München
Keine Euphorie, aber Genugtuung

CSU reagiert zurückhaltend auf Sieg der Saar-CDU Seehofer: AfD noch nicht im Bundestag

27.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

München (DK) Ein bisschen sieht es aus wie beim Brustschwimmen: Mit Armen nach vorne und Handflächen nach unten rudert Seehofer über sein Rednerpult. Der CSU-Chef aber macht keine Trockenübungen fürs Seepferdchen, er will mit seiner Geste das eben Gesagte noch einmal unterstreichen: "Auf dem Boden bleiben", lautet seine Botschaft nach der Landtagswahl im Saarland.

Nachdem die Union zuletzt Wahlniederlage nach Wahlniederlage verkraften musste, tritt Seehofer nach dem Erfolg der CDU im Saarland auf die Euphoriebremse. Der Sieg sei zu allererst der Verdienst der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). "Sie macht authentisch das, was sie für richtig hält", lobt Seehofer. Oder: "Die hat als Person überzeugt." Die SPD müsse man nach wie vor sehr ernst nehmen, der Bundestagswahlkampf werde "vielleicht der schwierigste seit der Deutschen Einheit".

Ganz kann und will Seehofer die Genugtuung aber doch nicht verbergen. Er wertet das Wahlergebnis als Bestätigung des Versöhnungskurses mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der in den CSU-Reihen von manchen nach wie vor kritisch gesehen wird. "Wir werden die Wahl nur mit ihr gewinnen und mit niemandem sonst", betont Seehofer und kündigt an, dass er demnächst gemeinsam mit der Kanzlerin in einem Bierzelt auftreten werde - wann und wo bleibt aber noch geheim. Zudem müsse die CSU ihre Selbstanklagen beenden, und die Union werde erst im Sommer in die heiße Wahlkampfphase starten. Diese drei Punkte seien die klare strategische Festlegung der CSU.

Von anderslautenden Vorschlägen aus der eigenen Partei hält der Ministerpräsident gar nichts: "Strategien vollzieht man und redet nicht ständig drüber", sagt er. Gemeint sein dürfte vor allem Finanzminister Markus Söder, der von der Kanzlerin immer wieder mehr Leidenschaft und Angriffsbereitschaft gefordert hatte. Der sieht in der Saar-Wahl einen "guten Start ins Wahljahr. Die Union kann Wahlen gewinnen", sagt Söder.

Vor allem sieht er wie auch andere CSU-Größen aber das Image des neuen SPD-Vorsitzenden Martin Schulz angekratzt. Dieser sei doch kein Wunderheiler. "Er hat jetzt nicht mehr den Ruf des Messias", befindet auch JU-Landeschef Hans Reichhart. Und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sagt unserer Zeitung, die Wahl zeige, "wie wenig die Schulz-Euphorie wert ist". Ein neuer Kanzlerkandidat reiche nicht aus, "um die inhaltlichen Defizite der SPD zu überdecken". Auch Aigner schränkt aber ein: "Wir müssen aber sehen, dass das Ergebnis im Saarland vor allem der Leistung von Annegret Kramp-Karrenbauer und der saarländischen CDU geschuldet ist."

Seehofer vermeidet es, sich auf Schulz einzuschießen. Stattdessen hat er nach der Saar-Wahl einen anderen Gegner ausgemacht. Er wage die Prognose, "dass die AfD noch nicht im Bundestag ist". Im Saarland hatten die Rechtspopulisten 6,2 Prozent der Stimmen geholt.