München
Löst sich die WFI von der Katholischen Universität?

Treffen mit Wissenschaftsminister – Kooperation mit THI möglich

29.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

München/Ingolstadt (DK) Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) kommt nicht mehr aus den negativen Schlagzeilen heraus – einzig die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt (WFI) glänzte bisher mit Marketingerfolgen. Jetzt könnte sich die WFI mit ihren knapp 1000 Studenten möglicherweise von der KU abspalten und zu einer eigenen Hochschule werden – der Träger wäre dann nicht mehr die katholische Kirche, sondern der bayerische Staat.

Bei einem Gespräch zwischen den Leitern der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und der WFI sowie Vertretern der Stadt Ingolstadt mit dem bayerischen Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) ging es gestern offiziell noch nicht um die Spaltung der KU. Der Vorsitzende des KU-Stiftungsrates, Kardinal Reinhard Marx, war gar nicht anwesend. Er hat sich bislang noch nicht zu einer möglichen Loslösung der WFI geäußert. Laut Joachim Genosko, Mitglied des Hochschulrates der KU, werden Träger und Staatsregierung das Thema erst im September erörtern.

Bei dem Treffen im bayerischen Wissenschaftsministerium stellten die Beteiligten die Weichen für eine Kooperation zwischen THI und WFI – „egal, ob es zur Loslösung kommt oder nicht“, sagt Genosko. Diskutiert wurde eine Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft. Zum Beispiel sei es darum gegangen, wie man gemeinsam ein Forschungszentrum errichten und dafür finanzielle Mittel generieren könnte. Auch ein Doktorandenkolleg ist nach Angaben des Dekans der WFI, Max Ringlstetter, denkbar. Dort könnten mehrere Doktoranden von THI und WFI zusammen an einem Thema arbeiten. „Mittelfristig sind auch gemeinsame Studiengänge möglich, zum Beispiel der technische Betriebswirt“, sagt Genosko. Die Stadt Ingolstadt übernehme bei diesen Plänen die Federführung, „weil wir die Stadt als Wissenschaftsstandort ausbauen wollen“.

Als Nächstes wird es darum gehen, welche Rolle die skandalgeplagte KU dabei spielen wird. Eine mögliche Selbstständigkeit der WFI ist schon seit Jahren immer wieder Gesprächsthema, aber jetzt nehmen die Visionen Form an. Klar ist: Der Träger muss einverstanden sein, damit die WFI selbstständig wird. Und das ist ganz und gar nicht sicher: „Ich weiß nicht, ob alle Vertreter des Trägers der exakt gleichen Meinung sind“, sagt Dekan Ringlstetter.

Sollte aus der WFI eine eigene Hochschule entstehen, würde sich noch eine andere Frage stellen, über die inoffiziell seit mehreren Monaten geredet wird: Wie eng wird diese Hochschule künftig mit der THI zusammenarbeiten? Laut Genosko stelle sich die Frage, „ob es WFI und THI in Zukunft unter einem gemeinsamen oder einem getrennten Dach geben wird“.

Für den Präsidenten der THI, Walter Schober, ist eine Fusion der beiden Einrichtungen allerdings weit entfernte Zukunftsmusik. Ihm geht es vor allem darum, in Ingolstadt die Zielmarke von 10 000 Studenten zu erreichen. An der KU studieren momentan insgesamt etwa 4900 Frauen und Männer, davon knapp 1000 an der WFI in Ingolstadt. An der THI gibt es etwa 5000 Studenten. Die Stadt Würzburg habe beispielsweise die vier- bis fünffache Studentenzahl, sagt Schober. Sowohl die THI als auch die WFI hätten aber immer mehr Bewerber als Plätze. „Es gibt noch viel Potenzial.“