München
Fragwürdige Zahlungen

Ermittler vermuten offenbar, dass die Haderthauers Modellautos am Fiskus vorbei verkauft haben

04.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:54 Uhr

München (DK) Fragwürdige Schecks, verdächtige Überweisungen an die Mutter Christine Haderthauers: Der Verdacht der Staatsanwaltschaft München II, dass die Ex-Staatskanzleichefin Straftaten begangen hat, scheint sich zu erhärten. In der CSU macht man sich Sorgen.

Noch in der vergangenen Woche hatte Christine Haderthauer abermals alle Vorwürfe bestritten. Die Vorwürfe gegen sie in der sogenannten Modellbau-Affäre beruhten auf „Lügen und Verleumdungen“, sagte sie dem Ingolstädter Fernsehsender intv. Alles werde „in sich zusammenfallen“. Nun ist erst mal das Gegenteil der Fall. Der Verdacht, dass Haderthauer und ihr Mann Hubert Haderthauer mit ihrer ehemaligen Modellautofirma „Sapor Modelltechnik“ Straftaten begangen haben, scheint sich zu erhärten.

Es geht um mehrere zehntausend Euro aus dem Verkauf der exklusiven Modellautos, die psychisch kranke Schwerverbrecher in der forensischen Psychiatrie bauten. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, glauben die Ermittler, dass das Ehepaar Modelle verkauft haben könnte, ohne dies in den Firmenbüchern anzugeben. In den Jahren 2005 und 2006 sollen Schecks auf das Konto der Haderthauers eingezahlt worden sein. Die Ermittler gehen wohl davon aus, dass die Einnahmen aus dem Verkauf von Modellautos stammen, in den Büchern der Firma tauchen sie aber nicht auf. Zudem verdächtigen die Ermittler die Haderthauers angeblich, beim Verkauf der Firma 2008, einige Modelle entnommen zu haben, ohne dies anzugeben. Auf dem Konto von Haderthauers Mutter gingen laut dem Bericht 2009 und 2011 mehrere zehntausend Euro ein, die die Staatsanwaltschaft mit den Modellautos in Verbindung bringt. Da war Haderthauer längst Ministerin.

Wegen der früheren Modellautogeschäfte ermittelt die Staatsanwaltschaft seit Monaten. Gegen die Politikerin, die als Staatskanzleichefin längst zurückgetreten ist, bestand bisher allerdings nur ein Betrugsverdacht. Ihr ehemaliger Geschäftspartner Roger Ponton wirft den Haderthauers vor, ihn beim Verkauf der Firma über den Tisch gezogen zu haben.

Haderthauer glaubt offenbar weiter, die Vorwürfe entkräften zu können. In einer Erklärung spricht sie von „im ersten Anschein belastend wirkenden Momenten“. Sie habe noch nicht die Gelegenheit gehabt, sie bei der Staatsanwaltschaft zu widerlegen. In der CSU wächst aber offensichtlich die Skepsis. Ministerpräsident Horst Seehofer eröffnete gestern in Prag eine bayerische Vertretung. „Keine schöne Nachricht“, kommentiert er aus der Ferne. „Offenbar gestaltet sich die Angelegenheit schwieriger als erwartet.“ Es gelte weiter die Unschuldsvermutung, sagt ein CSU-Abgeordneter. „Aber das liest sich nicht gut.“ Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könne sie wohl nicht weiter Abgeordnete bleiben, heißt es.

Dass die Haderthauers mehr Modellautos verkauft haben als angegeben, behauptet der Nürnberger Rechtsanwalt Malte Magold, der Ponton vertritt, schon seit Längerem. Er hat die Bücher der Firma mit Produktionsdaten aus der Forensik abgeglichen. Seiner Darstellung nach gibt es große Differenzen. Darauf gründet sich auch eine Schadensersatzklage, die er beim Landgericht Ingolstadt einreichen will. Die nun kursierenden Zahlen seien nur „die Spitze des Eisbergs“, meint er.

Verdächtig kommt der Staatsanwaltschaft auch weiterhin ein anders Detail vor: die Zahlungen von Sapor an die heutige Ingolstädter CSU-Stadträtin Dorothea Soffner, die auch Stimmkreismitarbeiterin Haderthauers ist. Sie hatte vor einigen Jahren Geld von Sapor erhalten – angeblich für PR-Leistungen. Die Ermittler halten das offenbar für fragwürdig. Soffner soll in einer Kurznachricht geschrieben haben, dass sie zwar auf der „Payroll“ der Firma stehe, mit ihr aber nichts zu tun habe. Dann wäre die Frage, wofür sie Geld bekam. Unserer Zeitung hatte sie noch versichert, sie habe „auch Texte für Sapor geschrieben“.

Derweil konstituierte sich gestern der Untersuchungsausschuss Modellbau. Verfahrensfragen werden geklärt, Akten angefordert. Inhaltlich diskutieren die Angeordneten noch nicht. Die neue Entwicklung beschäftigt sie aber durchaus. Angesichts dieser Entwicklung sei die Verteidigungsstrategie Haderthauers nicht mehr nachvollziehbar, sagt die Grünen-Abgeordnete Ulrike Gote. Die Ex-Ministerin bewege sich offenbar zunehmend „in einem Paralleluniversum“.

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