Nürnberg
Der virtuelle Kleiderschrank

Jungunternehmer aus Nürnberg startet soziales Netzwerk für Modeliebhaber

16.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:32 Uhr

Markus Römer hat ein soziales Netzwerk gegründet, in dem sich „Mode-Opfer“ und „Shopping-Süchtige“ austauschen können. Er selbst hat es übrigens vor allem auf Schuhe abgesehen - Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Markus Römer hat es auf die Kleiderschränke dieser Welt abgesehen. Mit einem neuen sozialen Netzwerk für Fashion und Mode wirbelt der 27-jährige Unternehmer aus Nürnberg derzeit die Gründerszene auf.

In fremden Kleiderschränken stöbern? Gucken was die besten Freunde am liebsten anziehen? Mit dem neuen Social-Media-Kanal „Dress and Friends“ will Römer den „virtuellen Kleiderschrank“ zum Treffpunkt für Fashion-Freunde machen. „Du bist gerade shoppen und würdest gerne wissen, ob ein Oberteil in der Farbe bereits im Kleiderschrank liegt, oder es gut zu deinen Outfits passt? Kein Problem!“, verspricht der Unternehmensgründer und zeigt, wie man mit wenigen Klicks seine Klamotten in den virtuellen Kleiderschrank der neuen Mode-App packen kann. „Dress and Friends“ nennt er sein soziales Modenetzwerk für das mobile Internet.

Mit seinem Handy macht Römer schnell ein Foto von seiner Uhr und legt sie fein säuberlich via App zu den anderen Accessoires in seinen virtuellen Kleiderschrank dazu. „Hier sind meine ganzen Schuhe“, sagt er und zeigt stolz seine beeindruckende Sneaker-Sammlung. In seinem virtuellen Schrank gibt es Platz ohne Ende. „Hier habe ich meine Hemden, da habe ich meine Hosen. Ich kann auch komplette Outfits hochladen.“ Römer zeigt zum Beweis die Bilder, in denen er vor dem Spiegel mal sportlich-leger, mal jugendlich-elegant posiert.

„So kann ich immer den Überblick über meinen Kleiderschrank und meine Klamotten behalten“, sagt Römer und erzählt, was man mit dem neuen „Facebook für Fashion-Freaks“ noch so alles machen kann. „Mit einem Klick kann ich auch alte Klamotten, die ich nicht mehr mag, zum Verkauf oder zum Tausch anbieten.“ Außerdem kann man sich mit anderen „Mode-Opfern“ und „Shopping-Süchtigen“ austauschen. Über die neueste Kreation von dem süßen Designer aus Berlin, über die letzten Trends aus Paris und den coolsten Hipster-Look aus Brooklyn.

„Das ganze funktioniert im Prinzip wie bei Facebook“, erklärt Römer die Social-Media-Strategie hinter seiner Geschäftsidee. Man tauscht sich mit den virtuellen Freunden über Mode und Styles aus. „Die hier findet zum Beispiel das Foto von mir in meinem neuen Outfit gut. Für den Look hat sie mir einen Daumen hoch gegeben. Bei uns heißt das, sie hat mich gedressed“, erklärt Markus Römer und zeigt auf vielen Buttons und Funktionen seiner digitalen Kleiderschrank-Welt, in der „dressen“ das neue „liken“ ist.

Ob er mit seiner Geschäftsidee zum fränkischen Mark Zuckerberg wird, weiß Römer noch nicht. Das Feedback sei zwar „gigantisch“, doch die Nutzerzahlen sind es noch nicht. Aber das kann sich von heute auf morgen schlagartig ändern. Trifft die Idee den Nerv der Digital Natives, dann könnte die App tatsächlich die Modewelt auf den Kopf stellen. Mode-Firmen könnten plötzlich in die Kleiderschränke der Menschen schauen. Designer-Labels wüssten auf einmal, was die werte Kundschaft tatsächlich über ihre Kreationen denkt. Das Prinzip funktioniere nach dem Motto: „Zeig mir deinen Kleiderschrank, und ich sage dir, wer du bist“, sagt Römer und lacht. Dann wird er plötzlich ganz ernst. „Das Thema Privatsphäre ist uns ganz wichtig“, verspricht er felsenfest. In diesem Punkt wolle man sich wirklich kein Beispiel an Facebook nehmen. „Ich kann dir nicht einfach folgen wie bei Twitter. Du musst mich als Freund bestätigen.“ Man könne auch ganz genau einstellen, wer welches Kleidungsstück sehen kann und wer nicht.

Trotzdem würden extrovertierte User belohnt, die ihren Kleiderschrank auch für fremde Augen öffnen. „Du bekommst dann beispielsweise neue Styles und Outfits vorgeschlagen, die nach deinem Geschmack sind.“ Funktionieren können solche Funktionen nur, weil im Hintergrund ein Algorithmus aktiv ist, der die modischen Vorlieben der Nutzer registriert. Um „modische Vorlieben“ gehe es schließlich bei „Dress and Friends“.

Römer ist gemeinsam mit seiner Freundin auf die Idee gekommen, aus dem Chaos in seinem Kleiderschrank ein Internetgeschäft zu machen. Vor einem Jahr hat er angefangen, Tag und Nacht an Mode zu denken, damit aus seinem Traum tatsächlich Realität wird. „Man braucht die passende Einstellung zur Gründung. Sonst geht es nicht.“ Alles auf eine Karte setzen. Mal was riskieren, gehört für Römer dazu. Langsam macht sich die ganze Arbeit bezahlt. „Dress and Friends“ könnte im Netz eine große Zukunft bevorstehen.

Noch wirft die Sache freilich nichts ab. Im Gegenteil: Römer muss sich auf den Ansturm der User vorbereiten und zusätzliches Geld in das System stecken. Damit der Kanal nicht zusammenbricht, wenn plötzlich die halbe Welt ihren Kleiderschrank zum neuen Schauplatz von Social Media macht. Ein Gehalt bekommt Römer also noch nicht. Dafür gibt es Applaus von vielen Seiten. Und das könnte am Ende dann doch Gold wert sein.