München
Quietsch-Brezn und Hendl-Hüte

An den 62 Souvenirständen auf der Wiesn können sich Besucher mit kuriosen Andenken eindecken

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Martina Hauck verkauft seit zehn Jahren Souvenirs am Oktoberfest. Die Hendl-Hüte findet sie selbst zwar "einfach scheußlich" - die Kunden lieben die Kopfbedeckung aber offensichtlich. - Foto: Stäbler

München (DK) Was nimmt der Wiesn-Besucher vom Oktoberfest mit nach Hause? Oft ein Lebkuchenherz, mitunter Kopfbrummen und meist irgendein Souvenir. An 62 Ständen gibt's vom Krug bis zum Hut fast alles - auch jenes Accessoire, das heuer der große Renner ist.

Rudi und Markus sind schon arg wacklig auf den Beinen, was einerseits erstaunlich ist, hat das Oktoberfest doch erst vor drei Stunden seine Türen geöffnet. Andererseits sind die beiden jungen Männer schon seit drei Tagen in München und quasi durchgängig auf der Wiesn. Heute Nachmittag gehe es mit dem Zug heim in die Schweiz, sagt Rudi mit schwerer Zunge. In der Hand hält er, ebenso wie sein Kompagnon, ein maßkruggroßes Plüschtier, das beide soeben an einer Souvenirbude erstanden haben. "Die Löwen sind für unsere Freundinnen", sagt Markus. "Als Dankeschön, weil sie uns drei Tage hierher gelassen haben." Und, ergänzt Rudi grinsend, "weil wir ein schlechtes Gewissen haben".

Die Plüschtiere der zwei Schweizer erweisen sich bei genauerem Hinsehen zwar nicht als Löwen, sondern als Bären in Lederhose - aber das nur am Rande. Mit ihrem Wunsch, etwas Dingliches von der Wiesn mit nach Hause zu bringen, sind Rudi und Markus jedenfalls nicht alleine. 62,31 Euro gibt ein Besucher durchschnittlich auf dem Oktoberfest aus, das hat eine Umfrage der Stadt München aus dem Jahr 2014 ergeben. Für Bier, für Hendl, für Fahrgeschäfte - aber auch für Souvenirs. Tatsächlich ist die nächste Bude nie weit: Stolze 62 Stände auf dem Festgelände verkaufen Andenken und Scherzartikel. In erster Linie seien die Klassiker gefragt, sagt Martina Hauck, die seit zehn Jahren Souvenirs auf der Wiesn vertreibt. Also T-Shirts, Pins und Magnete für Männer, für die Kinder Luftballons und Spielzeug und für die Frauen Schmuck oder Haarreifen mit Blumen.

Und natürlich Hüte, die es in allen Variationen gibt - vom Trachtenhut, "der heute viel mehr gefragt ist als früher", sagt Martina Hauck, bis hin zum zeitlosen grauen Seppelhut. Dazu kommt jene Kopfbedeckung, die voriges Jahr erstmals auf der Wiesn auftauchte und sogleich für Schlagzeilen sorgte: der Hendl-Hut. Dahinter verbirgt sich ein Stoffhut in Form eines Brathähnchens, der in der Basisversion zwölf Euro kostet und 27 Euro mit Motor im Innern, sodass die HendlHaxen auf Knopfdruck rotieren.

"Einfach scheußlich" sei dieser Hut, sagt Martina Hauck - so wie alle Souvenirverkäufer, mit denen man spricht. Doch das hält die Besucher nicht vom Kauf ab: Vergangenes Jahr gab es sogar Engpässe, weil ein Container mit Tausenden Hendl-Hüten infolge der Insolvenz einer Reederei irgendwo auf den Weltmeeren festhing. Heuer haben sich sämtliche Geschäfte vorsorglich eingedeckt.

So auch Angelika Malescha, die mit ihrem Souvenirladen im 26. Jahr auf dem Oktoberfest steht. Auch sie hat wenig übrig für den Hendl-Hut, aber es gebe nun mal Trends, die man mitmachen müsse, sagt sie. "Vor einigen Jahren war das zum Beispiel der Wackel-Hut."

In der winzigen Bude von Angelika Malescha stehen gefühlt ein paar Tausend verschiedene Souvenirs dicht an dicht - von der Schwimm-Brezn (25 Euro) bis zur Mini-Kuhglocke (14,50 Euro), vom babygroßen Plüschlöwen (40 Euro) bis zum Selfie-Stick (8,50 Euro). Und natürlich Bierkrüge in allen Varianten, die vor allem bei Amerikanern begehrt seien, sagt die Verkäuferin. "Die lieben ihre ,Steins' und nehmen gerne auch was Hochwertiges mit Zinndeckel." Einheimische griffen dagegen eher zum alljährlichen Sammlerkrug, mit offiziellem Wiesn-Logo und für 32 Euro. Neu im Sortiment von Angelika Malescha ist heuer eine Quietsch-Brezn - damit der Wiesn-Gänger auch seinem Hund ein Andenken mitbringen kann.

Derlei Gummischleifen interessiert Rudi und Markus freilich wenig, und auch einen Hut kaufen die beiden Schweizer nicht. Oder genauer gesagt: diesmal nicht. "Wir haben uns am ersten Tag Hüte gekauft, am zweiten Tag noch mal und auch am dritten Tag", erzählt Rudi, die Finger nacheinander in die Höhe reckend. Dann grinst er breit und klappt alle drei Finger wieder ein: "Aber jedes Mal haben wir unsere Hüte noch am Abend verloren."