München
''Eine integre Person''

Modellbau-Affäre: Ex-Kollege verteidigt Hubert Haderthauer im Modellbau-Untersuchungsausschuss

22.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:39 Uhr
Hubert Haderthauer −Foto: Rehberger

München (DK) Freundliche Worte über Hubert Haderthauer im Untersuchungsausschuss Modellbau des bayerischen Landtags: Ein früherer Nervenarzt vom Bezirksklinikum Ansbach hat als Zeuge seinen Ex-Kollegen gegen den Vorwurf des Gewinnstrebens verteidigt.

Auf Hubert Haderthauer lässt er nichts kommen. „Für mich war und ist Herr Haderthauer eine integre Person“, sagte Nervenarzt Klaus L. gestern vor dem Untersuchungsausschuss. „Ich habe ihn in keiner Weise verdächtigt, irgendetwas aus Gewinnstreben heraus gemacht zu haben.“ Während in den vergangenen Monaten mehrere Zeugen dem heutigen Ingolstädter Landgerichtsarzt vorgeworfen hatten, bei der Modellbautherapie im Ansbacher Maßregelvollzug in erster Linie finanzielle Interessen verfolgt zu haben, glaubt L. dies bis heute nicht. „Ich denke, da hing sein Herzblut dran.“

L. war von Ende 1989 bis 1993 Bereichsleiter der Ansbacher Forensik und damit mitverantwortlich für die Fertigung hochwertiger Modellautos durch Straftäter im Rahmen einer Arbeitstherapie. Hubert Haderthauer war als Arzt in Ansbach nicht nur an der Einführung der Modellbautherapie beteiligt, sondern auch geschäftlich involviert: Verkauft wurden die Autos jeweils für mehrere tausend Euro von der Firma Sapor Modelltechnik, deren Gesellschafter Christine und Hubert Haderthauer nacheinander waren.

Ob das Ehepaar dabei Geschäftspartner betrogen oder Steuern hinterzogen hat, prüft derzeit die Staatsanwaltschaft. Der Untersuchungsausschuss befasst sich mit der politischen Dimension der Affäre, insbesondere einem möglichen Fehlverhalten von Ex-Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU).

L. stellte der Modellbautherapie im Ausschuss ein gutes Zeugnis aus. Sie habe „ihre Vorzüge gehabt“, sei für mehrere Patienten „eine wichtige Sache“ gewesen. Ihm sei bekannt gewesen, dass sich Hubert Haderthauer finanziell an der Firma Sapor beteiligt habe, um sie zu stützen. „Ich war nicht unfroh, das zu hören“, betonte L.

Vom Engagement Christine Haderthauers für die Firma Sapor hat der Arzt nach eigenem Bekunden nichts mitbekommen. „Frau Haderthauer kenne ich nicht und habe sie im Zusammenhang mit dem Modellbau niemals wahrgenommen“, sagte L. „Sie ist in der forensischen Abteilung in meiner Zeit niemals in Erscheinung getreten.“

Ausschuss-Vize Florian Herrmann (CSU) wertete die Zeugenaussage als „positives Leumundszeugnis“ für das Ehepaar Haderthauer. L. habe dargestellt, dass es Hubert Haderthauer vor allem um den Erhalt der Modellbautherapie gegangen sei. Der Ausschuss-Vorsitzende Horst Arnold (SPD) verwies dagegen darauf, dass der Mediziner von Haderthauers geschäftlichen Aktivitäten einiges nicht mitbekommen habe. „Die Fakten lassen beim Nachdenken einen anderen Schluss zu.“

Ähnlich wie L. schätzte auch sein Nachfolger als Bereichsleiter, Herbert D., die Modellbautherapie sehr positiv ein. Er habe sich bis zuletzt für sie eingesetzt, sagte er als Zeuge. Als aber Ingeborg B. im Jahr 2000 Chefärztin des Maßregelvollzugs wurde, war nach mehr als einem Jahrzehnt Schluss mit der Modellbautherapie in Ansbach. Sie sah die Sicherheit von Patienten und Mitarbeitern nicht gewährleistet und hatte zudem Zweifel am therapeutischen Nutzen. „Ergo habe ich den Modellbau zugesperrt.“ Am nächsten Tag hatte sie Hubert Haderthauer am Telefon. „Er war wohl nicht glücklich darüber.“

Rund 20 Zeugen will der Ausschuss noch vor Weihnachten befragen, Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und das Ehepaar Haderthauer folgen erst im neuen Jahr. Bis Pfingsten will das Gremium laut Herrmann seine Arbeit beenden. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben wird oder nicht, könnte schon nächste Woche fallen.