München
Breite Mehrheit für dritten Nationalpark

Befragung der Bürger im Freistaat zeigt eine klare Tendenz Jetzt kommt es auf Söder an

12.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Idyllischer Auwald: Die Donauauen, hier bei Neuburg, könnten zum dritten Nationalpark werden. - Foto: Schanz

München (DK) Der Bund Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz wollen beim geplanten dritten Nationalpark in Bayern nicht locker lassen und das Projekt auch im Landtagswahlkampf thematisieren. Bestärkt sehen sich die Verbände durch eine Umfrage, die breite Zustimmung in der Bevölkerung signalisiert.

Früher, als Markus Söder (CSU) noch bayerischer Umweltminister war, da hatten die Vertreter von Bund Naturschutz (BN) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Eindruck, dass er zu den Unterstützern eines dritten Nationalparks in Bayern gehört. Doch nun, als künftiger Ministerpräsident, da zeige er große Skepsis, klagen die Präsidenten der beiden Umweltschutzverbände, Hubert Weiger und Norbert Schäffer.

Das Versprechen des scheidenden Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) aus dem Jahr 2016, dass Bayern nach dem Bayerischen Wald und Berchtesgaden einen weiteren Park bekomme, sehen sie bedroht. Doch BN und LBV wollen nicht aufgeben und das Projekt im bevorstehenden Landtagswahlkampf thematisieren. Seehofer hingegen unterstrich am Freitagabend in Neuburg seinen Wunsch: "Ich bleibe dabei", sagte er beim CSU-Delegiertentreffen. Er sei weiterhin ein "glühender Verfechter" eines Nationalparks Donauauen.

Beim Meinungsforschungsinstitut Emnid hatten BN und LBV erstmals eine repräsentative, landesweite Umfrage unter der bayerischen Bevölkerung in Auftrag gegeben, die sie jetzt präsentierten. Ergebnis: 64 Prozent der Befragten befürworten einen dritten Nationalpark in Bayern. Bei den CSU-Wählern ist die Quote sogar noch höher: 67 Prozent. Die Menschen sähen dabei nicht nur den ökologischen Gedanken, sondern auch das touristische Erfolgspotenzial, glauben Weiger und Schäffer. Der fast 50 Jahre alte Nationalpark Bayerischer Wald habe gezeigt, wie eine arme Region dadurch wirtschaftlich prosperieren kann.

Die Gegner haben die Umweltschutzverbände vor allem in der CSU-Landtagsfraktion ausgemacht. Und dort seien es vor allem zwei relativ mächtige Abgeordnete, die den dritten Nationalpark mit aller Macht verhindern wollten: Peter Winter, der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, und Gerhard Eck, der Innenstaatssekretär. Beide stammen aus Unterfranken. Dort waren gleich drei Landschaften in der engeren Wahl für den dritten Nationalpark: der Spessart, der Steigerwald und die Rhön.

Der Spessart ist aus dem Rennen, auch der Steigerwald wird es wohl eher nicht. Mit verhindert worden sei das auch durch das "schmutzige Spiel" des Bayerischen Bauernverbands in den Regionen, klagen die Vertreter von BN und LBV. Die Landwirte-Lobby habe bei den Menschen Ängste über die möglichen Folgen geschürt - etwa bei den traditionsreichen Holznutzungsrechten. Vor Ort gab es lautstarke Proteste - "die aber nicht immer die Mehrheitsmeinung der Bewohner widerspiegelten". Positiv dagegen wird die Rolle von Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) gewertet. Sie habe sich um einen fairen und ausgewogenen Dialog mit allen Beteiligten bemüht, loben BN und LBV, "sofern ihre Partei sie gelassen hat".

Die größte Wahrscheinlichkeit besteht derzeit für die Donauauen zwischen Marxheim (Landkreis Donau-Ries) und Kelheim und die Isarauen bei Freising. Die Auenlandschaft, so Hubert Weiger, sei einzigartig in Deutschland und extrem schützenswert. Freilich formiert sich auch dort bereits Widerstand. Erika Meyer, Geschäftsführerin des Bayerischen Bauernverbands Oberbayern-Nord, treibt die Gründung einer Bürgerinitiative voran. Die Politiker in der Region sind gespalten. Der Neuburger Landrat und Landtagskandidat Roland Weigert (FW) zählt zu den Befürwortern, der Neuburger Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) zu den Skeptikern. Irgendwo dazwischen positioniert sich Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU).

Vorbild für eine Einbindung der Bevölkerung könnte die Gründung des Nationalparks Schwarzwald vor vier Jahren sein. Damals wurden an jeden Haushalt in der Region frankierte Postkarten verteilt, auf denen die Menschen ihre Fragen, Sorgen und kritischen Anmerkungen auflisten konnten. Ein Volksbegehren zur Durchsetzung ihres Wunsches schließen die Umweltschutzverbände jedoch aus. "Beim Thema Flächenfraß war das eine Notfallmaßnahme", meint Schäffer, "aber dieses Mittel soll man nicht inflationär einsetzen".