München
Moderner Islam für München

02.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Benjamin Idriz ist Vorsitzender des Münchner Forums für Islam. Am Wochenende stellte er das Modell des von seinem Verein geplanten Islam-Zentrums in der Landeshauptstadt vor. - Foto: Wenisch

München (DK) Das in München geplante Islam-Zentrum nimmt Formen an. Ein erster Architektenentwurf sieht einen modernen Gebäudekomplex vor, in dem auch Platz für Christen, Juden und Andersgläubige sein soll. Am Wochenende wurden die Pläne vorgestellt.

Die Hürden für die Umsetzung sind aber noch hoch.

Emsig hetzt Imam Benjamin Idriz von einem Gast zum nächsten. Händeschütteln, hier ein kurzes Gespräch, dort ein Lächeln. Der 42-Jährige ist ein gefragter Mann an diesem Sonntag im Münchner Forum für Islam (MFI). Mitten in der Altstadt. Schließlich geht es um sein Herzensprojekt. An zwei Tagen der Begegnung will der MFI-Vorsitzende den Münchenern das geplante Islam-Zentrum präsentieren und näherbringen. „Die Moschee“, wie es in München oftmals schlichtweg heißt. Dabei ist es viel mehr als nur ein Gebetshaus, wie Idriz im Gespräch mit unserer Zeitung betont.

Geplant sind drei Gebäude, deren Fassade von raffiniert geformten Stelen verziert wird. Im richtigen Winkel betrachtet, sollen islamische Symbole erkennbar sein. Neben einem Gebetsraum für 800 Muslime sollen die 18 Meter hohen Bauten, die einen großen Platz einschließen, auch eine Bibliothek, ein Museum und eine islamische Akademie beherbergen. Zudem sollen Wohnungen und einige Läden darin Platz finden. „Besonders wichtig ist uns aber der geplante Meditationsraum, in dem keinerlei religiöse Symbole zu sehen sein werden“, sagt Idriz. Menschen jeden Glaubens und auch Atheisten soll dort die Möglichkeit gegeben werden, zur Ruhe zu kommen.

Bisher existiert nur ein Modell aus Holz, entworfen vom Meringer Architekten Alen Jasarevic, der sich bereits mit dem Islamischen Forum im oberbayerischen Penzberg (Landkreis Weilheim-Schongau) einen Namen gemacht hat. Anhand des Entwurfs lässt sich die Ausrichtung aber bereits deutlich erkennen. Es handelt sich nicht um eine Moschee, wie man sie sich landläufig vorstellt. Modern, offen und freundlich solle das Zentrum werden, sagt Idriz. Auf einen klassischen Kuppelbau werde bewusst verzichtet.

„Wir identifizieren uns mit Deutschland und bekennen uns zum Grundgesetz“, hebt Idriz hervor. Ort und Zeit sollten sich daher auch in der Architektur widerspiegeln, weshalb „wir uns ausdrücklich für ein innovatives Projekt entschieden haben, das den modernen Islam repräsentiert“.

Auch ein Minarett, von dem der Imam zum Gebet ruft, werde es daher nicht geben. Die rund 30 Meter hohe Säule neben den Gebäuden sei vielmehr ein Leuchtturm, der auf ein besonderes Gebäude hinweise. „Es ist weniger ein religiöses, sondern vielmehr ein künstlerisches Element“, sagt der MFI-Vorsitzende.

Ob das Projekt allerdings jemals umgesetzt wird, ist bisher mehr als unklar. Zwar hat die Stadt in der Dachauer Straße bereits ein Grundstück reserviert, aber dem Bau stehen noch einige hohe Hürden im Weg. Die üblichen baurechtlichen Verfahren stellen dabei noch das geringste Problem dar. Unklar ist vor allem die Finanzierung.

1,5 Millionen Euro an Spenden hat das MFI bisher gesammelt. Die Kosten werden aber auf 35 Millionen Euro beziffert. Idriz hofft, dass mit den nun konkreten Plänen Großinvestoren gewonnen werden können und schielt dabei vor allem in den Nahen Osten. Von den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Oman und Katar erwartet er bis Ende März verbindliche Zu- oder Absagen. Unterstützung aus dieser Region dürfte aber aufgrund der politischen und menschenrechtlichen Situation in den Ländern nicht ohne Kritik bleiben.