München
Selber kochen verboten

Bayerns Familienministerin Emilia Müller spricht im Interview über Muttertagstraditionen und die Rolle der Frau

06.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

München (DK) Weltweit werden am Sonntag Mütter von ihren Familien gefeiert. Bayerns Familienministerin Emilia Müller (64, CSU) spricht über ihre Muttertagswünsche und den zunehmenden Druck auf Frauen.

Frau Müller, Sie haben zwei erwachsene Söhne. Was wünschen Sie sich von den beiden zum Muttertag?

Emilia Müller: Als meine Söhne noch klein waren, haben sie mir immer etwas gebastelt. Ich habe heute noch ein ziemlich verblasstes Muttertagsherz in meiner Küche, das ich vor langer Zeit geschenkt bekommen habe. Heute ist es anders: Ich freue mich einfach auf ein paar Stunden freie Zeit mit meiner Familie, meinen Söhnen und meinen Enkeln.

Haben Sie zu Hause eine Tradition am Muttertag? Wie läuft der Tag bei Ihnen ab?

Müller: Wir freuen uns, dass wir zusammenkommen, tauschen die neuesten Familiengeschichten aus und essen selbstgebackenen Kuchen, den die Kinder mitbringen. Selber kochen oder backen darf ich am Muttertag nicht, das muss ich versprechen.

In Ihrem Aufruf zum Vatertag werben Sie für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei Frauen ist diese Problematik noch immer deutlich ausgeprägter. Wie sieht Ihr Aufruf zum Muttertag aus?

Müller: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch weiter zu verbessern, ist eines unserer zentralen Ziele. Wir haben mit der bayerischen Wirtschaft den Familienpakt geschlossen. Es geht darum, wie Unternehmen noch familienfreundlicher werden können. Wichtig ist mir, Druck von den Müttern zu nehmen. Die Anforderungen, die manche stellen, sind hoch: Sie sollen eine ideale Partnerin in der Beziehung, rund um die Uhr aufmerksame Mutter und beruflich belastbare Allrounderin sein. Es gibt aber nicht das eine perfekte Lebensmodell für Mütter. Jede hat das Recht, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten will. Und es ist Aufgabe des Staates, diese Entscheidungen zu respektieren und zu unterstützen.

Sie haben sich in den 70er- und 80er-Jahren eine 13-jährige Familienpause genommen. So eine Auszeit ist kaum mehr denkbar. Wie hat sich Bayern für Mütter entwickelt?

Müller: Ich habe damals an der Uni Regensburg gearbeitet, auch noch ein Jahr mit Kind. Eine Versorgungsstruktur, wie wir sie heute haben, gab es aber damals noch nicht - weder Kinderkrippen noch Kindergärten, die auf die Bedürfnisse einer arbeitenden Mutter eingerichtet gewesen wären. Da hat sich sehr viel geändert - zum Positiven. Wir haben in Bayern die Rahmenbedingungen für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf wesentlich verbessert. Was ich als einen der größten Vorteile für Mütter in Bayern ansehe: Unsere Familienpolitik ist nicht auf eine Rolle festgelegt. Wir unterstützen die Frauen, die ihre Kinder in den ersten Lebensjahren selbst betreuen wollen, genauso wie die, die sich für eine Kita entscheiden. Es gab noch nie so viele Wahlmöglichkeiten und noch nie eine so umfassende Unterstützung.

Das Interview führte Daniel Wenisch (DK), Foto: Hoppe/dpa