München
Gefeiert wird trotzdem

Kein Machtwechsel – doch die SPD freut sich über ihr Plus

15.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr

München (DK) Zwei Prozent dazugewonnen, aber die absolute Mehrheit der CSU nicht verhindert: Das Ergebnis der Landtagswahl ist bei der bayerischen SPD mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Gefeiert worden ist trotzdem.

Die Sozialdemokraten begehen ihre Wahlparty im „Wirtshaus im Schlachthof“ im Münchner Viertel Isarvorstadt. Die Stimmung im Saal ist gut. Junge Männer laufen mit „Genau! Ude“-Fanschalsherum. Es wird gelacht. Jeder hofft auf Stimmenzuwächse durch den Ude-Effekt. Immerhin gehört der Münchner Oberbürgermeister innerhalb der Ordnung der bayerischen SPD-Politiker jener vergleichsweise kleinen Familie an, deren Mitglieder in der Regel vom Wahlerfolg verwöhnt werden. Auch heute?

Als die ersten Prognosen über die Leinwand flimmern, gibt es „Ahs“ und „Ohs“ für das Ergebnis der CSU, Applaus für das eigene Abschneiden und stürmischen Jubel für den Landtags-Rauswurf der FDP. Doch schon auf den ersten Blick ist jedem klar: Das Projekt „Machtwechsel“ ist gescheitert. Die CSU kehrt sogar zur Alleinregierung zurück.

Als Christian Ude den Saal betritt, kommt dennoch Feierstimmung auf. Unter „Ude, Ude“-Sprechchören zieht der Spitzenkandidat ein. „Ude“-Flaggen werden geschwenkt. Zu den ersten Gratulanten gehören Münchens Alt-OB und Ex-SPD-Vorsitzender Hans-Jochen Vogel sowie Ex-Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. „Das war schon ein schöner Marathon, in den letzten beiden Jahren“, sagt Ude. Er habe sich natürlich ein besseres Ergebnis gewünscht. Er habe sich den demokratischen Wechsel in Bayern gewünscht. „Aber wir haben die Trendwende geschafft. Es ging nicht abwärts, sondern aufwärts.“

Der Münchner Oberbürgermeister wird immer wieder von „Ude, Ude“-Sprechchören unterbrochen. „Das Regierungslager hat nicht zugelegt“, sagt der Gefeierte. Es habe starke Veränderungen zwischen CSU und FDP gegeben. „Es ist der CSU gelungen, den kleinen Koalitionspartner so ans Herz zu drücken, dass dem die Luft ausgeht.“ Dagegen könnten sich die Zuwächse der SPD sehen lassen. Man dürfe nicht vergessen, dass eine Umfrage die SPD vor zwei Jahren noch bei 15 Prozent gesehen habe.

Die Analyse zeigt: Es gab den Ude-Faktor. Wesentlich mehr Menschen haben die SPD nur wegen Ude gewählt als 2008 wegen Franz Maget. Bei der CSU war es allerdings ähnlich: Mehr Wähler haben die CSU wegen Seehofer gewählt als 2008 wegen Beckstein. Ohne Ude hätte die SPD also vermutlich wesentlich schlechter abgeschnitten. Dessen sind sich die SPD-Mitglieder im Wirtshaus im Schlachthof bewusst.

Auch Markus Rinderspacher ist in Feierlaune. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag schnappt sich das Mikro. „Wir freuen uns natürlich nicht, dass die CSU die absolute Mehrheit hat.“ Doch die SPD sei stärker geworden, habe vier bis fünf Abgeordnete hinzugewonnen. „Unser Anspruch wird sein: Als Opposition kraftvoll diese Regierung kritisieren, wo es notwendig ist.“

Natascha Kohnen, Generalsekretärin der Bayern-SPD, ist sich bewusst, dass es ihrer Partei nicht gelungen ist, Stimmen aus dem bürgerlichen Lager zu gewinnen, obwohl die CSU kaum Themenwahlkampf gemacht hat. Seehofers Partei plakatierte eher Slogans wie „Schaut auf Bayern“.

„Der Kühlschrank ist noch voll“, sagt Kohnen gegenüber unserer Zeitung. „Die Wirtschaftsdaten geben es nicht her, dass die anderen Themen greifen.“ Probleme seien zwar da, betont Kohnen. Zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt. „Aber die haben noch nicht gereicht, um stärkere Auswirkungen zu haben.“