München
"Ich war die Trägerrakete für die Story"

Landtag beschließt Modellbau-Untersuchungsausschuss – Haderthauer rechnet mit Opposition und Medien ab

27.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Christine Haderthauer beim Interview mit dem Ingolstädter TV-Sender intv. - Foto: intv

München/Ingolstadt (DK) Grundsätzlich sind sich alle einig. Einstimmig hat der Landtag gestern den Modellbau-Untersuchungsausschuss beschlossen. Einigkeit, Zielstrebigkeit, Kollegialität – völlig harmonisch habe man bei der Vorbereitung des Ausschusses zusammengearbeitet.

So weit zum Verfahren. Die Vorstellungen, was bei dem Ausschuss am Ende herauskommen wird, sind zwischen CSU und Opposition allerdings sehr verschieden. Das zeigt die gestrige Landtagsdebatte. Und das wird auch in einem Interview deutlich, das die ehemalige Staatskanzleichefin Christine Haderthauer am Mittwochabend dem Ingolstädter Fernsehsender intv gegeben hat.

Haderthauer ist am 1. September zwar als Staatskanzleichefin zurückgetreten. Nach Ansicht der Opposition gibt es in Sachen Modellbau aber durchaus noch Aufklärungsbedarf. Hat die Staatsregierung das Parlament vollständig informiert? Hat Haderthauer die Wahrheit über ihre Beteiligung den der Firma „Sapor Modelltechnik“ gesagt? Gab es Sicherheitsmängel in der forensischen Psychiatrie, wo die Ex-Ministern und ihr Mann Hubert Haderthauer die Modellautos fertigen ließen? „All diese Fragen wurden nicht durch den Rücktritt von Frau Haderthauer beantwortet“, sagt der künftige Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Horst Arnold (SPD), in der Debatte.

Sein Stellvertreter, der CSU-Innenexperte Florian Herrmann, sieht es etwas anders. Die CSU sei nicht der Meinung, dass der Ausschuss unbedingt nötig sei. Man akzeptiere ihn aber als Minderheitenrecht der Opposition, sagt er. Er sieht das Gremium eher als Chance, manches wieder gerade zu rücken. Vielen sei es in der Debatte um die Modellbaugeschäfte nur darum gegangen, zu skandalisieren. „Jedes noch so absurde Gerücht wurde als die unumstößliche Wahrheit verkauft“, sagt Herrmann. „Es kann nur aufwärtsgehen.“
 

So sieht es auch Haderthauer selbst. „Ich vertraue auf die Fairness und die Faktenorientiertheit in den entsprechenden Verfahren“, sagt sie intv. Es werde sich herausstellen, dass „alles in sich zusammenfällt“. Sie sei mit sich „völlig im Reinen“. Der Untersuchungsausschuss sei ein „Kampfinstrument“ der Opposition. „Insofern soll das nicht der Aufklärung dienen, sondern vor allem dem politischen Kampf.“

In dem Interview geht Haderthauer mit den Medien und der Opposition hart ins Gericht. Die Berichte über ihre angeblichen Vergehen im Zusammenhang mit „Sapor“ hätten sie geradezu „traumatisiert“, sagt sie. „Diese ganzen Storys haben ja nur getragen, weil sie mit Lügen verknüpft wurden und Verleumdungen“. Die angeblichen Gewinnhöhen seien „völlig aus dem Märchenreich“. Die Berichterstattung sei möglich gewesen, weil verschiedene Dinge zusammengekommen seien: Da sei das finanzielle Interesse ehemaliger Geschäftspartner ihres Mannes, die sie „auf dem Rücken meiner Popularität“ verfolgt hätten. Zudem hätten manche Leute „Lust“ daran gehabt, sie als exponierte CSU-Frau zu schwächen. „Ich bin die Trägerrakete für die Story gewesen“, sagt Haderthauer. In der Firma sei sie aber eigentlich immer nur stille Teilhaberin gewesen.

Als Medienopfer wolle sie sich dennoch nicht bezeichnen. Medien stünden eben unter großem wirtschaftlichen Druck. Oft werde nur „abgeschrieben“, ohne die Dinge auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Eigene Fehler sehe sie nicht. „Da ist nichts, was mir jetzt so ins Auge springt, wo ich die Zeit gerne zurückdrehen würde“, sagt die Ex-Ministerin. Ministerpräsident Horst Seehofer, der lange an ihr festhielt, lobt Haderthauer. Ihn habe sie als „Fels in der Brandung“ empfunden.

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