München
"Ich weiß, wie es sich anfühlt als Seehofer"

Der Kabarettist Wolfgang Krebs über den bayerischen Ministerpräsidenten und das Ende der Saure-Gurken-Zeit

04.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Kabarettist Wolfgang Krebs ist Spezialist für Bayerns Ministerpräsident Seehofer. - Foto: Wiebe

München (DK) Wolfgang Krebs (51) ist einer der beliebtesten Kabarettisten Bayerns. Berühmt wurde er mit seinen Parodien auf Bayerns Ministerpräsidenten, wo er aktuelle und ehemalige Amtsinhaber in der "Landtagskantine" über die aktuellen politischen Verhältnisse debattieren lässt. Krebs ist also auf seine ganz eigene Weise Experte für diverse Landesväter.

Herr Krebs, Markus Söder soll Bayerns neuer Ministerpräsident werden. Wie stellen Sie sich in Ihrem Programm auf Söders neue tragende Rolle ein?

Wolfgang Krebs: Die Umstellung wird ganz einfach. Ich habe bei Bayern 1 eine Radio-Kolumne, in der ich schon sehr lange den Markus Söder ständig auf Horst Seehofer auflaufen lasse. Auch in der Fernsehsendung "quer" habe ich immer schon den Seehofer und den Söder im Spiel. In meinem Soloprogramm "Die Watschenbaum-Gala" hat Söder eh schon zwei Auftritte, während Seehofer nur einmal dran ist.

 

Auf Ihrer Facebook-Seite gibt es ein zwei Wochen altes Video von Ihnen, auf dem Sie kabarettistisch heiter ankündigen, wie sich die verfahrene Situation im Bund und in Bayern auflösen wird. Praktisch alles ist jetzt so eingetroffen, wie Sie das sagen, einschließlich dem Platzen der Jamaika-Sondierungen und der brandneuen Konstellation Söder-Seehofer. Seit wann sind Kabarettisten mit prophetischer Gabe gesegnet?

Krebs: Ich arbeite wie ein Landtagskorrespondent. Ich habe Journalisten, mit denen ich gute Kontakte pflege. Ich kenne Politiker, mit denen ich telefoniere und sie frage: "Was meinst du, wie's weitergeht" Dann bastle ich mir meine Meinung zusammen. Ich bin da sehr gut informiert.

 

Dann brauchen wir in Zukunft keinen Professor Heinrich Oberreuter mehr, der uns über die wichtigsten CSU-Politiker aufklärt, sondern halten uns an den Kabarettisten Wolfgang Krebs?

Krebs: Ich spiele diese Figuren ja permanent. Vielleicht kann ich deswegen teilweise sehr gut verstehen, vor welchem Hintergrund sie argumentieren. Ich weiß, wie es sich anfühlt als Söder oder als Seehofer auf der Bühne. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, wie es weitergehen kann. Vielleicht ist das der Grund, warum ich mit meiner Prognose richtig gelegen habe.

 

Das ist natürlich ein Triumph für Sie?

Krebs: Ha, das sehe ich absolut so! Jetzt kann ich sagen: "Schaut's, ich hab's gleich gesagt!" Und für mich ist es natürlich ganz toll, wenn Horst Seehofer weiter auf dem Spielfeld bleibt. Das ist für mein Soloprogramm ein Gewinn.

 

Sie haben ja schon einen Ministerpräsidenten, der kaum noch in der Öffentlichkeit auftaucht: Günther Beckstein. Der ging Ihnen irgendwie verloren.

Krebs: Der Günther Beckstein ist bei mir nicht mehr im Programm. Der wird nur noch kurz angespielt. Aber wenn jetzt jemand gekommen wäre wie der Manfred Weber; den halte ich für ganz schwer zu parodieren. Oder Marcel Huber - das ist alles ganz schwierig.

 

Wie halten Sie's mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, von dem es zunächst hieß, er würde gegen Söder antreten? Ist der auch so sperrig?

Krebs: Herrmann ist seit ungefähr einem Jahr bei mir im Programm. Das ist eine sehr lustige Rolle.

 

Also hätten Sie als Kabarettist nichts gegen einen Ministerpräsidenten Herrmann gehabt?

Krebs: Das ist eine sehr schwierige Frage. Das bedeutet, dass mir gefallen würde, was die CSU momentan an Figuren aufstellt. Tatsächlich ist es so, dass ich als bayerischer Bürger weiterhin Spaß mit diesen Figuren haben werde. Ob die mir im Einzelnen passen, das ist ein völlig anderes Feld. Und wie ich zu den einzelnen Figuren stehe, sieht man, wenn man mein Programm anschaut.

 

Aber insgesamt sind es doch gerade großartige Zeiten für einen bayerischen Kabarettisten?

Krebs: Es tut sich was! Es gibt ja auch immer wieder eine Saure-Gurken-Zeit, etwa vor ein paar Jahren, als Seehofer schon im Amt war, als alles geregelt war und keine großen Themen aufgeploppt sind. Da war es wirklich nicht einfach, die Leute für politische Themen zu sensibilisieren. Wir sind jetzt in Zeiten, in denen sich die Menschen in Bayern wieder sehr viel mehr für Politik interessieren. Sie wollen wissen, wo denn die Visionen sind.

 

Gibt es diese Visionen in der Politik?

Krebs: Unter Edmund Stoiber hatten wir einen ehrgeizigen Ministerpräsidenten, der durchaus Visionen für Bayern entwickelt hat. Ob das jetzt gut oder schlecht war - aber man hat zumindest gewusst, wo man hingeht. Momentan fehlen mir zu ganz vielen Fragen politische Antworten. Es wird Zeit, sich endlich von den Diskussionen um Personen zu verabschieden und sich wieder den politischen Inhalten zu widmen. Ich bin allerdings sehr gespannt, ob die personelle Situation in Bayern in einem Jahr noch so ist wie heute.

 

In ihrer kabarettistischen Prognose sehen Sie Markus Söder im Herbst 2018 nach der Landtagswahl schon nicht mehr als Ministerpräsidenten, sondern als. . .

Krebs: . . . Sparkassen-Chef. Wie der Georg Fahrenschon.

 

Die Fragen stellte Richard Auer.