München
In 30 Sekunden in den Münchner Himmel

So schnell geht's mit dem Aufzug auf den Olympiaturm, der genau heute vor 50 Jahren eröffnet wurde

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Wahrzeichen Münchens: Der Olympiaturm wurde vor genau 50 Jahren eröffnet. Er ist mit 291,28 Metern das höchste Bauwerk der Landeshauptstadt. Am Sonntag wird das Jubiläum gefeiert, und die Fahrt mit dem Aufzug kostet nur einen Euro. - Foto: Oppenheimer

München (DK) Fast 43 Millionen Menschen kamen hier schon in nur 30 Sekunden dem Himmel ein Stückchen näher. Erlebten diesen einzigartigen Panoramablick auf München und bis zu den Alpen. Oder machten in 53 Minuten eine spezielle "Stadtrundfahrt". Die Rede ist vom Münchner Olympiaturm, der heute sein 50. Jubiläum feiert.

Eigentlich hatte er mit Olympia zunächst gar nichts zu tun: Als der Münchner Stadtrat 1964 beschloss, zusammen mit der Deutschen Post auf dem Oberwiesenfeld einen Fernmeldeturm zu errichten, sollte der Neubau bloß den alten Fernmeldeturm ablösen, um bessere Fernseh- und Telefonverbindungen herzustellen. Von den Olympischen Sommerspielen war noch keine Rede.

Auch nicht, als die Bauarbeiten Mitte 1965 begannen. Vollbracht war das Werk, eine Meisterleistung aus 40 000 Tonnen Beton und 2000 Tonnen Stahl, am 22. Februar 1968 - also vor genau 50 Jahren. Das Projekt verschlang statt der zunächst geplanten 10 ganze 22 Millionen Mark. Kein Wunder also, dass die Münchner, als es um die Namensgebung ging, "Schuldenstangerl" auf Platz zwei setzten. An der Spitze lag jedoch Olympiaturm. Das Bauwerk wurde - gemeinsam mit dem Olympiapark und seiner atemberaubenden Architektur - zum Wahrzeichen der Olympischen Spiele 1972 und der Stadt.

Ein weithin sichtbares Wahrzeichen mit exakt 291,28 Metern bis zur Spitze der Antenne - nach wie vor das höchste Bauwerk Münchens. Ursprünglich waren sogar 330 Meter angepeilt, doch wegen der Nähe zum damaligen Flughafen Riem war bei knapp 300 Metern Ende der Fahnenstange. Immerhin: Bei seiner Fertigstellung stand der Olympiaturm - dreimal so hoch wie die Türme der Frauenkirche - noch ganz oben auf der Rangliste der höchsten deutschen Fernsehtürme. Inzwischen ist er im internationalen Vergleich längst zum Zwergerl geschrumpft. Der Burj Khalifa in Dubai mit knapp 830 Metern ist weltweit der Rekordhalter.

Nichtsdestotrotz ist der Olympiaturm bis heute Besuchermagnet, der Jahr für Jahr 600 000 Menschen anlockt. In gerade einmal 30 Sekunden geht es mit dem Aufzug hinauf auf die Aussichtsplattform in 185 Metern Höhe. Die Geschwindigkeit sei schon anständig für einen Besucheraufzug, sagt Ulrich Bodammer, der seit 17 Jahren als Betriebsleiter für den Olympiaturm und -park zuständig ist. "Das ist für manchen unangenehm." Mit einem Italiener, der schon auf der Fahrt nach oben eine Panikattacke erlitten hatte, musste Bodammer einmal tatsächlich zu Fuß hinabsteigen - 1230 Stufen insgesamt.

Die Aufzüge sind also nicht jedermanns Sache. Allerdings ist mit ihnen in all den Jahren laut Bodammer noch nie ein Unfall passiert. "Wir betreiben aber auch einen immensen Wartungsaufwand. Wenn mal ein Aufzug stehen bleibt, ist er in der Regel innerhalb von Minuten wieder flott. Oder wir lassen die Besucher über eine Brücke ganz einfach vom kaputten in den funktionierenden Aufzug umsteigen." Die Rendevouz-Technik macht's möglich.

Jedes mulmige Gefühl nach der Aufzugfahrt verfliegt jedoch im Nu angesichts der herrlichen Aussicht, die sich den Besuchern von dort oben auf München und Umgebung bietet: Die markanten Punkte sind auf einem Glaspanorama verzeichnet, sodass man bei passendem Wetter die Gipfel der Alpenkette einzeln aufzählen kann. Natürlich gibt es auf dem Olympiaturm auch ein Gipfelbuch: ein paar Quadratmeter weiße Wand, auf der sich die Besucher verewigen können. Wenn das "Buch" voll ist, wird einfach frisch gestrichen. Eine Besonderheit ist das kleine Rockmuseum im Inneren der Plattform.

Den Sternen ganz nah - im doppelten Sinne - konnten sich Gäste früher im "181" wähnen: In dem Drehrestaurant in 181 Metern Höhe servierte Sternekoch Otto Koch bis Ende 2014 erlesene Speisen. Unter neuer Regie bietet das Restaurant in luftiger Höhe weiterhin Kulinarik mit Panoramablick. Den gewährleistet eine besondere Schlittenkonstruktion unter der Restaurantplattform: Auf Kufen dreht sich diese Kanzel in 53 Minuten einmal um 360 Grad.

Das Restaurant ist neben der Plattform offensichtlich die perfekte Location für einen Heiratsantrag. Ulrich Bodammer kann erzählen, was sich verliebte Männer so alles einfallen lassen, um die Auserwählte zu erobern: Da werden Blütenblätter gestreut und LED-Lichter ausgelegt - gerne wird der Aufzug auch mit Bildern geschmückt. Absoluter Knaller war für Bodammer ein Spektakel mit Lasertechnik: "Als das Drehrestaurant auf Höhe des Eisstadions war, gab der Mann uns ein Signal und ein Techniker startete eine Lasershow auf dem Stadiondach - mit ihrem Namen und der Frage und mit vielen Engelchen, die Pfeile verschossen haben. Das war schon sehr aufwendig."

Traumhaft ist auch die Dienstwohnung des Betriebsleiters im Gebäude am Fuße des Olympiaturms. "Und mein Büro liegt nur zwei Minuten weg. Das nenn' ich eine gute Wohnlage - vor allem, wenn ich die Pendler im Stau auf dem Mittleren Ring sehe. Ganz zu schweigen vom hohen Freizeitwert im Olympiapark."

Des Turmherrn liebster Platz befindet sich übrigens drinnen im Schacht. "Da stehst du in dieser riesigen Röhre, die mehr als 200 Meter hoch ist", erzählt Bodammer, "und kannst bis hinauf zum Mechanismus schauen und die Aufzüge fahren sehen. Das ist ein ganz spezieller Ort - wo sonst auf der Welt bekommst du das geboten"