Hubert Haderthauer angeklagt

Wegen Betrug und Steuerhinterziehung

04.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:36 Uhr
Hubert Haderthauer −Foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) Nach monatelangen Ermittlungen zur Modellbau-Affäre hat die Staatsanwaltschaft München II Anklage gegen den Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer erhoben. Die Vorwürfe: Betrug und Steuerhinterziehung. Eine Entscheidung, die auch auf Ehefrau Christine einen Schatten wirft.

Es sollte eine kurze Ruhe vor dem Sturm bleiben: Am Montag hatte die Staatsanwaltschaft München II bekannt gegeben, dass Ex-Staatskanzleichefin Christine Haderthauer nicht wegen Betrugs und Steuerhinterziehung angeklagt werde, sondern wegen eines kleineren Steuerdelikts nur mit einem Strafbefehl rechnen müsse. Nur zwei Tage später folgte die Nachricht von der Anklage gegen ihren Ehemann.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mediziner vor, er habe beim Verkauf der Firma Sapor Modelltechnik seinen Mitgesellschafter Roger Ponton um 84 400 Euro betrogen. Zusammen mit einem Anwalt, der ebenfalls wegen Betrugs angeklagt wurde, soll Hubert Haderthauer durch unvollständige und unrichtige Gewinnermittlungen einen niedrigeren Unternehmenswert vorgetäuscht haben, wie das Oberlandesgericht München mitteilte. Daraus ergibt sich zudem der Vorwurf der Steuerhinterziehung gegen Haderthauer. Zu diesem macht die Behörde wegen Geheimhaltungspflichten keine näheren Angaben. Das Landgericht München II muss nun entscheiden, ob es ein Hauptverfahren eröffnet.

Die 1990 gegründete Firma Sapor verkaufte hochwertige Modellautos, die von psychisch kranken Straftätern in der Forensik gebaut wurden – allen voran vom Dreifachmörder Roland S., den Haderthauer als junger Stationsarzt am Bezirksklinikum Ansbach kennengelernt hatte. 2008 verkaufte Haderthauer die Firma und zahlte Ponton 2011 eine Abfindung von 20 000 Euro.

Nach Überzeugung des Ex-Waffenhändlers war das viel zu wenig. Ponton zeigte seinen früheren Geschäftspartner 2014 an und reichte vor wenigen Wochen eine Zivilklage ein – über vorläufig 300 000 Euro. Der Anwalt des französischen Geschäftsmanns, Malte Magold, sagte unserer Zeitung, die zivilrechtliche Bewertung sei zwar „noch mal eine andere Sache“, er freue sich aber, dass die Staatsanwaltschaft mit ihrer Anklage „unsere Auffassung teilt“.

Christine Haderthauer, die in den Anfangsjahren der Firma selbst Sapor-Gesellschafterin war, hatte Kritik an den Geschäften mit Modellautos aus der Psychiatrie zurückgewiesen. Im Jahr 2014 versicherte sie, es sei kein fragwürdiges Geschäftsmodell gewesen, sondern „ein von Idealismus getragenes Engagement finanzieller Art“. Eine Darstellung, der im Untersuchungsausschuss Modellbau, der sich um eine politische Aufarbeitung bemüht, mehrere Zeugen widersprachen.

Ausschuss-Chef Horst Arnold (SPD) wies gestern darauf hin, dass der mit Ponton 2011 geschlossene Abfindungsvertrag auch Christine Haderthauers Namen trage. Offenbar gehe die Staatsanwaltschaft aber davon aus, dass die damalige Ministerin nichts von dem Betrugsversuch gewusst habe. Die Grünen-Abgeordnete Ulrike Gote hob hervor, „dass die angeklagten Vorgänge in die Amtszeit der Sozialministerin Christine Haderthauer fallen“. Sie trage damit „wohl auch eine politische Mitverantwortung für die Geschäfte mit bayerischen Forensik-Patienten“.