München
Araber lassen die Kassen klingeln

Touristen gehen gerne in München shoppen – Größten Kundenzuwachs hat aber das Ingolstadt Village

07.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

München/Ingolstadt (DK) München ist bei arabischen Shopping-Touristen sehr beliebt. Das geht aus einer aktuellen Studie im Auftrag des Handelsverbands Bayern hervor. Aber auch ins „Ingolstadt Village“ fährt die exotische Kundschaft gerne.

In den vergangenen drei Jahren haben sich die Aufenthaltsdauer und die Ausgaben der Gäste von der arabischen Halbinsel – vor allem Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Dubai und Kuwait – in der Landeshauptstadt deutlich erhöht. Mittlerweile bleibt der durchschnittliche Gast 12,5 Tage statt neun Tage wie noch im Jahr 2012. Außerdem lässt er täglich etwa 367 Euro im Einzelhandel zurück, bei der letzten Erhebung waren es mehr als ein Drittel weniger.

Nach den Angehörigen der Herrscherhäuser entdeckt nun auch die Mittelschicht vom Golf den Freistaat: Zwei Drittel der Gäste können inzwischen zu dieser Personengruppe gezählt werden. Und diese Araber kaufen eben längst nicht mehr nur in den teuren Nobel-Boutiquen und Edel-Parfümerien auf den Luxus-Einkaufsmeilen der Münchner Maximilian- und Kaufingerstraße ein, sondern frequentieren inzwischen auch verstärkt das mittlere Preissegment, wie Ernst Läuger, der Präsident des Handelsverbands, zufrieden erläutert.

Über diesen Stimmungswandel freut man sich vor allem bei den in jüngster Zeit ja nicht eben verwöhnten Kaufhäusern Karstadt und Galeria Kaufhof – und auch im Ingolstadt Village. Denn weil inzwischen auch Araber nach dem Preis schauen, wird das Factory Outlet bei ihnen beliebter. Bei der letzten Erhebung vor drei Jahren hätten nur 0,5 Prozent der arabischen Einkaufstouristen den Weg ins Ingolstadt Village gefunden, inzwischen seien es 7,5 Prozent – eine Steigerung um das 15-Fache. Zum Vergleich: Die ebenfalls mit ihren Umsätzen sehr zufriedenen Riem-Arcaden, eine der wichtigsten Einkaufsmöglichkeiten fürs mittlere Preissegment in der Landeshauptstadt, schaffte „nur“ eine Steigerung der Kundenzahl ums Vierfache. Für Ingolstadt schlummert in den Arabern auch künftig die Chance, ein noch größeres Stück vom Shopping-Kuchen abzubekommen, wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt werden. Hier gilt es auch von Münchner Fehlern zu lernen. Zwar seien die Gäste grundsätzlich sehr zufrieden mit dem bayerischen Einzelhandel, wünschen sich aber noch einige Verbesserungen: „Die Verkäufer können ruhig ein wenig freundlicher sein“, rät Läuger seiner Branche, „ein grantiger Händler – und grantig sind in Bayern viele Menschen – wird von Arabern schnell als persönliche Beleidigung verstanden.“ Auch längere Ladenöffnungszeiten werden nach Läugers Angaben gewünscht. Die arabische Kundschaft hält nämlich gern ausgiebig Mittagsschlaf und schlägt dann gern mal zwischen 19 und 20 Uhr in der Boutique auf – wütend und enttäuscht, wenn sie erfahren, dass den Deutschen die Einhaltung der Ladenöffnungszeiten wichtiger ist als der Umsatz.

Besonders beliebt kann man sich bei arabischen Shopping-Touristen machen, wenn man als Laden nicht nur die Standard-Konfektionsgrößen bereithält. Sport ist in diesen Ländern nämlich eher verpönt, gutes und reichhaltiges Essen dagegen sehr geschätzt und Ausdruck des persönlichen Status – was zu mehr oder weniger großem Übergewicht bereits in der Mittelschicht führt. Zu enge Mode ist überhaupt der wichtigste Kritikpunkt, den die Araber laut Umfrage an Bayerns Boutiquen haben. Wenn die arabische Kundin dann noch, wie es die Schicklichkeit daheim geziemt, beim Anprobieren der XXL-Kleider von einer weiblichen und vor allem des Englischen kundigen Verkäuferin beraten wird, dürfte dem umsatzfreundlichen Kaufrausch der Dame vom Golf nichts mehr im Wege stehen.