München
Beide Seiten fühlen sich im Recht

Vergleich abgelehnt: Deutsches Theater erweitert im Streit mit Gastronom Stiftl seine Klage

14.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Für Lorenz Stiftl als Theatergastronom sprach sich der Finanzausschuss gestern aus. - Foto: Imago

München/Vohburg (DK) Hinter den Kulissen des Deutschen Theaters in München rumort es weiter. Der juristische Streit wegen gegenseitiger Forderung zwischen dem Geschäftsführer des Musentempels, Werner Steer, und dem Pächter der Gastronomie im Haus, Lorenz Stiftl (Bild), droht zu eskalieren.

Die Frist für einen gerichtlich angeregten Vergleich ist ohne Einigung verstrichen. Es kommt sogar noch dicker: Das Theater hat seine Klage inzwischen erweitert, wie Steer jetzt erklärte.

Die beiden Hauptdarsteller dieses internen Dramas sind sich ganz offensichtlich nicht mehr wohlgesonnen, hört man sie über den jeweils anderen reden. Laut Theatergeschäftsführer soll der Vohburger Gastronom eine Reihe von Rechnungen nicht beglichen haben, es geht um Betriebskosten, Reinigung und Wartung. Summa summarum satte 285 000 Euro.

Doch Stiftl hält dagegen und sieht sich seinerseits über den Tisch gezogen. Seine Gegenklage beläuft sich auf 160 000 Euro, was einen Gesamtstreitwert von 445 000 Euro ergibt. In einem ersten Termin am Landgericht München I hatte die Zivilkammer im Mai zum Vergleich geraten: Das Theater möge Stiftl 20 000 bis 25 000 Euro zahlen, und erledigt.

"Nie und nimmer!", hatte Steer damals erklärt. Während Stiftls Anwalt dem Vergleich zustimmte, wollte das Deutsche Theater bei einer solchen Lösung nicht mitspielen. So verstrich der anberaumte Termin für eine friedliche Einigung, obwohl der Kammervorsitzende am Gericht im Frühjahr vor einer Fortsetzung des Streits gewarnt hatte. Es werde wohl Jahre dauern, bis über jeden strittigen Punkt befunden sei. Steer nimmt das in Kauf, wie er jetzt sagte: "Wir haben diesen komplett bescheuerten Vergleich abgelehnt, weil wir zu 100 Prozent auf der richtigen Seite stehen. Das sind Gelder, die das Deutsche Theater zu Recht einfordert. Wir gehen keine Kompromisse ein."

Wie der Geschäftsführer erklärte, habe man "alle Punkte noch einmal aufgeschlüsselt und die Klage erweitert". Den aktuellen Streitwert wollte er vorerst nicht beziffern, denn "unsere Forderung wächst monatlich an". Die Auseinandersetzung sei "so leidig und so schlimm".

Das empfindet Lorenz Stiftl ganz ähnlich. "Mir wäre eine gütliche Einigung viel lieber gewesen", sagt er. Gleichwohl fühlt auch er sich im Recht und bleibt gelassen. Was man ihm da anhängen möchte, sei gar nicht Teil des Pachtvertrags. Der Gegenseite würden die Kosten davonlaufen, sie wolle ihn dafür in die Pflicht nehmen. "Aber ohne mich", hatte er im Mai erklärt.

Mit der Klageerweiterung beginnen Fristen neu zu laufen, sodass es für das Gericht vermutlich erst im Winter weitergeht. Und so zieht sich das Verfahren wohl länger hin, als der Pachtvertrag läuft - der endet im November 2018. ‹ŒFoto: Straßer