München
Einsatzort Wiesn

Die Ärzte und Sanitäter des BRK kümmern sich auf dem Oktoberfest um Notfälle und Alkoholleichen

06.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Passt das Licht? Münchens Bürgermeister Josef Schmid besichtigt in der Hauptsanitätsstation den Raum für die Akutbehandlung, wo auch kleinere chirurgische Eingriffe durchgeführt werden können, wie BRK-Chefarzt Frithjof Wagner erklärt. - Foto: Stäbler

München (DK) Die Wiesn-Sanitätsstation ist für die medizinische Versorgung von Tausenden Besuchern gut vorbereitet. Um die 7000 Patienten werden dort jedes Jahr verarztet.

Die Festzelte sind längst aufgebaut, nur hier und da fehlen in den Biergärten noch Bodenplatten. Der riesige Plastiklöwe thront bereits in 37 Metern Höhe auf seinem Turm und blickt so grimmig drein wie eh und je. Auch das Riesenrad steht schon, allein die Gondeln fehlen - aber noch sind es ja eineinhalb Wochen, bis es losgeht.

Heute in neun Tagen beginnt das Münchner Oktoberfest - Zeit also, um bei einer Gruppe Freiwilliger vorbeizuschauen, ohne die das weltgrößte Volksfest nicht stattfinden könnte. Oder genauer gesagt: ohne die es nach der 18-tägigen Sause nicht nur um die Zahl der Besucher, der getrunkenen Maßen und der gegessenen Hendl gehen würde, sondern auch um die Zahl der Schwerverletzten, wenn nicht gar Toten. Die Rede ist von den Ärzten und Sanitätern des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), das seit nunmehr 132 Jahren für die medizinische Versorgung auf der Wiesn zuständig ist.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren es 14 Mann der "Freiwilligen Sanitätskolonne München", die sich mit drei Krankentragen, den sogenannten Handmaries, um Verletzte und allzu trinkfreudige Besucher des Oktoberfests kümmerten. Heute sind es 950 Helfer in 2000 Schichten sowie 120 Ärzte in 170 Schichten, die in den vier Wiesn-Sanitätsstationen ihre Arbeit verrichten - komplett ehrenamtlich. Für die Besucher sind die Standorte von weither zu erkennen, an den weißen Ballons mit dem roten Kreuz, die in 25 Metern Höhe schweben.

Diese Ballons sind momentan freilich noch am Boden - und dennoch hat Münchens Bürgermeister Josef Schmid (CSU) den Weg hierher gefunden zu seinem alljährlichen Besuch in der Hauptsanitätsstation hinter der Schottenhamel-Festhalle. Noch ehe ihm die Frage gestellt wird, kommt der Wiesn-Chef von sich aus auf das Dauerthema Sicherheit zu sprechen: "Es gibt keine konkrete Gefährdungslage", betont Schmid, "alles ist ruhig".

Ganz und gar nicht ruhig wird es bald schon in der Sanitätsstation zugehen, deren Ausstattung der Notfallambulanz eines modernen Krankenhauses entspreche, sagt BRK-Vorsitzender Karl-Heinz Demenat. Und das muss sie auch, schließlich sind die Fallzahlen beachtlich: Um die 7000 Patienten versorgen die Helfer und Ärzte während der Wiesn - also etwa 440 pro Tag. Rund 2000 Mal rücken die sechsköpfigen Teams mit ihren Tragen aus, die der Farbe wegen "gelbe Bananen" genannt werden. Etwa 700 Besucher werden Jahr für Jahr ins Krankenhaus abtransportiert; die Zahl der Alkoholvergiftungen liegt stets bei circa 600 - macht immerhin fast vierzig täglich.

Wer allzu tief in den Maßkrug geschaut hat, der landet im Überwachungsraum der Sanitätsstation auf einer der 15 kniehohen Liegen. Über jeder hängt ein Monitor, es gibt Wärmedecken gegen Unterkühlung, und der Boden sei bewusst "etwas rustikaler" gestaltet, sagt BRK-Chefarzt Frithjof Wagner und deutet auf die dunklen Fliesen - "weil nicht jeder unserer Patienten alles bei sich behält."

Damit die Wiesn-Besucher gar nicht erst Bekanntschaft mit Sanitätern oder gar dem Überwachungsraum machen, hat der Chefarzt ein paar Tipps parat. Man solle sich vorher einen Plan zurechtlegen, was man auf der Wiesn fahren und anschauen wolle, rät Frithjof Wagner. Keinesfalls solle man nüchtern kommen, "also ohne was im Magen". Danach laute die ideale Reihenfolge: Erst Fahrgeschäfte fahren, danach ins Zelt zum Essen und Trinken - "in Maßen und nicht in Massen", so der Doktor.

Was das konkret heißt? Da verweist Frithjof Wagner auf den einstigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein: "Zwei Maß sollten für ein echtes Mannsbild machbar sein." Worauf Josef Schmid ergänzt: "Wenn man wie ich einen sehr langen Wiesn-Tag hat, dürfen es auch mal drei Maß sein." Wobei der Bürgermeister in Anspielung auf die denkwürdige Aussage des Ex-Ministerpräsidenten anmerkt: "Aber Autofahren sollte man danach natürlich nicht mehr."