München
An Regensburg führt kein Weg vorbei

Stadt gewinnt Wettbewerb um neues Museum dank seiner Historie und wegen des guten Konzepts

07.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:04 Uhr

Im Herzen Regensburgs wird das Museum der Bayerischen Geschichte gebaut. Der Donaumarkt (auf unserem Bild gelb unterlegt), der künftige Standort des Museums, befindet sich nicht weit entfernt vom Dom (rechts) und der Steinernen Brücke (unten) - Foto: Nürnberg-Luftbild, Hajo Dietz

München (DK) Am Ende geht alles ziemlich schnell. Nur eine halbe Stunde diskutiert das Kabinett gestern, dann trifft es die Entscheidung: Regensburg soll das Museum der Bayerischen Geschichte bekommen. Ingolstadt, das sich auch beworben hatte, geht leer aus.



Es ist ein ziemlich eindeutiges Votum. Nach der anschließenden Pressekonferenz in der Staatskanzlei sieht Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) auf die Uhr. „Eine knappe Stunde haben wir jetzt gebraucht“, sagt er zu seiner Pressesprecherin. Es wirkt fast, als habe er mit mehr Gegenwind der Journalisten gerechnet. Denn so klar die Entscheidung am Ende auch war – in den letzten Wochen gab es heftige Turbulenzen um das Auswahlverfahren.

Im Jahr 2018 soll das geplante Museum eröffnet werden. Dann feiert Bayern sein 100-jähriges Bestehen als Freistaat. Insgesamt hatten sich 25 Kommunen als Standort für das Prestigeprojekt beworben. Das Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg, das auch die Landesausstellungen organisiert, leitete das Verfahren. Irgendwann sickerte durch, dass neben Regensburg auch Ingolstadt, Landshut, Würzburg, Passau und Kempten in der engsten Auswahl waren.

Mitte November kam es dann zum Konflikt. Am Rande von Veranstaltungen bestätigten sowohl Ministerpräsident Horst Seehofer als auch Heubisch die Favoritenrolle Regensburgs. Vor allem aus Würzburg und Passau kam Protest. Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die aus Würzburg stammt, vermutete, der Sieger habe von Anfang festgestanden. Oppositionspolitiker sprachen von einem „undemokratischen und intransparenten Verfahren“.

Dem widersprach Heubisch gestern energisch. „Die Vorwürfe gehen nachhaltig ins Leere“, sagt er. Die Experten hätten sich einstimmig für Regensburg ausgesprochen, betont der Minister. Ein so klares Votum habe er bei einer Standortentscheidung noch nie erlebt. „Mich hat das selbst ein wenig überrascht.“ Die Bewerbungen lagen kürzlich noch einem Expertenbeirat vor. Dem Gremium gehörten Universitätsprofessoren und Museumsfachleute auch aus anderen Teilen Deutschlands an. In fast allen Kriterien schnitt offenbar Regensburg am besten ab. Heubisch nennt das großzügige Grundstück am Regenburger Donaumarkt, die historische Bedeutung der Stadt und die vielen Touristenattraktionen. Außerdem sei die Stadt aus allen Teilen Bayerns gut erreichbar. Zudem ist das Museum offenbar als „Null-Energie-Haus“ konzipiert und wird so besonders geringe Unterhaltskosten verursachen. Offenbar hat die Stadt auch großzügige finanzielle Unterstützung versprochen: An den veranschlagten Baukosten von 61,5 Millionen Euro will sich die Kommune mit mehreren Millionen beteiligen.

Da konnten die anderen Städte aus Sicht der Experten offenbar nicht mithalten. Der Abstand zu den übrigen Bewerbern sei groß gewesen, heißt es aus Jury-Kreisen. Die anderen fünf Kommunen lägen dagegen verhältnismäßig dicht beieinander. Die Bewertungen der Experten wollte Heubisch gestern nicht offenlegen. In den kommenden Wochen will er sie im Kulturausschuss des Landtags präsentieren. Gegen das Ingolstädter Konzept sprach offenbar unter anderem die Verknüpfung des neuen Hauses mit dem Bayerischen Armeemuseum. Das neue Geschichtsmuseum soll seinen Fokus auf die Entwicklung der Demokratie legen. Die Nähe zum Militär könne da missverstanden werden, heißt es. Auch architektonisch war das Konzept der Regensburger Bewerbung offenbar unterlegen.

Doch davon wollte gestern noch niemand offiziell reden. Alle Konzepte seien „interessant und qualifiziert“ gewesen, betont Heubisch. „Auch Ingolstadt hatte eine saubere, gute Bewerbung“, sagt der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl.