München
Höhere Strafen für Schwarzfahrer

Immer mehr Menschen fahren ohne Ticket Bus und Bahn – Das Kabinett will jetzt das Bußgeld erhöhen

21.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

München (DK) Die Zahl der Schwarzfahrer hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Deshalb will die Staatsregierung nun im Bundesrat gegen sie vorgehen. Die Verkehrsunternehmen freut das. Manchem in der Region gehen die Pläne des Kabinetts sogar nicht weit genug.

Beim Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) nennt man sie die „sportiven Schwarzfahrer“. Leute, die sich aus dem Fahren ohne Ticket geradezu eine Herausforderung machen. Sie beobachten genau, in welchem Bus wann kontrolliert wird und wie die Kontrolleure aussehen. Und in den seltenen Fällen, in denen sie erwischt werden, zahlen sie eben die 40 Euro Gebühr. Immer noch billiger, als jedes Mal ein Ticket zu kaufen – so das Kalkül. Gerade in Zeiten von Smartphones und sozialen Internetnetzwerken werde das Phänomen größer, meint man beim Verband. Doch nun wird der Kampf dagegen verstärkt.

Die Staatsregierung will im Bundesrat eine Initiative gegen Schwarzfahrer starten. Wer ohne Ticket erwischt wird, soll künftig 60 Euro statt bisher 40 Euro zahlen. Möglichst schon im kommenden Jahr solle die Anhebung bundesweit in Kraft treten, fordert Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU). „Die Botschaft ist klar: Schwarzfahren darf sich nicht lohnen.“ Dass die anderen Bundesländer zustimmen, gilt als sicher. Die Verkehrsministerkonferenz hatte sich schon im April 2013 auf eine Anhebung festgelegt und den Bund aufgefordert, das entsprechend zu regeln.

Die Zahl der Schwarzfahrer hat offenbar in den vergangenen zehn Jahren erheblich zugenommen. In der bayerischen Kriminalstatistik firmiert das Schwarzfahren als „Beförderungserschleichung“. Im Jahr 2004 wurden 10 087 Fahrgäste ohne Ticket erwischt. Im vergangenen Jahr waren es 18 181 – ein Anstieg um gut 80 Prozent. „Höchste Zeit also, den Schwarzfahrern empfindlich auf die Füße zu treten“, sagt Herrmann. Anfang November wird die Initiative nun wohl in den Bundesrat eingebracht. Ende November könnte sie dann beschlossen werden.

Die Verkehrsbetriebe begrüßen das. „Das ist eine längst überfällige Anpassung“, sagt der Leiter des Berliner VDV-Hauptstadtbüros, Wolfgang Schwenk. Nach Rechnungen des Verbandes werden in Deutschland 3,5 Prozent der jährlich zehn Milliarden Fahrten nicht bezahlt. Dadurch entgehen den Verkehrsunternehmen Einnahmen von rund 250 Millionen Euro. 100 Millionen Euro zahlen die Unternehmen nach eigenen Angaben jährlich für Kontrollpersonal. Die deutschen Strafen für das Schwarzfahren sind im europäischen Vergleich relativ gering. In anderen Staaten liegen die Bußgelder teilweise weit über 100 Euro. Nach Schwenks Ansicht würden von schärferen Strafen gegen Schwarzfahrer alle Nutzer von Bussen und Bahnen profitieren. Die entgangenen Einnahmen schlügen sich in der Kalkulation der Firmen nieder – und verteuern so zum Beispiel die Tickets.

Auch die Unternehmen aus der Region verlangen höhere Strafen gegen Schwarzfahrer. „Wir unterstützen das voll und ganz“, sagt Hans-Jürgen Binner, Prokurist bei der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG). 60 Euro seien eigentlich sogar noch zu wenig. Auch bei der INVG stelle man fest, dass es mehr Schwarzfahrer gebe als früher. „Die Hemmschwelle wird immer niedriger“, sagt Binner. Die INVG ist eine Tochter der Stadt Ingolstadt und macht ohnehin Verlust – im vergangenen Jahr 12,7 Millionen Euro. Die Verluste muss die Stadt ausgleichen. Letztlich kommen also alle Steuerzahler für die vielen Schwarzfahrten auf.

Auch bei der Regionalbus Augsburg GmbH (RBA), die weite Teile des Linienverkehrs um Ingolstadt abwickelt, beklagt man steigende Schwarzfahrerzahlen. Wenn nun das Bußgeld erhöht werden sollte, sei das „eine faire Angelegenheit“, sagt Geschäftsführer Ralf Höppner. Mehrere Linien betreibe die RBA ohnehin schon mit Verlust. Höhere Ticketeinnahmen könnten das Problem möglicherweise lindern.

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