München
Ausflüge und gemeinsame Essen

Haderthauer-Untersuchungsausschuss: Verurteilter Dreifachmörder hatte offenbar viele Freiheiten

10.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:06 Uhr

München (DK) Das Urteil gegen Hubert Haderthauer wegen versuchten Betrugs und Steuerhinterziehung ist rechtskräftig - die hierfür ursächliche Modellbau-Affäre zieht jedoch weiterhin ihre Kreise. So versucht ein Untersuchungsausschuss des Landtags Licht in die Geschehnisse rund um die Firma Sapor zu bringen, deren Miteigentümer nacheinander die Eheleute Haderthauer waren.

Das Unternehmen verkaufte exklusive Modellautos, die es von psychisch kranken Straftätern bauen ließ. Hauptkonstrukteur war der verurteilte Dreifachmörder Roland S., dessen erstaunliche Freiheiten im Maßregelvollzug bei der gestrigen Sitzung erneut thematisiert wurden.

Als Zeugin geladen war die Frau eines Polizisten aus Mittelfranken, der eine Freundschaft zu Roland S. aufbaute, während dieser in der Psychiatrie in Ansbach einsaß, wo er die Modellautos baute. Die 71-Jährige, die laut eigener Aussage ein "besonderes Vertrauensverhältnis" zu Roland S. hatte, berichtete, wie sie und ihr Mann den prominenten Insassen aus Ansbach abholten, zu sich nach Hause nahmen, Ausflüge machten und einmal sogar eine Modellbau-Messe in Dortmund besuchten, wo auch Hubert Haderthauer anwesend war. Angst habe sie nie gehabt, denn: "Ich weiß, dass er nie etwas getan hätte, was einen von uns verletzt oder geschädigt hätte." Ob sie gewusst habe, dass für Roland S. stets die höchste Sicherheitsstufe galt, erkundigte sich der Ausschussvorsitzende Horst Arnold (SPD). "Nein", antwortete die Zeugin kopfschüttelnd.

Vielmehr sei Roland S. bei den gemeinsamen Unternehmungen stets ohne Begleitung und nie gefesselt gewesen, erzählte die Frau. Sie berichtete unter anderem von einem Abendessen bei der Familie Haderthauer in deren Privathaus in Ingolstadt, zu dem sie, ihr Mann und Roland S. eingeladen wurden. Des Weiteren ging es um einen gemeinsamen Ausflug nach Frankreich, wo das Ehepaar und der Dreifachmörder den Sapor-Mitgesellschafter Roger Ponton besuchten und in dessen Jagdhaus nächtigten. Diese Freiheiten seien "unvorstellbar", sagte der Ausschussvorsitzende Arnold. "Das ist eine Verhöhnung der Mühen, die der Rechtsstaat unternommen hat, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten."

Ursprünglich hatte der Ausschuss gestern auch noch den Steuerberater der Haderthauers sowie deren Anwalt aus Ingolstadt hören wollen. Jedoch habe man diese zwei Zeugen wieder streichen müssen, sagte Arnold. Denn: "Die Haderthauers haben sie nicht von ihrer Schweigepflicht entbunden."