München
Das zerschnittene Tischtuch

Wie der Vohburger Gastronom Lorenz Stiftl und der Deutsche-Theater-Geschäftsführer bei Gericht streiten

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

München/Vohburg (DK) Wie viele Akte wird dieses Stück wohl haben? Keiner weiß es genau, nur so viel: Es könnte sich in die Länge ziehen, vielleicht über Jahre. Vorgänge am Deutschen Theater in München sind nun Grundlage einer Posse, wir nennen sie "Das zerschnittene Tischtuch". Deren Bühne steht freilich woanders: am Landgericht München. Einer der Hauptdarsteller ist ein bekanntes Gesicht aus dem Raum Ingolstadt und heißt Lorenz Stiftl, Gastronom und Oktoberfestwirt.

Der zweite Protagonist tritt in Gestalt von Werner Steer auf, seines Zeichens Geschäftsführer des Musentempels. Er hat den aus Vohburg-Rockolding (Kreis Pfaffenhofen) stammenden Stiftl als Pächter der Gastronomie im Deutschen Theater verklagt. "Es geht um vertraglich festgelegte Kosten, die noch unbezahlt sind", sagte Steer unserer Zeitung. Sein Kontrahent sieht das genau umgekehrt, und so trafen die Beteiligten sich am Dienstag zum 1. Akt dieses bühnenreifen Stücks im Gericht.

Worum geht es? Laut Theatergeschäftsführer soll Stiftl eine Reihe von Rechnungen nicht beglichen haben, Zahlungen für Betriebskosten etwa oder für Reinigung und Wartung. Teils mickrige Posten. Alles in allem betragen die Forderungen inzwischen rund 285 000 Euro. Ein durchaus stolzer Betrag.

Doch Steer hat seine Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Stiftl-Lenz, sonst eher mit Gerichten anderer Art bewandert, kann da nämlich nur herzhaft lachen. Er spricht von Rufmord. 2014 hatte er nach der Sanierung des Theaters das Restaurant mit dem schönen Namen "Schwan" übernommen, daneben die Foyer- und Pausengastronomie. Was der Geschäftsführer ihm nun alles anhängen möchte, sei gar nicht Teil des Pachtvertrags, argumentiert der Rockoldinger. "Das ist ein Neubau gewesen, da hat es keine Erfahrungswerte gegeben. Jetzt laufen denen die Kosten davon, und ich soll dafür herhalten. Aber ohne mich", bleibt Stiftl gelassen. "Ich hab' diesen Streit nie gewollt und hätte mich lieber mit dem Geschäftsführer zusammengehockt und alles vernünftig beredet. Aber er wollte das nicht." Der Gastronom reichte gar Gegenklage ein und möchte nun umgekehrt 160 000 Euro vom Theater sehen, unter anderem für Bewirtung und Garderobe.

Der Streitwert summiert sich also auf 445 000 Euro, wie der Vorsitzende Richter Hannes Seebacher letztlich zusammenfasste. Zugleich redete er den Prozessbeteiligten ins Gewissen. Das Verfahren könne sich über Jahre hinziehen, müsste jeder Punkt mit Aussagen, Beweisen oder vor Ort belegt werden. Er schlug einen Vergleich vor: Das Theater möge 20 000 bis 25 000 Euro an Stiftl zahlen und Ende.

Nie und nimmer werde man das tun, haderte Werner Steer am Mittwoch. Das sei nur ein "erster Schuss" des Gerichts. "Wir sind ganz sicher auf der richtigen Seite", sagte er. Lorenz Stiftl ("Ich mag es lieber friedlich!") ließ zur selben Zeit ein Schreiben aufsetzen, in dem er den Vergleichsvorschlag akzeptiert. "Die Parteien haben jetzt drei Wochen Frist", erklärte Richter Seebacher. Je nachdem, wie die Dinge sich derweil entwickeln, will er am 28. Juli das weitere Prozedere verkünden.