München
Fusion statt dritte Startbahn?

Grüne wollen finanziell angeschlagenen Nürnberger Flughafen mit dem Münchner Airport zusammenlegen

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

München/Nürnberg (DK) Die bayerischen Grünen sorgen sich im Zuge der Debatte um eine dritte Startbahn für den Flughafen München um das fränkische Pendant in Nürnberg. „Der Bau einer weiteren Startbahn in München würde dem Flughafen Nürnberg massiv das Wasser abgraben“, ist sich Markus Ganserer, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag, sicher.

Außerdem, so der Abgeordnete aus Nürnberg, würde der Ausbau des Münchner Airports die Frankenmetropole schwächen und die finanziellen Risiken für die Stadt Nürnberg weiter erhöhen.

Deshalb schlägt Ganserer vor, dass die bayerischen Flughäfen fusionieren sollen. Statt eine neue Startbahn zu bauen, sollen die Münchner den Nürnberger Flughafen als dritte Start- und Landebahn nutzen. „Eine Flughafen Bayern GmbH ist gut für München und für Nürnberg“, findet Ganserer. In Nürnberg selbst sind die Reaktionen auf den Vorschlag verhalten. „Weder Stadt noch Freistaat glauben, dass eine Fusion der beiden größten bayerischen Flughäfen zwingend ein Vorteil wäre“, sagt Stadtkämmerer Harald Riedel.

Der fränkische Flughafen ist in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, nachdem die Fluggesellschaft Air Berlin im Jahr 2013 das Touristikdrehkreuz gestrichen hatte. Im letzten Jahr gaben Freistaat und Stadt dem angeschlagenen Flughafen eine Finanzspritze in Höhe von jeweils 20 Millionen Euro. Heuer will der Flughafen laut Wirtschaftsplan nur noch einen Fehlbetrag von rund 3,8 Millionen Euro ausweisen. Die wirtschaftliche Talfahrt will der Flughafen auch durch eine Namensänderung beenden. Seit Neuestem heißt der Airport wie der berühmteste Sohn der Stadt: Albrecht Dürer. Der fränkische Flughafen gehört zur Hälfte der Stadt und dem Freistaat.

Die SPD hatte am Sonntag eine Umfrage zum Thema „Neue Startbahn“ veröffentlicht und damit die Debatte um den Münchner Flughafen erneut angefacht. Demnach sind 50 Prozent der Menschen im Freistaat gegen und 37 Prozent für den Ausbau des Flughafens in der Landeshauptstadt. Eine knappe Mehrheit der Münchner (53,2 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von rund 30 Prozent) hatte in einem Bürgerentscheid vor drei Jahren gegen das Ausbauprojekt gestimmt.

Die Stadt München will sich weiterhin an das Votum der Bürger halten. Juristisch sei der negative Entscheid der Bürger nicht mehr bindend, betont dagegen der Flughafen München, der weiter für den Ausbau wirbt, weil er sich davon „neue Perspektiven“ verspricht. Nur mit einer dritten Startbahn könnten Flugverbindungen zu globalen Wirtschaftszentren ausgebaut werden.

Der Münchner Flughafen hat derzeit ein jährliches Passagieraufkommen von rund 40 Millionen Fluggästen. In zehn Jahren rechnet der Airport mit 58 Millionen. Zum Vergleich: In Nürnberg zählte man im abgelaufenen Geschäftsjahr etwa 3,2 Millionen Passagiere.