Noch ist der Ärger nicht vorbei

Betrugsermittlungen werden eingestellt – Den Haderthauers stehen dennoch turbulente Wochen bevor

02.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:36 Uhr

Die Modellauto-Affäre hat Christine Haderthauer, hier bei der Donau Classic 2010, ihr Amt und ihre politische Zukunft gekostet. Juristisch kommt sie nun mit einem blauen Auge davon. Gegen Hubert Haderthauer soll aber sehr wohl Anklage erhoben werden. Details sind allerdings noch unbekannt. Arch - foto: Persy

München (DK) Christine Haderthauer kann durchatmen – aber nur kurz. Zwar verzichtet die Staatsanwaltschaft München II in ihrem Fall auf eine Anklage und will nur einen Strafbefehl beantragen, wie Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich gestern sagte. Die Hoffnung, dass damit „das für sie und ihre Familie belastende Verfahren ein Ende nimmt“, wie es Haderthauers Anwalt Walter Rubach formulierte, dürfte aber eine Wunschvorstellung sein: Dem Ehepaar Christine und Hubert Haderthauer stehen wohl unruhige Wochen und Monate bevor.

In wenigen Tagen schon will die Staatsanwaltschaft bekannt geben, zu welchem Ermittlungsergebnis sie im Fall Hubert Haderthauer gekommen ist. Es geht um den Vorwurf des Betrugs und der Steuerhinterziehung. Noch hält sich die Behörde bedeckt, Insider rechnen aber mit einer Anklage. Damit würde dem Ingolstädter Landgerichtsarzt ein Strafprozess drohen. Davon unabhängig sieht er sich längst gleich mehreren Zivilklagen ausgesetzt.

So verlangt beispielsweise der Dreifachmörder Roland S., der für Haderthauers Firma Sapor Modelltechnik im Maßregelvollzug hochwertige Oldtimer-Modelle baute, von dem Mediziner rund 18 000 Euro. Haderthauer, der als junger Arzt S. in der Forensik kennengelernt hatte und an der Einführung der Arbeitstherapie Modellbau maßgeblich beteiligt war, soll ein Automodell versteigert haben, für dessen rechtmäßigen Besitzer sich der Psychiatrie-Patient hält. Der Prozess läuft noch, wie der Anwalt von S., Bernhard Haffke, sagte. „Ich warte auf den nächsten Verhandlungstermin.“

Nichts mit der Modellauto-Affäre zu tun hat ein weiterer Zivilprozess gegen Haderthauer: Der Freistaat Bayern fordert vom Ingolstädter Landgerichtsarzt zehntausende Euro wegen fragwürdiger Abrechnungen von Laborleistungen zurück. In diesem Verfahren ist nach Auskunft des Landgerichts München für Mitte Dezember ein Verkündungstermin angesetzt.

"Juristischer Haken" -

 

Vor gut einem Monat dann folgte die nächste Zivilklage – von Roger Ponton, der 1990 zusammen mit Christine Haderthauer und dem Ingenieur Friedrich Sager die Firma Sapor Modelltechnik gegründet hatte. Das Unternehmen verkaufte die von Forensik-Patienten gefertigten Modellautos. Christine Haderthauer wurde später von ihrem Mann Hubert als Gesellschafter abgelöst. Pontons Klage richtet sich gegen alle drei Ex-Geschäftspartner, wie sein Anwalt Malte Magold erläuterte. Vorläufig geschätzte Anspruchshöhe: 300 000 Euro.

Von der Einstellung der Ermittlungen gegen Christine Haderthauer zeigte sich Magold unbeeindruckt: „Für die zivilrechtlichen Ansprüche hat das so gut wie keine Auswirkungen“, sagte er unserer Zeitung. Ponton, der davon ausgeht, dass ihm die Haderthauers eine viel zu niedrige Abfindung für den Verkauf der Firma gezahlt und ihn damit betrogen haben, war es auch, der 2014 mit seiner Anzeige die strafrechtlichen Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte.

Christine Haderthauer wird auf Wunsch der Staatsanwaltschaft zunächst Thema im Landtag werden: Die Anklagebehörde hat die Aufhebung der Immunität der CSU-Abgeordneten beantragt – wegen des angestrebten Strafbefehls. Nach Auskunft des Landtagsamts muss sich mit dem Antrag zunächst der Verfassungsausschuss befassen, anschließend auch noch das Plenum.

Der SPD-Rechtsexperte im Landtag, Horst Arnold, geht davon aus, dass die Aufhebung der Immunität eine reine Formsache ist. „Wenn Frau Haderthauer einen Strafbefehl akzeptiert, ist das ein eindeutiges Schuldeingeständnis einer Straftat“, betonte Arnold, der auch Vorsitzender der Untersuchungsausschusses Modellbau ist, der die Affäre im Landtag politisch aufarbeitet. Zu einem ganz anderen Schluss kam Ausschuss-Vize Florian Herrmann von der CSU: Er sprach von einer „klaren Entlastung“ seiner Fraktionskollegin.