München
Politikberater Michael Spreng über den Fall Haderthauer

02.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:17 Uhr

München (DK) Michael Spreng kennt beide Seiten. Als Journalist hat der 66-jährige Darmstädter für die „Bild“-Zeitung und den „Express“ gearbeitet. Danach beriet er unter anderem Edmund Stoiber (CSU) und Jürgen Rüttgers (CDU).

Herr Spreng, was hat am Ende den Ausschlag für den Rücktritt Christine Haderthauers gegeben?

Michael Spreng: Die bevorstehende Sondersitzung des Landtages, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Beginn der politischen Arbeit nach den Ferien. Horst Seehofer wollte den Fall nicht länger verschleppen.

 

Kam der Rücktritt zu spät oder doch noch gerade noch zur rechten Zeit?

Spreng: Viel zu spät. Das Anstößige an dem Fall Haderthauer sind ja gar nicht die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, sondern vielmehr das Geschäftsmodell als solches. Das ist sittenwidrig und amoralisch. Deshalb hätte Frau Haderthauer schon viel früher zurücktreten müssen. Insbesondere in einer Partei, sich christlichen Grundwerten verpflichtet fühlt.

 

Was hätten Sie ihr geraten?

Spreng: Sie war beratungsresistent. Darauf deutete hin, dass sie ja sogar noch gesagt hat, dass das Engagement von Idealismus getragen war. Das hat ihre Lage noch verschlimmert. Da war nicht mehr viel zu beraten.

 

Welche Folgen hat die Affäre für die Partei und Horst Seehofer?

Spreng: Das ist ein dunkler Fleck, keine Frage. Aber ich denke, dass der Wähler vergesslicher ist als man denkt. Wenn da nicht noch neue Ungeheuerlichkeiten ans Licht kommen, dann wird in drei, vier Monaten niemand mehr darüber sprechen.

 

Wird Christine Haderthauer ein politisches Comeback erleben?

Spreng: Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen. Es geht nicht so sehr um die staatsanwaltlichen Ermittlungen, sondern vielmehr darum, dass jemand mit seinem Ehemann ein sittenwidriges Geschäftsmodell betrieben hat. Dieser Makel bleibt an ihr haften, und zwar ewig. Davon bin ich fest überzeugt.

 

Die Fragen stellte Stefan König.