München
Razzia nach Drohbriefen an Pfarrer

27.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

München/Zorneding (DK) Gut ein Vierteljahr nach dem bundesweit beachteten Rücktritt des schwarzen Pfarrers der bayerischen Gemeinde Zorneding wegen rassistischer Beleidigungen hat die Polizei einen Tatverdächtigen vorläufig festgenommen. Ein 74 Jahre alter Rentner aus München stehe im Verdacht, einen Brief mit Schmähungen und Bedrohungen an den Geistlichen geschrieben zu haben, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt gestern mit.

Der Tatverdächtige war demnach in der Vergangenheit bereits mehrfach wegen solcher Beleidigungen aufgefallen.

Der Beschuldigte soll im März einen weiteren Brief an die Zornedinger Pfarrei geschickt haben, der jetzt zur mutmaßlichen Klärung des Falls führte. Das Schreiben war bereits im Freisinger Briefzentrum aufgefallen, weil auf dem Umschlag mit Filzstift geschriebene Schmähungen und Bedrohungen zu lesen waren. Die Post hatte daraufhin die Polizei eingeschaltet. Akribische Spurensuche führte zur Adresse des Beschuldigten, nachdem der Erkennungsdienst einen dem Kuvert als Verstärkung beigelegten Werbeprospekt genauer in Augenschein genommen hatte. Der 74-Jährige hatte es zuvor wohl als Schreibunterlage benutzt, sodass sich seine Kontaktdaten durchdrückten. Der Rest war Formsache, bei einer Razzia fand die Polizei weitere Teile des Prospekts in seiner Wohnung. Sie ermittelt nun noch zu zwei Briefen und einer Postkarte, die im Januar und Februar an den Pfarrer gingen. Der amtsbekannte Rentner bestreite die Tat, hieß es gestern.

Der aus dem Kongo stammende Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte im März seinen Rücktritt erklärt, nachdem er mehrfach Morddrohungen und Rassismus ausgesetzt war. Dies hatte bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Ausgangspunkt der Angriffe auf den Pfarrer war, dass er die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte und die örtliche CSU wegen Polemiken gegen Flüchtlinge kritisiert hatte. Daraufhin beleidigten inzwischen zurückgetretene Zornedinger CSU-Funktionäre ihn rassistisch, es folgten die massiven Drohungen.