München
Schäch kämpft um seine Ehre

17.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

München/Wolnzach (DK) Den ersten Prozesstag vor dem Landgericht München dürfte Josef Schäch (Foto) entspannt erlebt haben. Kein Vergleich zu 2010, als dem Ex-Landrat des Kreises Pfaffenhofen und langjährigen Wolnzacher Bürgermeister gleich am Anfang mehr oder weniger unverblümt eine Gefängnisstrafe angedroht wurde.

Damals war der beisitzende Richter Rupert Heindl (er schickte Bayern-Präsident Uli Hoeneß hinter Gitter) und seine Tonart deutlich rauer. Gestern führte Martin Rieder, bereits vor vier Jahren Vorsitzender Richter, unaufgeregt durch den ersten von sechs angesetzten Verhandlungstagen.

Am 16. Juni 2010 hatte Rieder den Ex-Bürgermeister wegen Untreue zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und dessen Kämmerer zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. 2011 wurde das Urteil vom Bundesgerichtshof bestätigt – und ein Jahr später vom Bundesverfassungsgericht überraschend in weiten Teilen aufgehoben und nach München zurückverwiesen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Wolnzacher Ex-Bürgermeister auch in der Neuauflage des Prozesses Untreue in zwei Fällen vor. Konkret geht es dabei um die Aufnahme von zwei illegalen Kassenkrediten über insgesamt vier Millionen Euro in den Jahren 2007 und 2008, durch die der Marktgemeinde Zinsschäden in Höhe von etwa 180 000 Euro entstanden sind.

Schäch wies den Vorwurf der Untreue zurück. Der Kommune sei durch die Aufnahme von zwei Kassenkrediten am Gemeinderat vorbei kein Schaden entstanden, ließ er durch seine Verteidigung vortragen. Im Gegenteil – die Vorteile der Realisierung unaufschiebbarer und wirtschaftlich sinnvoller Projekte überwögen bei Weitem die als Schaden angenommenen Zinsen für die Darlehen. Vom Ausgang der neuen Verhandlung hängt ab, ob der 67-jährige Schäch seine Pensionsansprüche aus seinen Ämtern verliert.