München
Klage über Wahlkampf-Lethargie

CSU wünscht sich mehr Emotionen von der CDU Weiter Debatten über Seehofer-Zukunft

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

München (DK) Man stelle sich vor, es ist Wahlkampf, und mancher in der Politik merkt es gar nicht. In der SPD haben sie es offenbar gemerkt, es herrscht unverkennbare Aufbruchstimmung. Und in der CSU haben sie es auch gemerkt - kein Tag vergeht, ohne dass ein CSUler vor dem Schreckgespenst Rot-Rot-Grün warnt.

Nur in der CDU, so meint man zumindest in der Schwesterpartei, da ist das mit dem Wahlkampf noch nicht ganz angekommen.

Nur eine Ausnahme gibt es demnach: "Wolfgang Schäuble hat das angenommen. Da sollten sich alle ein Beispiel nehmen", sagt Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber am Rande der gestrigen CSU-Vorstandssitzung und bringt damit auf den Punkt, was in letzter Zeit häufig in CSU-Kreisen zu hören ist: Die CDU habe zwar noch drei Landtagswahlen vor der Brust. So langsam könnten sie im Konrad-Adenauer-Haus in Sachen Bundestagswahlkampf aber dennoch in die Puschen kommen. Konkrete Kampagnenpläne und mehr Emotionalität werden verlangt. Von Umfragen, wonach die SPD erstmals seit Jahren vor der Union liegt, will sich die CSU aber demonstrativ nicht aus der Ruhe bringen lassen. "Wir gehen mit Angela Merkel in die Wahl, und wir werden die Wahl gewinnen", sagt Parteichef Horst Seehofer.

So ganz einig ist man sich aber auch in der CSU noch nicht, was den Wahlkampf angeht - zumindest beim Engagement der Parteibasis. Dort gibt es nach Einschätzung einiger Abgeordneter viele Parteimitglieder, die aufgrund der Flüchtlingskrise nicht mehr für Angela Merkel (CDU) als Kanzlerin kämpfen wollen. Nur Seehofer ist sicher: Die Basis steht hinter Merkel. "Davon können Sie ausgehen", stellt er klar, diese Erfahrung mache er in vielen Gesprächen. Die Abgeordneten sollten nun "nach vorne schauen und die Mutmacher sein". Andere in der CSU-Spitze wie Finanzminister Markus Söder oder auch Stoiber sind deutlich skeptischer, was die Motivation der Basis angeht.

Für Seehofer ist die Bundestagswahl auch persönlich von herausragender Bedeutung. Wenn es gut ausgeht, könne Seehofer zu Recht als Parteichef und Ministerpräsident weitermachen, heißt es sogar aus dem Söder-Lager. Wenn die CSU eine Regierungsbeteiligung in Berlin aber verpasst, dann dürften auch die Seehofer-Taktierereien zu seiner eigenen Zukunft, die er zuletzt mit zweideutigen Äußerungen angeheizt hatte, mit einem Schlag Makulatur sein.

Um keine neuen Spekulationen aufkommen zu lassen, stellt Seehofer direkt klar: "Es gibt keine Entscheidung zu meiner persönlichen Zukunft." Wirtschaftsministerin Ilse Aigner aber ist die Erste, die offen eine weitere Amtszeit Seehofers fordert. Er sei das stärkste Zugpferd, das die CSU habe. Söder setzt bei der Frage nach der Zukunft des Parteichefs dagegen sein breitestes Lächeln auf und verweist auf Seehofers Zeitplan, bis 6. Mai zu entscheiden. In einer anderen Personalfrage gibt es dagegen neue Indizien, wenngleich Seehofer betont, dass die Ernennung von Joachim Herrmann zum Aschermittwochsredner nicht das bedeute, was vermutet werde - nämlich, dass der Innenminister als Bundestagsspitzenkandidat in Stellung gebracht wird. Vielmehr solle Herrmann als zuständiger Minister das mit Abstand wichtigste Wahlthema, Sicherheit, erörtern. Auch beim Thema Aschermittwoch bemüht sich Söder, der trotz einer Aufblähung auf insgesamt sechs Redner nicht auf der Liste steht, um ein Lächeln. Er habe in Passau schon oft als Generalsekretär gesprochen und werde auch in diesem Jahr viel reden - nur halt nicht auf der Bühne.