München
Prozess wird verlängert: Hubert Haderthauer spricht über angeschlagene Gesundheit

Weiterer Zeuge gehört

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Die körperliche und seelische Belastung ist groß: Hubert Haderthauer am Freitag im Münchner Landgericht mit seinen Anwälten Norbert Scharf (sitzend) und Andreas Weitzell (hinten). - Foto: Stäbler

München/Ingolstadt (DK) Der Prozess gegen Hubert Haderthauer rund um die Modellbau-Affäre geht abermals in die Verlängerung. Vor dem Münchner Landgericht äußerte sich der Arzt aus Ingolstadt am Freitag zu seiner angeschlagenen Gesundheit und den Belastungen für ihn und seine Familie.

Graue Betonwände, davor ein Nadelbaum und ein Metallzaun: Der Blick aus dem Fenster des Saals B166 im Münchner Landgericht ist alles andere als bezaubernd. Und dennoch starrt Hubert Haderthauer große Teile des Vormittags in diese Richtung - wobei seine Gedanken wohl ganz woanders sind. Wenige Tage zuvor hat der 59-Jährige noch mit seiner Ehefrau, der Landtagsabgeordneten Christine Haderthauer, die CSU-Sause im Ingolstädter Stadttheater besucht - einen Ball mit 2400 Gästen, die sich unter dem Motto "Edles Bayern" in Schale geworfen hatten.

Fürs Gericht greift der zurzeit suspendierte Landgerichtsarzt wieder zum grauen Anzug - und ähnlich grau ist seine Gesichtsfarbe. Überhaupt macht Haderthauer keinen guten Eindruck: Dunkle Ringe hängen unter den Augen, immer wieder schnauft er hörbar durch, massiert sich die Schläfen, schluckt schwer. Das Bild - ob gewollt oder nicht - passt zur Erklärung, die sein Anwalt Norbert Scharf zu Beginn des siebten Verhandlungstags in diesem Prozess wegen Betrugs und Steuerhinterziehung vorliest. Darin geht es um den Gesundheitszustand des Angeklagten.

Demnach leidet Hubert Haderthauer seit eineinhalb Jahren unter immer wiederkehrenden Herzrhythmusstörungen mit gelegentlichem Vorhofflimmern. Er habe bisweilen "das Gefühl, dass ihm der Schädel platzt", berichtet der Anwalt. Die Ärzte hätten zu einem Herzschrittmacher oder einem operativen Eingriff geraten, doch er wolle zunächst das Ende der gegen ihn laufenden Verhandlungen abwarten. "Ob das Leiden im Zusammenhang mit den zahlreichen Verfahren steht, kann hier nicht beantwortet werden", so Scharf.

Diese Verfahren drehen sich um Haderthauers Engagement bei der Firma Sapor Modelltechnik, an der seine Frau und er nacheinander beteiligt waren. Das Unternehmen verkaufte exklusive Modellautos, die von psychisch kranken Straftätern im Maßregelvollzug zusammengebaut wurden. Im laufenden Strafverfahren wirft die Staatsanwaltschaft Hubert Haderthauer zum einen Steuerhinterziehung vor, die der Angeklagte teilweise eingeräumt hat. Strittig ist, ob er Modellautos aus dem Firmenvermögen entnommen und später verkauft hat, ohne dass dies in seiner Steuererklärung auftauchte. Bislang ist stets von vier Autos im Wert von 56 700 Euro die Rede gewesen, am Freitag kam offiziell ein fünftes hinzu.

Zum anderen sollen Hubert Haderthauer und sein Anwalt laut Anklageschrift den einstigen Mitgesellschafter Roger Ponton nach dem Firmenverkauf einen zu niedrigen Unternehmenswert vorgegaukelt und ihn so um 84 000 Euro geprellt haben. Gegen diese Betrugsvorwürfe wehrt sich die Verteidigung vehement. Auch die Gerichtskammer hatte zuletzt angeregt, diesen Punkt fallenzulassen - was die Staatsanwaltschaft ablehnte. Am Freitag betonte Verteidiger Norbert Scharf: "Die Hauptverhandlung hat weder eine Täuschungsabsicht des Herrn Haderthauer noch einen Vermögensschaden des Herrn Ponton ergeben."

Zuvor hat der Anwalt eine persönliche Erklärung seines Mandanten vorgelesen. Darin beklagt sich Haderthauer über die Folgen der verschiedenen Gerichtsverfahren und der Berichterstattung in den Medien, denen er "unzutreffende Beschuldigungen" vorwirft. All dies belaste ihn finanziell, sozial und gesundheitlich. "Dabei geht es weniger um meine Person als um meine Familie", so Haderthauer. Das Ganze laufe schon seit drei Jahren. "Ich gehe davon aus, dass jeder in Bayern mit der Berichterstattung in Berührung gekommen ist."

Zum Schluss des Verhandlungstages schickt Richter Rupert Heindl den Prozess abermals in die Verlängerung. Am 25. Februar soll ein weiterer Zeuge gehört werden; tags darauf könnte nach derzeitigem Stand das Urteil fallen.