München
Fränkisch und Schwäbisch für Migranten

Integrationsbeauftragter gibt weitere Sprachtafeln mit Dialekten heraus

17.02.2017 | Stand 07.03.2017, 3:33 Uhr


München (DK) Auf Deutsch und Bairisch sind die Sprachtafeln aus dem Büro des Integrationsbeauftragten bereits ein Renner. Nun gib es sie auch auf Fränkisch und Schwäbisch. Aber nicht nur Migranten sollen damit die Dialekte im Freistaat nähergebracht werden.

Tomate ist nicht gleich Tomate - zumindest nicht in Bayern. In Altbayern bezeichnet man das Gewächs als "a Tomàtn", in Franken als "e Domaade" oder "a Domåådn" und die Schwaben sprechen "d'Tomaat". Damit auch Flüchtlinge anhand der "Tomaten"-Aussprache künftig sofort erkennen können, in welchem Landesteil sie sich befinden, gibt es die wichtigsten deutschen Begriffe nun in allen drei Dialekten - jeweils versehen mit kleinen Piktogrammen.

Mit den Sprachtafeln, die jeweils mehr als 300 Begriffe umfassen, soll Migranten die Eingewöhnung in Bayern erleichtert werden. Es gehe darum, die wichtigsten Wörter des Alltags zu lernen, um sich beim Einkaufen, im Bus oder beim Arzt zumindest rudimentär verständigen zu können, erklärt der scheidende Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, Martin Neumeyer (CSU, Foto), der im März sein Amt abgibt.

Die deutsche Sprachtafel, die bereits seit einiger Zeit erhältlich ist und von der es inzwischen schon einen zweiten Teil gibt, hat sich als großer Erfolg erwiesen. 80 000 Stück wurden inzwischen ausgeliefert. Sogar aus dem europäischen Ausland habe es Bestellungen gegeben, berichtet Neumeyer. Das bayerische Pendant ist seit einem Monat erhältlich und bisher 9000-mal bestellt worden. Nun folgen die fränkische und die schwäbische Ausgabe.

Auch die Mundartausgaben sind laut Neumeyer durchaus sinnvoll für die Integration. Ein Afghane, der auf einer Baustelle arbeitet, habe ihm berichtet, dass er dort mit bayerischen Begriffen wesentlich besser zurechtkomme als mit hochdeutschen. Allerdings seien sicher nicht alle aufgeführten Wörter für eine gelungene Integration notwendig, räumt er ein. Ein Ausländer müsse den selbst unter Bayern nicht mehr sonderlich gebräuchlichen Begriff "Grààcherl" für Limonade nicht unbedingt kennen. Aber: "Es geht auch darum, den Reiz der bayerischen Sprache zu vermitteln und wie gemütlich unser Dialekt ist", sagt Neumeyer. Auch einheimische Kinder, die immer weniger Dialekt sprechen, soll das Bayerische, das Fränkische oder das Schwäbische so wieder nähergebracht werden.

Zu den Hauptabnehmern der Sprachtafeln zählen daher neben Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge, Volkshochschulen oder Helferkreisen auch viele Schulen und Kindergärten. Die Reaktionen auf die Sprachtafeln sind laut Neumeyer fast durchweg zustimmend. Bisher habe es 15 oder 16 negative Stimmen gegeben und 2000 positive Mails.

Auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm lobte das Projekt gestern als "wichtigen Beitrag zum Erhalt der Mundart". Die Dialekte seien Teil unserer Kultur.