Nürnberg
Automobile Sahnestücke

Auf der Messe Retro Classics Bavaria in Nürnberg gibt es extrem seltene Fahrzeuge zu sehen

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Besondere Rarität: Das Konzeptfahrzeug Aztec Barchetta wurde nur 20-mal gebaut. Dieses Exemplar gehört Christoph Zitzmann, der auch den ehemaligen Lamborghini-Geländewagen von Tina Turner sein eigen nennt. Die Retro Classics Bavaria auf dem Nürnberger Messegelände hat bis einschließlich Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet, eine Tageskarte kostet 20 Euro. - Foto: Oppenheimer

Nürnberg (DK) Oldtimer, Youngtimer, automobile Raritäten: Am Freitag war in Nürnberg Auftakt der Messe Retro Classics Bavaria. Bis einschließlich Sonntag können sich Autofans dort nicht nur rund 1500 Fahrzeuge von 370 Ausstellern anschauen, sondern sich auch mit Ersatzteilen, Aufklebern und Schlüsselanhängern eindecken.

Es gibt Autos, die wird man auf der Straße so gut wie nie entdecken. Erstens, weil sie so selten und zweitens, weil sie nahezu unbezahlbar sind. Gleich mehrere solcher Preziosen besitzt Christoph Zitzmann aus Nürnberg. Zum Beispiel einen Lamborghini LM 002. Dabei handelt es sich nicht um einen Sportwagen - wie die meisten wohl vermuten würden - sondern um ein etwas seltsam proportioniertes Geländefahrzeug, das nur 301-mal gebaut wurde. "Fährt sich mies und man sitzt schlecht", sagt der 45-jährige Besitzer. So ehrlich sind wohl nur die wenigsten Autohändler.

Allerdings will Zitzmann diesen Lambo gar nicht verkaufen. Er sammelt nämlich Automobile mit einer besonderen Historie. Was seinen LM 002 Baujahr 1989 noch besonderer macht, als er eh schon ist? Laut Zitzmann, der sich ein "Z" seitlich in die kurzen blondierten Haare rasiert hat, gehörte er angeblich einst der Sängerin Tina Turner. Und weil der Original-Motor bei der Rockröhre den Geist aufgab, wurde das Auto mit einem Mercedes-Aggregat und einem Automatik-Getriebe ausgestattet - und das ist einmalig.

Kaum weniger spektakulär ist Zitzmanns Opac Contender XG, Baujahr 1996. Ein nur fünfmal gebautes Geländewagencoupé auf Basis der Mercedes G-Klasse. Ebenso ungewöhnlich: ein von Giugiaro designter Aztec Barchetta, Baujahr 1992, der optisch ein wenig an Batmans Dienstfahrzeug erinnert. Das Konzeptfahrzeug im Wert von rund einer Million Euro wurde nur 20-mal gebaut und ist vor allem deshalb so außergewöhnlich, weil Fahrer und Beifahrer unter getrennten Glaskuppeln sitzen - kommuniziert wird über Headsets.

Sehenswert sind aber auch die zahlreichen Sonderausstellungen. Die heißen unter anderem "Mythos Abarth", "Mein kleiner grüner Traktor" und "Nürnberger Zweiräder". Ebenfalls mit besonderen Fahrzeugen zu Gast sind die Mitarbeiter des Rotkreuz-Museums in Nürnberg. Unter dem Motto "Möglichst schnell ins Krankenhaus" präsentieren die Nürnberger zwei ihrer historischen Rettungsfahrzeuge. Unter anderem einen VW Bulli, der 1967 in Nürnberg als Rettungswagen in Dienst gestellt wurde. "Wir haben das Auto mitgebracht, weil es heuer 50 Jahre alt wird", sagt Museums-Mitarbeiter Markus Jessberger. Im Rotkreuz-Bulli geht es extrem spartanisch zu. "Das Motto damals war: ,Hinfahren, einladen, wegfahren €˜", sagt der 56-Jährige. "Notfallversorgung vor Ort gab es noch nicht."

Die Messe Retro Classics, die heuer in Nürnberg zum zweiten Mal stattfindet, ist kein reiner Treff für Oldtimer-Sammler. Viele der Autos sind sogenannte Youngtimer und um die 20 Jahre alt. Ein Großteil des Angebots besteht aus sündhaft teuren Porsche- und Mercedes-Modellen. Die Ausstellungsfläche wuchs heuer um 5000 auf 40.000 Quadratmeter an. Wer genügend Kleingeld hat, um ein Fahrzeug zu kaufen, kann es direkt mitnehmen: Heuer ist erstmals ein Mitarbeiter der Zulassungsstelle vor Ort, der bei den Formalitäten weiterhilft.

Doch auch ohne dickes Bankkonto muss man nicht mit leeren Händen gehen. Zahlreiche Händler bieten Uhren, Schlüsselanhänger oder Aufkleber verschiedenster Automarken an. Auch Werkzeug, Putzmittel, Schmierstoffe und Ersatzteile wechseln hier den Besitzer. Und bei wem kein "echter" Oldtimer in die Garage passt, der kann sich zumindest ein Modell davon ins Regal stellen.