München
Ohne absolute Mehrheit

Umfrage: Wäre nächsten Sonntag Wahl, würden sich nur 41 Prozent für die CSU entscheiden

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Horst Seehofer mit Figuren von sich und Angela Merkel  beim ZDF-Sommerinterview an der TH Ingolstadt −Foto: Foto: Eberl, Stefan, Ingolstadt

München (DK) Schlechte Werte für die CSU und ihren Chef Horst Seehofer: Wäre am nächsten Sonntag bereits Landtagswahl, würden laut einer aktuellen Umfrage nur noch 41 Prozent für die CSU stimmen.

Dass Meinungsumfragen bisweilen arg danebenliegen können, hat die CSU gerade erst schmerzvoll erfahren müssen: 47 Prozent hatten ihr die Prognoseinstitute in der Woche vor der Bundestagswahl noch bescheinigt - 38,8 Prozent sind es am Wahlabend schließlich geworden. Das schlechteste Bundestagswahlergebnis seit 1949.

Gestern platzte eine neue Umfrage in das politische München und sorgte für Rätselraten: Zeichnet sie ein realistisches Bild? Oder kommt die CSU erneut zu gut weg - ist also die wirkliche Lage der Christsozialen viel schlimmer? In anderen Zeiten hätte alleine schon die sogenannte Sonntagsfrage ("Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Landtagswahlen wären") pure Panik bei der CSU ausgelöst: Lediglich 41 Prozent der Wähler, so die Umfrage, würden sich demnach noch für die CSU entscheiden. Damit wäre sie meilenweit entfernt von der absoluten Mehrheit, die für die CSU die rote Linie darstellt.

Die SPD läge bei 15 Prozent, die Grünen bei 11 Prozent, die Freien Wähler bei 6 Prozent, die FDP würde mit 7 Prozent wieder in den Landtag einziehen. Für die Linken würde es nicht reichen (3 Prozent), Sonstige erhielten 4 Prozent. Und: Die AfD würde mit sagenhaften 13 Prozent erstmals ins Münchner Maximilianeum einziehen. Nur zum Vergleich: Bei der vergangenen Landtagswahl 2013 hatte die CSU 47,7 Prozent geholt und so wegen des bayerischen Wahlrechts die absolute Mehrheit geschafft. Und: Nach der Landtagswahl 2008 hatten Ministerpräsident Günther Beckstein und CSU-Chef Erwin Huber gehen müssen, weil sie "nur" 43,4 Prozent geholt und die absolute Mehrheit verloren hatten. Der Umfrage zufolge glaubt gerade ein Drittel der Bayern, dass die CSU die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl im Herbst 2018 wird verteidigen können.

Unter den CSU-Abgeordneten im Münchner Landtag standen die Zeichen gestern auf Sturm: Die Klatsche bei der Bundestagswahl, die sich nur mühsam unter der Decke halten lassenden Personaldiskussionen quer durch die Partei, ein Parteichef, der keinerlei Signale sendet, wie es mit ihm weitergehen soll - und nun auch noch ein heftiger Wink der Wähler. Denn: Das Umfrageinstitut GMS hat, im Auftrag des Senders Sat.1 Bayern, auch weitere Befindlichkeiten der Menschen in Bayern abgefragt.

60 Prozent der Bayern sprechen sich demnach dafür aus, dass CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer sich zumindest von einem seiner beiden Ämter zurückzieht: 27 Prozent sagen, er solle ganz aufhören, und 33 Prozent finden, er solle zumindest ein Amt abgeben. Klar ist auch: Der Obergrenzen-Kompromiss, den Seehofer in Verhandlungen mit der CDU in Berlin erreicht hat, verfängt bei den Wählern in Bayern nicht: Nur 39 Prozent sagen, der sei eine gute Sache. Noch weniger verfängt der Kompromiss bei den CSU-Wählern - die finden nur zu 36 Prozent, er sei gut.

Unklar ist die Lage, was einen möglichen Nachfolger für Seehofer angeht: Auf die Frage, "wer hat bei den kommenden Landtagswahlen die besseren Chancen, Markus Söder oder Horst Seehofer", sprachen sich 42 Prozent für Seehofer aus, nur 35 Prozent für Söder. Bei den CSU-Wählern hingegen waren 40 Prozent für Seehofer und 41 Prozent für Söder.

Derweil verfestigt sich innerhalb der CSU das Stimmungsbild, dass es mit Seehofer nicht weitergeht. Zwar gibt es offiziell einen "Waffenstillstand", was Personalfragen angeht, "aber keine Denkverbote", wie einer sagt. Seehofer spielt unterdessen weiter auf Zeit: Der Parteitag mit Neuwahlen des CSU-Vorstandes, der eigentlich am 17. und 18. November hatte stattfinden sollen, wird auf Dezember verschoben, um dort auch über den Koalitionsvertrag abzustimmen. Man müsse "der Realität ins Auge sehen", erklärte Seehofer nach den ersten Treffen von CDU und CSU mit FDP und Grünen in Berlin.