Nürnberg
Hafen platzt fast aus allen Nähten

Gesucht sind Auswege aus dem akuten Raummangel Es fehlen Wachstumsmöglichkeiten

14.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Die Wirtschaft boomt, der Logistikbedarf wächst, deshalb will auch der Nürnberger Hafen expandieren. - Foto: gvz bayernhafen

Nürnberg (HK) Der Hafen in Nürnberg ist die Drehscheibe für den Güterverkehr in Nürnberg. Geschäftsführer Alexander Ochs sucht nach Auswegen aus dem akuten Raummangel. Denn wenn die Wirtschaft boomt, brummt auch die Logistik.

Der Hafen in Nürnberg platzt fast aus allen Nähten. Nachdem der Stadtrat die geplante Erweiterung im Süden der beiden Hafenbecken kurz vor den Wahlen 2014 gekippt hat, sind freie Plätze zwischen den 5500 Meter langen Kaianlagen rar geworden. Der Bau eines drittens Hafenbeckens wurde bereits abgeblasen, weil der Wald im Süden des Geländes für neue Gewerbeflächen am Hafen nicht gefällt werden soll.

"Die Entscheidung des Stadtrates tut uns und der Region weh. Uns fehlt einfach die Wachstumsmöglichkeit. In Nürnberg fehlen 80 Hektar an Gewerbeflächen und 80 Hektar an Logistikflächen bis zum Jahr 2025", kritisiert Ochs, Geschäftsführer des staatlichen Hafenunternehmens Bayernhafen Nürnberg und Roth, bei einem Pressegespräch. Um dem drohenden Platzmangel zu begegnen, plant der Bayernhafen den Bau von Parkhäusern. Denkbar seien auch mehrstöckige Lagerhallen mit Zufahrtsrampen für Lastwagen.

Apropos: Die Lastwagen machen den anderen Transportmitteln derzeit große Konkurrenz. Der Schiffsgüterumschlag sank im Vergleich zum Vorjahr um satte 12,8 Prozent, weil laut Bayernhafen Nürnberg-Roth weniger Kohle und Steine umgeschlagen worden seien. Über die Wasserstraße seien im vergangenen Jahr hauptsächlich Düngemittel transportiert worden. Dagegen stieg der Schiffsgüter- und Containerumschlag um jeweils rund ein Prozent. Abschreiben will Ochs den Schiffsverkehr deswegen nicht. Entscheidend sei nicht mehr die Tonnage beim Schiffsverkehr. Wichtiger sei dagegen, was auf dem Schiff transportiert werde. Und hier sei die Entwicklung durchaus erfreulich. Kürzlich seien Krankenhäusermodule per Binnenschiff über den Main-Donau-Kanal via Antwerpen nach Norwegen geschippert worden. Auch andere hochwertige Industriegüter würden häufig über die Wasserstraßen transportiert.

Die 5500 Meter langen Kaianlagen sind die Drehscheibe für den Güterverkehr in Nürnberg. 200 Unternehmen mit rund 6700 Mitarbeitern sind am Hafen tätig. Rund um die Kaianlagen wird der Schwerlasttransport per Bahn, Lastwagen und Schiff seit 2006 trimodal vernetzt. "Mittlerweile fahren 80 Züge von Nürnberg in die Welt", sagt Ochs. Täglich mache sich ein Zug nach China auf die zwölftägige Reise. Beeindruckend sind auch die direkten Zugverbindungen zwischen Rotterdam und Verona, die die See- und Binnenhäfen mit der Bahn vernetzen.

Den Transportweg vorschreiben kann der Bayernhafen seinen Kunden freilich nicht. Märkte und Verbraucher entscheiden, ob Güter auf dem Wasserweg, der Schiene oder der Straße transportiert werden. "Der Verkehr wird durch die Verbraucher hervorgerufen. Wenn Sie heute beim Onlinehändler bestellen, erwarten Sie die Lieferung in 24 Stunden. In diesem Fall wird die Ware per Lastwagen gebracht", erklärt Ochs die Hintergründe der unterschiedlichen Logistikwege.

Johannes Gritz nutzt den Hafen mit seiner Recyclingfirma "Die Grünen Engel" seit 30 Jahren als Logistikplattform. Früher hätte der Hafenmeister noch auf den Grünflächen nach Hasen jagen können. Heute seien freie Flächen kaum noch zu haben. Die Firma betreibt Anlagen zur Verarbeitung von Altholz, Bau- und Elektronikschrott und beschäftigt heute knapp 300 Mitarbeiter. "Wir haben 1995 mit 13 000 Quadratmeter begonnen. Heute belegen wir 130 000 Quadratmeter im Hafen", verdeutlicht Johannes Gritz die Wachstumschancen im Hafen. Obwohl der Hafen "kein günstiges Pflaster" sei. Die Verkehrsanbindung müsse man als Unternehmen bezahlen. "Wir haben uns aber bewusst für den Hafen entscheiden, weil wir die Schiene, die Straße und das Schiff haben wollten. Es ist schade, dass die Erweiterung des Hafens nicht kommt. Hier hätten wir die Logistik noch stärker konzentrieren und Kreuzverkehre in der Stadt vermeiden können. Leider sind wir mit den Flächen in Hafen in Nürnberg bald am Ende", bedauert Gritz.