ist schöner“, sagte Söder. Überhaupt sei nicht entscheidend, wo der Hintern sitze, sondern nur was in den Köpfen stecke.

Vor gut zweihundert Jahren – von 1808 bis 1810 – war Nürnberg nur Hauptstadt des sogenannten Pegnitz-Kreises. Die bayerischen Ministerien waren stets in München. „Insofern ist die Eröffnung des Heimatministeriums in Nürnberg eine wirkliche Premiere“, sagt Georg Seiderer, Professor für bayerische und fränkische Landesgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universtität Erlangen-Nürnberg.